
Mit einem ganz besonderen Liederabend verabschiedet sich die amerikanische Sängerin Dee Dee Bridgewater vom diesjährigen „Fokus Jazz“ beim Rheingau Musik Festival. Im prachtvollen Friedrich-von-Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses verneigte sich Bridgewater gemeinsam mit ihrer Pianistin und musikalischen Wegbegleiterin Carmen Staaf vor den Ikonen und Inspirationen ihrer Laufbahn.
„Bei unserem heutigen Konzert – es ist bereits das dritte – sind wir nun beim letzten Abend unserer diesjährigen Fokus-Jazz-Künstlerin angelangt“, begrüßte Lisa Ballhorn, Musikexpertin und Programmplanerin des Rheingau Musik Festivals, am 3. August 2025 das Publikum im ausverkauften Thiersch-Saal. Sie würdigte Bridgewater als „dreifache Grammy-Preisträgerin, Entdeckerin, Pionierin und zugleich Bewahrerin musikalischer Traditionen“, stets auf der Suche nach kreativen Partnerschaften auf Augenhöhe.
Vor vier Wochen hatte das Publikum Bridgewater gemeinsam mit ihrem herausragenden Bridgewater Quartet – bestehend aus Carmen Staaf, Rosa Brunello und Evita Polidoro – auf der Seebühne von Schloss Vollrads erlebt. Unter dem Titel „We Exist“ präsentierte sie dort eine eindrucksvolle musikalische Reflexion über die Rolle der Frau im Jazz: über Erreichtes, aber auch über den Weg, der noch zu gehen ist. Zwei Wochen später folgte ein weiterer Höhepunkt: ein Open-Air-Abend im Wiesbadener Kurpark. Dort stand Bridgewater zusammen mit der Neuen Philharmonie Frankfurt unter der Leitung von Angelo Valori sowie der Jazzsängerin Kennedy auf der Bühne – ein facettenreiches Konzert, das Jazz und Blues mit R&B und tiefgründigem Soul verband.
Am Sonntag, dem 3. August 2025, verabschiedete sich Dee Dee Bridgewater nun in intimer Besetzung – im Duo mit ihrer brillanten Pianistin Carmen Staaf – mit einem Abend ganz im Zeichen des reinen Jazz. Auf dem Programm standen insgesamt neun Stücke sowie eine Zugabe. Bridgewater interpretierte Klassiker wie „Afro Blue“ (Mongo Santamaría), „Sometimes I’m Happy“ (Vincent Youmans), „Como si fuera la última vez“, „A Slow Boat to China“ (Frank Loesser), „La Mer“ (Charles Trenet), „Basin Street Blues“ (Spencer Williams) und „Cotton Tail“ (Duke Ellington). Die Zugabe bildete Chick Coreas „Spain“, eingeleitet vom Adagio aus Joaquín Rodrigos „Concierto de Aranjuez“, mit Text und stimmlicher Imitation von Al Jarreau.

Mit Standing Ovations wurde Dee Dee Bridgewater verabschiedet – die große Jazzdiva, Weltenbürgerin und mehrfach ausgezeichnete Grammy- wie Tony-Preisträgerin, deren Karriere seit Jahrzehnten stilistische Grenzen überwindet. Zur Zeit tourt sie durch Europa, was sie recht anstrengend findet, was das Publikum angesichts ihrer gewaltigen Bühnenpräsenz und 90 Minuten Power am Stück ihr nicht eine Sekunde anmerkt. 1950 in Memphis, Tennessee, geboren, wuchs sie in Flint, Michigan, auf – in einem musikalisch geprägten Elternhaus: Ihr Vater arbeitete als Radiomoderator und begeisterter Jazzliebhaber. Schon früh kam Bridgewater mit den Größen des Genres in Berührung, was ihre musikalische Entwicklung entscheidend prägte.
Bereits in den 1970er-Jahren erlangte sie internationale Bekanntheit als Sängerin des renommierten Thad Jones/Mel Lewis Orchestra in New York. Später machte sie sich in Europa – vor allem in Frankreich – als gefeierte Bühnenkünstlerin einen Namen und lebte viele Jahre in Paris. Ihr Repertoire ist so vielfältig wie ihre Persönlichkeit: von Swing, Bebop und Soul über Broadway und Funk bis hin zu musikalischen Ausflügen in afrikanische Rhythmen und französische Chansons. Ihre stimmliche Bandbreite, ihre schauspielerische Präsenz und ihre unermüdliche Energie machen sie zu einer der markantesten Stimmen des modernen Jazz.
Doch Bridgewater ist nicht nur eine musikalische Ausnahmeerscheinung, sondern auch eine engagierte Persönlichkeit. Als Goodwill-Botschafterin der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) setzt sie sich seit vielen Jahren für globale Ernährungssicherheit und gegen Armut ein. Auf der Bühne erzählt sie Geschichten, würdigt große Jazzlegenden wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday oder Horace Silver – und verleiht jeder Note ihrer Musik emotionale Tiefe und politische Relevanz.

Tipp: Die Fokus-Jazz-Künstlerin des vergangenen Jahres, Candy Dulfer, wird am 31. August 2025 erneut im Wiesbadener Kurpark zu erleben sein – mit einer exklusiv für diesen Abend zusammengestellten Band: Candy Dulfer am Saxophon, Justin-Lee Schultz an Klavier und Bass sowie Jamie-Leigh Schultz am Schlagzeug. Tickets beim Rheingau Musik Festival
Weitere Information zum Rheingau Musik Festival
(Diether von Goddenthow/ RheinMainKultur.de)