„PARA-MODERNE Lebensreformen ab 1900“ – ab 11. April, Bundeskunsthalle Bonn

Gustav Klimt Nuda Veritas 1899 in: Para-Moderne_ Bonn Foto Simon Vogel 2025 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik

Vom 11. April bis 10. August 2025 lädt die Bundeskunsthalle Bonn  ein zu der Ausstellung „PARA-MODERNE Lebensreformen ab 1900“. Raus aus den Fesseln des bürgerlichen Daseins, fern vom Kapitalismus und der Maschinerie der Industriegesellschaft – das war der Traum vieler junger Menschen um 1900. Sie wollten nicht länger mitspielen im Spiel der Konventionen und begannen, konkrete Ausstiegspläne zu schmieden. In Reformkolonien fernab des städtischen Trubels suchten einige von ihnen einen neuen Weg – ein Leben im Einklang mit der Natur, in Frieden mit sich und der Welt. Gesundheit, Körperkultur und Spiritualität rückten ins Zentrum ihres Denkens – ein neues Lebensgefühl, das sich auch visuell, ästhetisch ausdrücken wollte.
Die Ausstellung verfolgt die zentralen Ideale der frühen Lebensreform- Bewegung durch das 20. Jahrhundert weiter. In acht Kapiteln werden Beispiele der unterschiedlichen Reformbewegungen aus den Bereichen Kunst, Design und Alltags- kultur gezeigt. Die Ausstellung veranschaulicht frühe Ansätze, die wegbereitend für aktuelle Überlegungen zu Nachhaltigkeit und Gemeinwohl waren. Auch die Verbindung zur amerikanischen counter-culture , die später als Hippie-Bewegung von Kalifornien aus zum weltweiten Phänomen würde, wird aufgezeigt. Darüber hinaus werden Strömungen beleuchtet, die eine Idealisierung des gesunden Körpers und völkische Heilslehren propagierten.

Die Ausstellung „PARA-MODERNE“ ist jedoch keine Neuauflage der legendären Darmstädter Ausstellung von 2001 /2002 „Die Lebensreform: Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900“. Vielmehr legt die Bonner Ausstellung einen Schwerpunkt darauf, den Entwicklungslinien durch das 20. Jahrhundert zu folgen. Die „PARA-MODERNE“ fragt: Wohin führten die neuen Sichtweisen und welche Ideen erkennen wir heute im Zeitgeist wieder? Dabei erhellt sie etwa Entwicklungen esoterischer Weltsichten bis hin zur Herrenrassen-Ideologie des 3. Reiches. Gemeinsam mit dem Missbrauch der Idealisierung des gesunden Körpers, wurden hieraus einst völkische Heils- und Propaganda-Lehren entwickelt, die den Weg ebneten für Eugenik, Antisemitismus und Rassismus. Die Ausstellung veranschaulicht dies am Beispiel Paul Schultze-Naumburgs, dessen ästhetische und politische Radikalisierung lebensreformerischer Ansätze in einen kulturell begründeten Rassismus mündete. In diesem Zusammenhang entsteht eine neue filmische Arbeit von Marcel Odenbach, die eigens für diese Ausstellung produziert wird.

Neben den Entwicklungen in Deutschland und Europa sind es vor allem die Verbindungslinien zur amerikanischen Counter Culture und der Flower-Power-Bewegung, die die Ausstellung zum ersten Mal umfassend präsentiert. Mit einer kulturellen Revolution, die sich gegen konservative Werte auflehnte, gegen den Vietnamkrieg und die Konsumgesellschaft, stehen die Rebell*innen der 1960er Jahre in enger Verbindung zu den Ideen der Lebensreformen um 1900.

Alle Details: Bundeskunsthalle Bonn