
Die art karlsruhe, die Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst, findet noch bis 23. Februar 2025 auf dem Messegelände in Rheinstetten bei Karlsruhe statt. Dabei sind diesmal 187 Galerien aus 16 Ländern, die meisten davon aus Europa, aber auch Japan, Taiwan und Südkorea sind vertreten. In den vier lichtdurchfluteten Messehallen der art karlsruhe werden wieder Malerei, Skulptur, Auflagenobjekte und Fotografie, Werke aus unterschiedlichsten Materialien aus den vergangenen rund 120 Jahren gezeigt, die einen umfassenden Überblick über 120 Jahre internationales Kunstschaffen bieten. Die diesjährige art karlsruhe auf dem Messegelände in Karlsruhe-Rheinstetten ist am Freitag und Samstag von 11 bis 19 Uhr, und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Im zweiten Jahr unter neuer Führung stechen erneut ein verändertes Konzept und neue Formate hervor, erkennbar bereits an farblich und typografisch runderneuertem Logo und Corporate Design. Das Organisationsteam um Olga Blaß und Kristian Jarmuschek setzt auf deutliche Weiterentwicklung des von Ewald Karl Schrade 2004 begründeten Konzepts. Und das mit sichtbaren Ergebnissen.
Neben den 18 Skulpturenplätzen und dem Skulpturengarten im Atrium gibt es seit vergangenem Jahr zusätzlich „Skulpturenspots“ in den Umgängen des Innenhofs. 30 „sculpture:spots“ rücken die bildhauerischen Arbeiten noch mehr in den Fokus. Die Hallen wurden neu strukturiert: In Halle 1 präsentieren etablierte Galerien und Kunsthändler hochkarätige Werke der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst mit musealer Qualität. Halle 2, „Kunst nach 1945 und Gegenwartskunst“, kombiniert Kunst der Nachkriegsmoderne mit Positionen der Gegenwartskunst. In Halle 3 finden sich das neue Format „paper:square“ für Arbeiten auf und mit Papier sowie die diesjährige Sonderausstellung zum privaten Sammeln, „Tamina Amadyar – Einblicke in die Sammlung Christoph Keller“, kuratiert von Stefanie Patruno, der Direktorin der Städtischen Kunsthalle Karlsruhe. Ebenfalls in Halle 3 präsentieren sich auf der sog. Museumsmeile und dem „academy:square“ rund 35 Kulturinstitutionen wie das ZKM, Kunstakademien, Museen und Kunstvereine. Die Sektion „start:block“ zeigt Arbeiten für das kleinere Budget und soll Neu-Sammlern den Einstieg erleichtern. Halle 4 fordert mit dem Titel „Discover“ zum Entdecken zeitgenössischer Positionen auf.
Im Austausch mit den Galerien wurden neue Formate wie „Friends“ eingeführt, wo sich eine Galerie als Mitaussteller am Stand einer befreundeten Galerie vorstellen kann. Zehn Galerien präsentieren sich 2025 gemeinsam auf einem Stand mit einer befreundeten Galerie. So bringt die DavisKlemmGallery aus Wiesbaden etwa die Micheko Galerie aus München mit.

art karlsruhe Preis –
Mehrere Preisverleihungen sind mit der art karlsruhe verbunden. Einen tieferen Einblick in das künstlerische Schaffen einzelner Künstlerinnen und Künstler ermöglichen die One-Artist-Shows. Jede One-Artist-Show der Messe ist automatisch für den art karlsruhe Preis nominiert. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung ging in diesem Jahr an die junge japanische Künstlerin Etsu Egami, der die Galerie Kornfeld eine Einzelpräsentation ausrichtet. Mit dem Preisgeld werden Werke der ausgezeichneten Künstlerin angekauft und in die art karlsruhe Collection in der Städtischen Galerie Karlsruhe aufgenommen.
Hans Platschek Preis
Der diesjährige Hans-Platschek-Preis für Kunst und Schrift ging an die deutsch-schweizerische Künstlerin Ingeborg Lüscher. Lüscher verwendet für ihre Arbeiten organische Stoffe, seit Mitte der 1980er Jahre u. a. Schwefel, dessen Gelb sie oft in farbliche Korrespondenz mit einem aus Asche und Acryl gewonnenen Schwarz setzt. So entstehen dialektische Bilder, die sowohl von einer poetisch aufgeladenen als auch einer radikalen Haltung zeugen. Neben ihrer bildenden Kunst ist Lüscher in der Literatur tätig, eine Doppelbegabung, die sie mit Hans Platschek, dem Namensgeber der Auszeichnung, teilt. Ausgewählt wurde Lüscher von Bettina Steinbrügge, Generaldirektorin des Mudam Luxemburg, die seit 2017 im Vorstand der Hamburger Platschek-Stiftung tätig ist. Steinbrügge wurde vom Vorstand der Stiftung zur diesjährigen Solo-Jurorin des Preises benannt.
Loth Skulpturen Preis
Mit dem von der L-Bank gestifteten Loth-Skulpturenpreis wird die herausragendste Präsentation der sculpture:squares ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro kommt gleichermaßen dem Künstler und dem Galeristen zugute.
Insgesamt macht die diesjährige art karlsruhe einen jungen und frischen Eindruck. Die Kojen sind geräumiger angeordnet als in manchen der letzten Jahre, es wurde zwar konsequent auf den Teppichboden verzichtet, aber die große Umgewöhnung dazu fand bereits letztes Jahr statt. Insgesamt waren es nur 187 teilnehmende Galerien, vielleicht hat auch dies dazu beigetragen, dass die Sichtachsen besser sind als in den vergangenen Jahren. Bemerkenswert ist, dass dieses Jahr rund 15 Galerien aus dem Rhein-Main-Gebiet teilnehmen – so viel wie noch nie.
Einige Kunstwerke und Künstler sind besonders ins Auge gefallen: Die Holz-Skulpturen von Jessi Strixner bei der Galerie dieHO aus Magdeburg. Die aus Holz geschnitzten Kleidungsstücke, wie Socken, Kappen und Jacken, sind wunderbar originalgetreu gearbeitet, die herausgearbeiteten Faltenwürfe tragen zur Plastizität bei und täuschen das Auge, sodass man nicht erkennt, dass es sich nicht um Textilien handelt. Auch Post-its mit Aufschriften wie „Müll nicht vergessen“ oder „good morning sunshine“ „kleben“ täuschend echt, aber eben aus Lindenholz gefertigt, an den Wänden des Messestandes.
Ein alter Bekannter ist der Stahlbildhauer Bruno Feger, diesmal vertreten durch die Arthus Galerie. Seine Zitronen aus geschweißten Plättchen oder die sehr bekannten Mohnblüten, aber auch die neueren Karton-Arbeiten sind sehr typisch und immer wieder veritable bildhauerische Positionen.
Die große Überraschung war dieses Jahr Deniz Alt bei der Galerie Leander Rubrecht Contemporary aus Wiesbaden. Er hat eine gesellschaftskritische Installation geschaffen, ein in einem Eisblock gefasstes Bild auf Leinwand wird sukzessive durch Schmelzen des Wassers freigelegt. Deniz Alt treiben die schmelzenden Eisberge und der steigende Meeresspiegel um. Der Künstler rechnet damit, dass die Arbeit bis Samstag oder Sonntag freiliegt. Das Wasser tropft über Holzpalletten in einen Trog.
Die Berliner Galerie Tammen hat dem Bildhauer Karl Manfred Rennertz einen großen Skulpturenplatz eingerichtet. Zu sehen sind hier viele große Holzskulpturen der letzten Schaffensjahre; der Künstler war auch anwesend.
Wer viel Geld ausgeben möchte, findet Arbeiten von Karin Kneffel, ganz typisch ein Hund auf einem Teppich für 95.000 Euro bei der Galerie Ludorff. Dort auch zu finden eine entzückende kleine Bronze-Kuh von Ewald Mataré, für 45.000 Euro noch im Bereich des Erreichbaren.
Insgesamt bewegen sich die Preise in der Spanne von 300 bis 950.000 Euro, letzteres Werk, was nicht überrascht, eine abstrakte Leinwand von Gerhard Richter.
Einige Bekannte aus der Klassischen Moderne sind ebenfalls zu finden, wie René Magritte und Erich Heckel oder auch Hannah Höch.
Zusammenfassend kann man sagen, diese Messe lohnt sich sehr! Es ist eine gute Mischung aus Zeichnung, Malerei, Skulptur und Plastik (inkl. Murano-Glasarbeiten, z. B. von Erwin Wurm und Thomas Schütte bei berengostudio aus Venedig). Die Fotografie kommt etwas zu kurz, aber irgendeine weitere Verbesserung muss ja auch noch möglich sein.
Die nächste Ausgabe der art karlsruhe ist für den 5. bis 8. Februar 2026 geplant.
(Jutta Ziegler/ Dr. Carsten D. Siebert /RheinMainKultur.de)
Weitere Infos: Art Karlsruhe