„Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul“ im Museum Liebighaus Skulpturensammlung Frankfurt bis 2.5.2026

© Liebieghaus Skulpturensammlung

Unter dem Titel „Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul“ präsentiert die Liebieghaus Skulpturensammlung vom 13. November 2025 bis zum 3. Mai 2026 eine umfassende Sonderausstellung zum Werk des bedeutenden Bildhauers August Gaul (1869–1921). Von dem in Hanau geborenen Künstler, der zuletzt als Professor an der Berliner Kunstakademie wirkte und in der Ankaufskommission der Berliner Nationalgalerie tätig war, sind lediglich drei plastische Darstellungen menschlicher Figuren bekannt. Rückblickend gilt sein Engagement nahezu vollständig der Tierplastik. Größere Bekanntheit erlangte Gaul, der unter anderem Lehrer und Freund Ernst Barlachs war, durch seine Darstellung der beiden Römischen Ziegen, die er im Jahr 1900 auch auf der Pariser Weltausstellung ausstellen konnte. Bereits 1898 war er Mitbegründer der Berliner Secession, in der sich Künstler wie Max Liebermann, Louis Tuaillon und Walter Leistikow zusammenschlossen, um dem vorherrschenden akademischen Kunstbetrieb entgegenzutreten. Ab 1902 gehörte Gaul dem Vorstand dieses Zusammenschlusses an. Im Jahr 1900 heiratete er in Berlin-Wilmersdorf Clara Haertel (1874–1940); das Ehepaar bekam zwei Töchter und einen Sohn.

Die Liebieghaus Skulpturensammlung versammelt in ihrer Ausstellung rund hundert Tierplastiken Gauls und verknüpft diese mit Skulpturen aus drei Jahrtausenden. Die Themenfelder reichen von der Tierverehrung im Alten Ägypten über Mischwesen der griechischen Mythologie und Haustiere des antiken Rom bis hin zu Tierdarstellungen der christlichen Bildwelt.

Mit dem Werk August Gauls beginnt die moderne Plastik in Deutschland. Seine Tierdarstellungen lösen sich von der traditionellen symbolischen Aufladung und begründen eine neue bildhauerische Formensprache, die das 20. Jahrhundert nachhaltig prägte. Die Ausstellung lädt dazu ein, die Modernität seiner Kunst anhand zahlreicher Arbeiten aus Bronze, Keramik und Marmor zu entdecken. Neben eindrucksvollen, lebensgroßen Skulpturen von Löwen und Menschenaffen widmete sich Gaul auch Tieren, die in der Kunst zuvor nur selten Beachtung fanden, darunter Esel, Gänse und Enten.

Zum ersten Mal wird in nahezu vollständigem Umfang die bedeutende Frankfurter Privatsammlung Carlo Giersch gezeigt. Ergänzt wird diese Präsentation durch zahlreiche Leihgaben aus Berlin, Hamburg, Hanau und Leipzig. Die Ausstellung erstreckt sich über große Teile des Liebieghauses und bringt Gauls Werk in einen vielschichtigen Dialog mit der historischen Sammlung. Ein besonderes Highlight bildet der überlebensgroße Adler im Museumsgarten, den Gaul ursprünglich für das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal in Berlin schuf. Anstelle der üblichen heroischen Pose zeigt er den Vogel im Moment des Landeanflugs auf sein Nest – ein eindrückliches Beispiel für Gauls künstlerisches Bestreben, das natürliche Verhalten des Tieres in den Mittelpunkt zu rücken und es von politischer Bedeutung zu lösen. Seine Arbeit steht damit im Austausch mit naturwissenschaftlichen und tierpsychologischen Forschungen seiner Zeit, etwa denen Charles Darwins. Besonders deutlich wird dieser Ansatz im Vergleich von Gauls Orang-Utan-Porträt „Jumbo“ (1895) mit einem antiken Bildnis des römischen Kaisers und Philosophen Marc Aurel (nach 169 n. Chr.).

Die Ausstellung präsentiert Gauls Werk im Kontext seiner Verbindung von Kunst und Wissenschaft und beleuchtet zugleich gesellschaftliche Fragestellungen der Epoche. Das Motiv der Nähe zwischen Mensch und Tier zieht sich leitend durch den gesamten Rundgang. Bereits zu Gauls Lebzeiten fand dieses Thema in der Populärkultur vielfältigen Widerhall: Margarete Steiff entwickelte den Teddybären, und Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ prägte nachhaltig die Vorstellung vom Verhältnis zwischen Mensch und Tier in Situationen des Überlebens und der Wildnis. All dies spiegelt die Faszination einer Zeit wider, in der das Tier als Spiegelbild des Menschen wahrgenommen wurde. Den Abschluss der Ausstellung bildet eine mediale Installation, die Tierdarstellungen aus sozialen Netzwerken aufgreift und damit einen Blick auf das heutige Verhältnis von Mensch und Tier ermöglicht.

„Das Bild des Tieres wird um 1900 zu einem Experimentierfeld der Moderne. Junge Bildhauer wie August Gaul suchten nach neuen Ausdrucksformen und betrachteten Tiere nicht mehr als Sinnbilder mythologischer, christlicher oder politischer Vorstellungen, sondern als eigenständige, empfindende Wesen – auf wesentliche Formen reduziert, still in ihrer Wirkung und zugleich präzise beobachtet. Das Liebieghaus eröffnet als Ort lebendiger Skulpturbetrachtung die Möglichkeit zu erleben, wie Gauls moderne Ausdrucksweise mit der langen Geschichte der Bildhauerei in Beziehung tritt“, erklärt Philipp Demandt, Direktor der Liebieghaus Skulpturensammlung.

„Gauls Skulpturen verbinden Zartheit mit einer klaren, strengen Form. Zum ersten Mal in der europäischen Kunstgeschichte erscheint das Tier als individuelles Wesen. Inmitten der historischen Sammlung des Liebieghauses wird die Lebendigkeit dieser Geschöpfe ebenso spürbar wie die meisterhafte Genauigkeit, mit der Gaul die Natur auf moderne Weise erfasst“, ergänzt Vinzenz Brinkmann, Kurator der Ausstellung und Leiter der Antikensammlung des Liebieghauses.

Die Ausstellung ist sehr zu empfehlen und dürfte auch Kinders Spaß machen, da die Tierplastiken sie auf einer emotionalen Ebene abholen.

(Liebieghaus /Diether v. Goddenthow – RheinMainKultur.de)

Liebieghaus Skulpturensammlung Frankfurt
Ticket-Aktion: Mit der Zoo-Eintrittskarte vergünstigt in die Ausstellung
Während der Dauer der Sonderausstellung „Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul“ erhalten Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche (6–17 Jahre) bei Vorlage ihres Tickets für die Liebieghaus Skulpturensammlung eine einmalige Ermäßigung auf das Zoo-Tagesticket: Erwachsene zahlen 10 Euro statt 12 Euro, Kinder und Jugendliche 5 Euro statt 6 Euro.

Umgekehrt gilt für die Ausstellung im Liebieghaus einmalig der ermäßigte Eintrittspreis bei Vorlage einer Tageskarte aus dem Zoo Frankfurt (Kassenbon). Für den Besuch im Museum zahlen Erwachsene dann unter der Woche 8 Euro statt 10 Euro und am Wochenende 10 Euro statt 12 Euro.

Die Aktion ist gültig vom 13.11.2025–3.5.2026. Die genannten Ermäßigungen gelten jeweils nur für Tageskarten und sind nicht mit anderen Rabatten kombinierbar. Sonderveranstaltungen sind ausgenommen.

Frankfurter Zoo

Veranstaltungsprogramm Dezember 2025

© Foto Diether von Goddenthow

Im Dezember 2025 bietet die Liebieghaus Skulpturensammlung ein abwechslungsreiches Programm zur Ausstellung Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul (ab 13. November) und zur Sammlung aus 5.000 Jahren Bildhauerkunst an.

Am Donnerstag, dem 4. Dezember um 17.00 Uhr geht es bei „Aus erster Hand“ zur Ausstellung Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul um die erstaunliche Welt der Tierdarstellungen von August Gaul und ihre Bezügen zur antiken Mythologie in der Skulpturensammlung des Liebieghauses.

Im Atelierkurs „Stolzer Otter, wachsamer Adler“ für Kinder ab 8 Jahren am Samstag, dem 13. Dezember von 11.00 bis 14.00 Uhr dreht sich alles um Stimmungsbilder in der Tierwelt. Nach einem Besuch der Ausstellung können die Kinder mit Pinseln und Farben selbst kreativ werden.

Die Sonntagsführung „Das Christuskind – Ankunft und göttliche Verheißung in der Skulptur“ am
21. Dezember um 11.00 Uhr widmet sich passend zur Weihnachtszeit den vielfältigen Darstellungen von Christus im Liebieghaus.

Am Freitag, dem 26. Dezember um 15.00 Uhr gibt eine Führung spannende Einblicke in die Highlights der Skulpturensammlung aus 5.000 Jahren Bildhauerkunst.

Das Offene Atelier für Familien am Sonntag, dem 28. Dezember von 14.00 bis 17.00 Uhr lädt Eltern mit Kindern ein, die Ausstellung Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul zu besuchen und anschließend selbst ihre Lieblingstiere aus Papier zu gestalten.

Die Sonderöffnungszeiten über Weihnachten und Neujahr im Liebieghaus sind folgende: Mittwoch, 24.12. geschlossen; Donnerstag, 25.12. 10.00–18.00 Uhr; Freitag, 26.12. 10.00–18.00 Uhr; Mittwoch, 31.12. geschlossen; Donnerstag, 1.1.2026 11.00–18.00 Uhr.

Liebieghaus Skulpturensammlung Frankfurt