„Edmond: Die letzten Tage der Dinosaurier“ – erzählt das Senckenberg-Naturmuseum in neuer spannender Ausstellung ab 19.09.2025

Die Projektion macht die Lage der gefundenen Knochen im Körper des Edmontosaurus sichtbar. Foto: Senckenberg, Tränkner

Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt erzählt ab morgen, 19. September 2025, anhand in detektivischer Kleinarbeit zusammengetragener Funde die spannende Geschichte von „Edmond: Die letzten Tage der Dinosaurier“.

Ein einzelner Zahn, ein Knochenfragment oder versteinerte Holzstückchen: Oft sind es unscheinbare Spuren, die Paläontologen helfen, die große Geschichte der Dinosaurier und die Zeit vor ihrem Verschwinden zu rekonstruieren. Die neue Sonderausstellung rückt genau diese faszinierenden Details in den Mittelpunkt – kleine Funde mit großer Aussagekraft. Zentrale Gestalt ist „Edmond“, ein Pflanzenfresser aus der Gattung Edmontosaurus, der zu den letzten Dinosauriern vor dem globalen Massenaussterben zählt. Besucher erfahren, wie sein Leben vor rund 66 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte.

„Edmond, wie wir unsere Dinosaurier-Mumie nennen, ist einer der beeindruckendsten und wertvollsten Schätze unseres Museums – weltweit gibt es nur sehr wenige Exemplare. Dieser Edmontosaurus ist außergewöhnlich gut erhalten, sogar fossile Abdrücke seiner Haut sind sichtbar“, erläutert Dr. Eva Roßmanith, kommissarische Leiterin des Museums. „Solche großen, vollständigen Skelettfunde sind spektakulär, aber äußerst selten. Viel häufiger finden wir Fragmente oder winzige Bruchstücke aus der Welt der Dinosaurier“, ergänzt Dr. Omar Rafael Regalado Fernández, Kurator der Ausstellung. „Doch jeder noch so kleine Überrest liefert Puzzlestücke zur Rekonstruktion der Vergangenheit – zu damaligen Umweltbedingungen, Nahrungsketten, zur Fortbewegung oder zu Krankheiten. Die Ausstellung macht genau diese Detektivarbeit sichtbar und nimmt die Besucher mit auf eine Reise in die letzten Kapitel des Erdmittelalters.“

Blick in die Ausstellung mit einem Ausschnitt des „Bonebeds“. Foto: Senckenberg, Tränkner

Für die Rekonstruktion von Edmonds Lebenswelt dienen Funde aus einem „Bonebed“, das 2019 als ganzer Gesteinsblock aus Wyoming (USA) nach Frankfurt gebracht wurde. Dort entdeckten die Senckenberg-Forscher zahllose Knochenreste, Pflanzenfragmente und Spuren fossiler Ökosysteme – ein einzigartiger Einblick in das Leben vor dem Asteroideneinschlag. Ein präparierter Quadratmeter des Blocks zeigt in der Ausstellung eindrucksvoll, wie dicht die vielen kleinen Fundstücke beieinanderliegen. Die Ablagerungen – einst Teil eines urzeitlichen Flussufers – bergen Hinweise auf ein ganzes Ökosystem: pflanzenfressende Dinosaurierherden, Raubsaurier, Schildkröten, Krokodile, Fische, Frösche, Spuren von Waldbränden und sogar jahreszeitliche Veränderungen.

Ob Dinosaurier mit Arthritis oder Krokodile mit Zahnschmerzen – die Knochenfunde aus der Kreidezeit verraten es. Läsionen am Schwanzwirbel des Hadrosauriers deuten auf eine Gelenkentzündung hin, während Zahnfunde des schildkrötenfressenden Krokodils Brachychampsa mit abgebrochenen Wurzeln auf Infektionen schließen lassen. Bissspuren an Schildkrötenpanzern belegen wiederum, dass diese Tiere zur Beute wurden und liefern wertvolle Hinweise zur Rekonstruktion von Nahrungsketten.

Das „Bonebed“ erzählt noch weitere Geschichten: Unterschiedlich große Knochen derselben Körperpartie von Hadrosauriern am selben Fundort lassen Rückschlüsse auf Wachstumsstadien zu und zeigen, dass diese Pflanzenfresser vermutlich in Herden lebten. Fossilien wie Blattabdrücke, Bernstein und Samen geben Einblicke in Klima und Vegetation. Zypressen und Palmfarne prägten die Landschaft, bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 20,4 Grad Celsius – etwa sechs Grad mehr als heute.

Das Diorama zeigt einen Tag, wie er vor 66 Millionen Jahren gewesen sein könnte. Foto: Senckenberg

Dr. David Kossen, Geschäftsführer der Lipoid Stiftung, betont: „Wir fördern Projekte, die Interesse an der erdgeschichtlichen Entwicklung wecken. Diese Ausstellung begeistert uns, weil aus kleinsten Funden mit modernsten Forschungsmethoden ein Gesamtbild entsteht, das nicht nur gigantische Saurier zeigt, sondern auch ihr gesamtes Ökosystem.“
Dr. Kirsten Siersleben, Geschäftsführerin der DZ BANK Stiftung, ergänzt: „Als langjährige Förderer der Senckenberg-Gesellschaft erleben wir auch bei dieser neuen Ausstellung, was wir schon beim Vorgängerprojekt erfahren durften: die großartige Fähigkeit dieses Museums, uralte Geschichte lebendig zu präsentieren – mit allen Sinnen erfahrbar, digital und zugleich plastisch, 66 Millionen Jahre alt und doch mit starkem Bezug zur Gegenwart.“

Alle Forschungsergebnisse fließen in ein detailreiches Diorama: Es zeigt eine Szene aus Edmonds Leben vor 66 Millionen Jahren an einem Flussbett in Wyoming – mit Amphibien, Krokodilen, Dinosaurierherden und dem Zirpen der Zikaden in der Luft. Ein multimediales Highlight ist eine großformatige Projektion eines Edmontosaurus-Skeletts, die sichtbar macht, wo sich die im „Bonebed“ gefundenen Knochen im Körper des Urzeitriesen befanden – passend zu den originalen Fossilien in der Vitrine davor.

Die Ausstellung wird großzügig gefördert von der Lipoid Stiftung und der DZ BANK Stiftung.

 

(Quelle: Senckenberg Naturmuseum)

weitere Informationen: Senckenberg Naturmuseum