Der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September 2017 war mit gut 3,5 Millionen kulturell und geschichtlich interessierten Besuchern in bundesweit über 7.500 historischen Bauten, Parks und archäologischen Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, wieder ein voller Erfolg.
Allein in Hessen luden über 400 bedeutende Kulturdenkmäler zum Tag des offenen Denkmals ein, der in diesem Jahr unter dem Motto „Macht und Pracht“ stand. Bereits am Vorabend startete der Hessisches Kunst- und Kulturminister Boris Rhein in einer Feierstunde in der einzigartigen, nach fünfjähriger aufwändiger Sanierung und Restaurierung und in diesem Sommer wiedereröffneten Evangelischen Unionskirche in Idstein den Tag des offenen Denkmals in Hessen.
Pfarrerin Dr. Daniela Opel-Koch, Ev. Kirchengemeinde Idstein begrüßte die Gäste, unter ihnen Hessens Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, Christian Herfurth, Bürgermeister von Idstein mit einem Grußwort, Margrit Schulz, Kirchenbaurätin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Sie gab einen Einblick in die umfangreiche Restaurierung der Unionskirche. Bettina Riehl, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen erörterte den Aspekt der Macht von Musik und warb für die Aktion „Hör-mal“ im Denkmal. Und Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, sprach über „Macht und Pracht“. Aufführungs-Höhepunkte der Veranstaltungen waren das Schauspiel „Die Macht der Maske in der Kunst der Commedia dell’arte“ mit Bernhard Mohrs Pegasus-Theater, organisiert von der Stadt Idstein, sowie der imposante, mitreißende Auftritt des Gospelchor „Union Gospel Singers“ unter der Leitung von Karlheinz Theobald.
Die Unionskirche Idstein sei ein gutes Beispiel für das diesjährige Motto „Macht und Pracht“, sagte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Denn Macht und Pracht scheine hervorragend geeignet, „um auf die Schönheit und Bedeutung der Denkmäler hinzuweisen, die das Landesamt für Denkmalpflege Hessen auch mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher heute betreut. Da gilt es, die Elisabethenkirche in Marburg und die Unionskirche in Idstein zu erhalten, da steht das Schloss in Weilburg als Residenz der Nassauer neben der Amöneburg im Amöneburger Becken und auf der Münzenburg in der Wetterau – die Liste ließe sich, so der Kunst- und Kulturminister, beliebig fortführen. „An allen diesen Bauwerken lässt sich die Bedeutung der anspruchsvollen und repräsentativen Architektur deutlich erkennen: sie vermittelt den Besuchern nicht nur den Eindruck, dass hier jener Wohlstand und Überfluss geherrscht haben, der die Finanzierung dieser Pracht ermöglichte, sondern sie bezeugen zugleich den Willen der Bauherren, ihre politische Machtstellung zu visualisieren. Damit sollte sicher nicht nur die Umgebung beeindruckt werden: Vermutlich verstanden die Auftraggeber dieser Gebäude diese Architektur als angemessen, um ihre eigene Bedeutung zu betonen, was auch oder gerade auch auf Sakralbauten zutrifft“, so der Minister.
Den heutigen prächtigen Innenausbau verdankt die äußerlich eher schlicht wirkende, 1297 einst im romanischen Stil errichtete Stiftskirche Graf Johann von Idstein. Er ließ diese zu einer eindrucksvollen Predigt- und Hofkirche umbauen, die an einen Festsaal zu Gottes Ehren erinnern und gleichzeitig die Macht der Kirche zeigen sollte. Die evangelische Kirchengemeinde Idstein hat für den außergewöhnlich hohen Standard der Sanierung und Restaurierung sowie das besondere ehrenamtliche Engagement den Hessischen Denkmalschutzpreis 2017 verliehen bekommen.“, so der Hessische Kunst- und Kultur-Minister.
Weitere Informationen zur Unionskirche und Evangelischen Kirchengemeinde Idstein
Der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen Markus Harzenetter dankte abschließend allen Festrednern, ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern und Helfern für Ihren Einsatz bei der aufwändigen Wiederherstellung der Unionskirche. Das Motto „Macht und Pracht“ aufgreifend, beleuchtete Harzenetter auch die andere Seite der Medaille, nämlich, dass wir beim Thema „Macht und Pracht“ auch mit den Schattenseiten von Macht und Pracht konfrontiert würden, „denn nicht immer entsprach die Pracht auch den tatsächlichen Machtverhältnissen – genau genommen äußerte sich in der wirkungsvoll inszenierten Pracht oft vor allem Ohnmacht und Wunschdenken. Nicht zuletzt werden wir auch mit baulichen Relikten totalitärer Herrschaftsformen konfrontiert, die uns dazu auffordern, auch die dunkle Seite unserer Geschichte in den Blick zu zu nehmen, sagte der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege. Er gab zudem einen kleinen Ausblick auf den kommenden „Tag des offenen Denkmals“ im nächsten Jahr, welches sich Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 unter dem Motto „Austausch und Bewegung“ mit den baulichen Zeugnissen der Hugenotten und Waldenser in Hessen beschäftigen wird.
Anschließend hatten die Evangelische Kirchengemeinde und die Stadt Idstein zu einem kleinen Empfang eingeladen.
Ein Überblick über die Angebote der teilnehmenden Stätten 2017 gibt es auf http://tag-des-offenen-denkmals.de/laender/he/