8. Kreativwirtschaftstag – IHK-Präsident Caspar fordert Entbürokratisierung – von Hirschhausen setzt Zeichen gegen DeepFakes

„Creating Economy – Wachstum gestalten!“ – war das Motto des 8. Kreativwirtschaftstages am 27. Juni in der IHK in Frankfurt am Main. Eines der Fokusthemen war „DeepFakes“, in das Entertainer und Wissenschaftsjournalist Dr. Eckard von Hirschhausen und Medienanwalt Götz Schneider-Rothhaar einführten. © Foto u. Collage: Diether  von Goddenthow

Unter dem Motto „Creating Economy – Wachstum gestalten!“ kamen am Freitag, den 27. Juni, über 650 Kreativschaffende, Entscheiderinnen und Entscheider aus Politik, Verwaltung, Hochschulen, Kammern und angrenzenden Branchen in der IHK Frankfurt am Main zusammen. Ziel: sich über Strategien, Chancen und Herausforderungen der Kreativbranche auszutauschen und voneinander zu lernen.

Umut Sönmez: „Die Kreativwirtschaft ist ein Wachstumsmotor.“ © HMWVW

Von Innovation, Digitalisierung und neuen Führungsansätzen bis hin zu Fragen der Fachkräftegewinnung – in praxisnahen Vorträgen und interaktiven Workshops bot die Veranstaltung inspirierende Einblicke in die Denk- und Arbeitsweisen einer Branche, die weit über sich selbst hinaus Impulse setzt.

Wirtschaftsstaatssekretär Umut Sönmez eröffnete den Tag mit einem klaren Statement:
„Die Kreativwirtschaft ist ein Wachstumsmotor. Sie schafft Jobs, generiert Wertschöpfung und inspiriert andere Branchen zu Innovationen.“ Über 1,2 Millionen Beschäftigte bundesweit sprechen aus seiner Sicht eine eindeutige Sprache. Der Kreativwirtschaftstag biete die Plattform, auf der kreative Köpfe zusammenfinden, Ideen teilen und Kooperationen anstoßen.

 

IHK-Präsident Ulrich Caspar fordert Entbürokratisierung

Zur Eröffnung des Kreativwirtschaftstages sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main: „Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten eine klare Positionierung der Politik in zentralen Forderungen wie Entbürokratisierung für kleine und mittlere Betriebe, beispielsweise in Fragen der Gründung, oder eine Unterstützung bei Marken- und Urheberrechtsfragen, gerade im Kontext von neuen digitalen Geschäftsmodellen. Für Frankfurt, Main- und Hochtaunus wünschen wir uns, dass in Masterplänen und Koalitionsverträgen längst vereinbarte Ziele, wie etwa ein House of Creativity and Innovation in Frankfurt, umgesetzt werden.“

World Design Capital 2026 ist eine Chance

Ulrich Caspar: „Unsere Region gehört zu den führenden Kreativ-Städten Deutschlands. © Archivbild: Diether  von Goddenthow

Caspar verwies auf die tragende Rolle der Kreativwirtschaft anlässlich des World Design Capital 2026. „Unsere Region gehört zu den führenden Kreativ-Städten Deutschlands in einem bundesweit stärker werdenden Markt. 2024 erzielte die Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen einen Rekordumsatz von rund 16,9 Milliarden Euro über alle elf Teilbereiche hinweg. Die Kreativwirtschaft ist somit neben dem Finanzplatz und dem Europäischen Digitalhub einer der Eckpfeiler des Wirtschaftsstandorts FrankfurtRheinMain, da Unternehmer über ihre Produkte und Dienstleistungen zur Wertschöpfung beitragen, Bilder produzieren und so die Marke FrankfurtRheinMain entscheidend prägen. Der Titel World Design Capital 2026 ist daher eine Chance, um die Relevanz der Kreativwirtschaft und die Bedeutung der Wirtschaft für das ,Design‘ der Demokratie zu erläutern.“ Die IHK Frankfurt am Main habe daher frühzeitig eine Arbeitsgruppe innerhalb des Ausschusses für Medien- Kreativ- und Digitalwirtschaft gegründet, um diese Aspekte aufzugreifen und Aktivitäten interessierter Unternehmen zu koordinieren.

Das kreative Gehirn braucht Abwechselung
Hirnforscher Dr. Chris Kell sprach in seiner Keynote über Wahrnehmung und Veränderung von Realitäten aus Sicht der Hirnforschung. Dabei machte er deutlich, dass unser Gehirn kein passiver Empfänger von Informationen ist, sondern vielmehr ein aktives Vorhersagesystem. Es konstruiert unsere Realität auf Basis von Erfahrungen, gespeicherten Mustern und Erwartungen. Das bedeutet: Was wir wahrnehmen, ist stets das Ergebnis eines komplexen Abgleichs zwischen dem, was wir erwarten, und dem, was unsere Sinne tatsächlich registrieren. Ein wesentlicher Aspekt des schöpferischen Aktes sei das Infragestellen von Gewohnheiten durch neue Information. Damit beabsichtige die oder der Kreative in aller Regel einen Effekt im Gegenüber, sei es eine neue Erfahrung, neue Erkenntnis oder eine Verhaltensänderung, etwa ein Produkt zu kaufen, oder eine Botschaft wahrzunehmen.

Neben der geisteswissenschaftlichen Beschreibungsebene könne auch ein Blick auf das Organ selbst, welches diese Leistungen vollbringe, das Wissen um Kultur und Kreativität und ihre Wirkung bereichern. Aus seiner Lehre berichtete er, was die Wissenschaft darüber weiß, wie das Gehirn subjektives Erleben ermöglicht, wie neue Impulse und Erlerntes interagieren, wie sich entscheidet, ob das Gehirn neue Informationen ignoriert, sie ins Gedächtnis schreibt oder mittels Verhaltensänderung auf sie reagiert. Kell regte zum stets bewussten Nachdenken über Realität, Fiktion und die eigene Handlungsmächtigkeit und Verantwortung an. Immer wieder alles infrage zu stellen, aus neuen Perspektiven zu beleuchten, ist, was das Gehirn jung und neugierig hält, also das, was einen großen Teil von Kreativität ausmacht. Fazit: Das kreative Gehirn braucht Abwechselung

Jeanne Vogt vom NODE Forum griff diese Gedanken auf und schlug die Brücke zu den kreativen Potenzialen der Branche, aktiv gesellschaftliche Entwicklungen mitzugestalten.

Hirschhausen und Medienanwalt Götz Schneider-Rothhaar obsiegen im DeepFake-Streit

Entertainer und Wissenschaftsjournalist Dr. Eckard von Hirschhausen (r.) und Medienanwalt Götz Schneider-Rothhaar führten in das Thema DeepFakes ein. © Foto Diether  von Goddenthow

Dr. Eckart von Hirschhausen, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator, Kabarettist und Fernsehproduzent, setzte gemeinsam mit Götz Schneider-Rothhaar, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, anschließend mit dem Beitrag „Mein Gesicht gehört mir – und meine Stimme auch. Je besser die KI-Fälschungen werden, desto mehr müssen sich die Originale zusammenschließen.“ ein starkes Zeichen gegen DeepFakes und den Missbrauch von Persönlichkeitsrechten im digitalen Raum: DeepFakes sind realistisch wirkende, aber künstlich erzeugte Medieninhalte, bei denen Bild, Ton oder Video so manipuliert wurden, dass sie wie echte Aufnahmen erscheinen – obwohl sie es nicht sind. Sie werden mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und insbesondere Deep Learning so erzeugt, dass sie der Originalpersönlichkeit täuschend ähnlich sind. Da bislang Betroffene nachweisen mussten, dass mit ihrem Originalgesicht geworben wurde, die DeepFake-Darstellungen aber minimale Abweichungen von Gesicht und Sprache enthalten, war es praktisch nicht möglich, dagegen vorzugehen beziehungsweise die Plattformen zu verpflichten, diese Werbe-DeepFakes zu identifizieren und von ihrer Onlineplattform zu verbannen. Nun hat Dr. Eckart von Hirschhausen mithilfe von Götz Schneider-Rothhaar vor Kurzem ein sensationelles Urteil erstreiten können, wonach auch Werbe-Fakes mit ähnelnden Gesichtern und Stimmen unerlaubt seien.

Impression des 8. Kreativwirtschaftstages am 27. Juni 2025 in der IHK Frankfurt am Main. © Foto Diether  von Goddenthow

„Nach dem vor dem Oberlandesgericht Frankfurt ergangenen wegweisenden Urteil ist Meta künftig verpflichtet, sich aktiv an der Suche und Löschung solcher Fälschungen zu beteiligen – nicht nur bei konkreten Hinweisen, sondern auch bei inhaltlich sinngleichen Varianten.“

Auslöser war eine gefälschte Werbeanzeige, in der von Hirschhausen per DeepFake scheinbar dubiose Diätprodukte bewirbt – mit täuschend echter Stimme und realistisch wirkendem Videomaterial. Der Mediziner und Moderator prangert an, dass solche manipulierten Inhalte Menschen in die Irre führen, seinem Ruf schaden und dennoch bislang nur mit erheblichem Eigenaufwand bekämpft werden konnten. Denn oft tauchten nach dem Löschen eines Videos gleich neue, fast identische Varianten auf – ein mühsamer, kaum zu gewinnender Kampf.

Dank des Urteils müssen Plattformen wie Meta nun selbst tätig werden, sobald ein DeepFake gemeldet wurde. Sie sind verpflichtet, ähnliche Inhalte eigenständig aufzuspüren und zu entfernen. Für von Hirschhausen ein Meilenstein – nicht nur im Kampf um seine Persönlichkeitsrechte, sondern auch für alle, die im öffentlichen Leben stehen.

Kreativwirtschaftstag-Programm ohne Ende

Impression des 8. Kreativwirtschaftstages am 27. Juni 2025 in der IHK Frankfurt am Main. © Foto Diether  von Goddenthow

Am Nachmittag standen auf der Mainstage branchenübergreifende Impulse im Fokus – etwa von Viessmann Climate Solutions, Industriedesigner Dominic Langhammer oder Pascal Angehrn vom baubüro in situ. Auch der kreative Umgang mit Digitalisierung und Transformation wurde thematisiert. Dr. Stephan Vogel (Ogilvy) forderte: „Kreative und technologische Intelligenz müssen in Deutschland endlich zusammenarbeiten. Wir brauchen mutige, innovative Schritte – nicht nur weitere Optimierungen.“

Zum Abschluss zeigte eine von CluK organisierte Paneldiskussion, dass Werbung und Design längst keine dekorativen Randerscheinungen mehr sind, sondern zentrale Treiber für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Wandel.

Der Kreativwirtschaftstag wird traditionell „von der Branche für die Branche“ organisiert. Mit dabei in diesem Jahr: die IHK Frankfurt am Main, Wirtschaftsförderung Frankfurt, World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026, see-Conference, sowie zahlreiche weitere Partner wie German Design Council, Hessen Design, Cluster der Kreativwirtschaft in Hessen, Medienanstalt Hessen, MedienMittwoch, forward Festival und mehr.

Impression des 8. Kreativwirtschaftstages am 27. Juni 2025 in der IHK Frankfurt am Main. © Foto Diether  von Goddenthow

Veranstaltet wird der Tag von der Geschäftsstelle Kreativwirtschaft der Hessen Agentur, die im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums agiert – als zentrale Vernetzungs- und Beratungsstelle für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen. Bereits zum achten Mal bringt sie mit dem Kreativwirtschaftstag Akteure zusammen, die gemeinsam zeigen: Wirtschaftswachstum braucht kreative Ideen.

(IHK Ffm /Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)

www.kreativwirtschaft-hessen.de