Aljoscha Brell hat im vergangenen Herbst mit Kress eines der schönsten Debüts des Jahres vorgelegt – einen Roman, der es verdient, einem breiteren Publikum bekannt gemacht zu werden, nachdem die Literaturkritik ihn allseits gelobt hat. Nächsten Dienstag, am 3. Mai, ist er im Hessischen Literaturforum zu Gast, um über Kress sprechen und aus ihm zu lesen. „So einen unhippen Berlin-Roman hat sich bisher noch kein Autor, keine Schriftstellerin getraut“ – wie es in einer Rezension hieß.
Dienstag, 3. Mai 2016, 20 Uhr:
Aljoscha Brell: Kress
Man geht nicht in die Uni. So reden nur die Kretins, mit denen er notgedrungen zusammen in den Seminaren sitzt. Nein, Kress geht in die Universität. Wenn er nicht in der Bibliothek liest, schreibt er auf seiner Schreibmaschine Hausarbeiten über Goethe. Die anderen Studenten, die draußen den Berliner Frühsommer genießen, können ihm gestohlen bleiben. Schließlich hat er seinen Freund Gieshübler, einen Tauberich, der ihn in seiner heruntergekommenen Neuköllner Einzimmerwohnung besucht. Kress träumt davon, ein renommierter Goetheforscher zu werden und auf seinen zukünftigen Vortragsreisen nachts im Hotel Tomatensauce ohne Nudeln bestellen zu können. Doch dann begegnet er Madeleine und Mona. Was als spätpubertäre Liebesgeschichte beginnt, gerät allmählich außer Kontrolle.
In seinem Debütroman Kress zeichnet Aljoscha Brell mit feinem Humor das Psychogramm eines Einzelgängers, den man aufgrund seiner Schrulligkeit schnell ins Herz schließt. Je weiter man sich in dieses Schicksal aber verstricken lässt, desto größer wird das Unbehagen. Kress ist kein Sonderling. In seiner latenten Wut und seinen verzweifelten Versuchen, dem eigenen Leben Bedeutung zu verleihen, verdichten sich vielmehr die Ängste und Wünsche eines Milieus, das in Großstädten wie Berlin sein Glück sucht.
Moderation: Malte Kleinjung
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Voverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Aljoscha Brell, Jahrgang 1980, wechselte vom Studium der Philosophie und Neueren Deutschen Literatur in ein Berliner IT-Unternehmen. Parallel zu seiner dortigen Arbeit schrieb er sein Debüt, für das er 2009 das Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste erhielt.