Kuriose Kommunikation. Ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus der Sammlung. Ab 30.09.21 im Museum für Kommunikation Frankfurt

In der Ausstellung "Kuriose Kommunikation. Ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus der Sammlung" hat das Museum für Kommunikation Frankfurt  eine Auswahl kurioser Objekte getroffen und in sechs Themenbereichen zusammengestellt. Dabei treffen Exponate aus allen Sammlungsstandorten, unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen aufeinander. Das Bild zeigt "Der Runde Tisch der Telefone" im Themenbereich "Einzigartigkeit in Serie": im Vordergrund das Marylin-Monroe-Telefon mit Filmmusik-Klingelton. © Foto Diether v. Goddenthow
In der Ausstellung „Kuriose Kommunikation. Ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus der Sammlung“ hat das Museum für Kommunikation Frankfurt eine Auswahl kurioser Objekte getroffen und in sechs Themenbereichen zusammengestellt. Dabei treffen Exponate aus allen Sammlungsstandorten, unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen aufeinander. Das Bild zeigt „Der Runde Tisch der Telefone“ im Themenbereich „Einzigartigkeit in Serie“: im Vordergrund das Marylin-Monroe-Telefon mit Filmmusik-Klingelton. © Foto Diether v. Goddenthow

Ein Dormiphone zum Lernen im Schlaf, ein Fernseh-Zensurgerät gegen sündige Sätze und Worte in Sendungen, ein Marylin-Monroe-Telefon mit audiovisuellem Klingelton, ein Dusch-Armatur-Telefon: Insgesamt 115 Exponate skurriler Kommunikation präsentiert das Frankfurter Museum für Kommunikation vom 30.09.21 bis 20.02.2022 in der neuen Sonderausstellung „Kuriose Kommunikation – Ungewöhnliches Objekte und Geschichten aus der Sammlung“ als kleine Auswahl aus den seit 150 Jahren zusammengetragenen eigenen Sammlungsbeständen. Dabei geht die Ausstellung auch der Frage nach: Wie, warum und für wen eigentlich sammeln Museen?

ZET-Phone 69 Tiffany, 2006. der Firma DSC-Zettler Elektronikvertriebsgesellschaft mbH. © Foto Diether v. Goddenthow
ZET-Phone 69 Tiffany, 2006. der Firma DSC-Zettler Elektronikvertriebsgesellschaft mbH. © Foto Diether v. Goddenthow

Gezeigt werden kuriose Objekte aus verschiedenen Depots, die durch eine ungewöhnliche Nutzung überraschen, eine außergewöhnliche Geschichte oder ein besonderes Design haben. Sie erzählen von Kreativität und Witz, mitunter auch von Not und Mangel. Sie zeigen die Vielfalt der Dinge und Wege, die Techniker, Erfinder und Laien entwickel(te)n, um Botschaften zu überbringen.
Aufgeteilt ist die Schau in sechs Themenschwerpunkte: „Es geht auch anders“, „Einzigartigkeit in Serie“, „Marke Eigenbau“, „Unterwegs“, „Gegen die Regeln“und „Technik, die begeistert?“. Dabei treffen Exponate aus allen Sammlungsstandorten, unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen aufeinander. Die Ausstellung ist zugleich auch Auftakt zum Jubiliäumsjahr 2022: 150 Jahre Sammlungen.

Es geht auch anders

Holztelefon Trub, 1989, Gfeller AG Bern. Oben links: Tischtennis-Schläger als Mail-Art-Postsendung, 1981 an den Kölner Mail Artist Horst Tress addressiert.© Foto Diether v. Goddenthow
Holztelefon Trub, 1989, Gfeller AG Bern. Oben links: Tischtennis-Schläger als Mail-Art-Postsendung, 1981 an den Kölner Mail Artist Horst Tress addressiert.© Foto Diether v. Goddenthow

Abweichende Materialien und anderer Gebrauch von der „Norm“ zeichnen in dieser Rubrik die Exponate aus. Da ist der mit Luftbeutel bespannte Stuhl, der Herrenanzug aus Postsäcken, der Tischtennisschläger als Mail Art-Postsendung oder das Holztelefon und vieles mehr zu bestaunen. Texttafeln führen ins Thema ein.

Unterwegs

Mit dieser Transportbox wollte die Hamburger Post per Druckluft jeweils bis zu 1000 Briefe durch unterirdische Röhren  sehr viel rascher zu Großkunden und Verteilerzentren schießen  als  sie oberirdisch per LKW befördern konnte. © Foto Diether v. Goddenthow
Mit dieser Transportbox wollte die Hamburger Post per Druckluft jeweils bis zu 1000 Briefe durch unterirdische Röhren sehr viel rascher zu Großkunden und Verteilerzentren schießen als sie oberirdisch per LKW befördern konnte. © Foto Diether v. Goddenthow

Unter dem Stichwort „unterwegs“ werden Briefe, Pakete und Mitteilungen gezeigt, die bisweilen kuriose Wege zurücklegten. Dies gilt zum einen für die eigentliche Strecke und wie diese bewältigt wird und zum anderen für die Rolle, die die Übermittlung dabei spielt. Als eines der kuriosesten Beispiele gilt das Hamburger Grossrohrprojekt der 1960er Jahre. Es sollte die Postzustellung durch eine unterirdische Postbeförderung in druckluftbeschleunigten „Büchsen“ revolutionieren. Eine zwei Kilometer lange Versuchsstrecke wurde 1962 in Betrieb genommen. Die mit bis zu 1000 Briefen befüllbaren druckluftbetriebenen Büchsen benötigten lediglich 3 Minuten für eine Strecke, die mit einem Postauto 20 Minuten dauerten. Höchst originelle Exponate sind auch das Modell eines Dänischen Kugelpostwagens von 1842, womit der Posttransfer beschleunigt und Mitfahren als blinder Passagier unmöglich gemacht werden sollte. Ebenso spannend ist auch eine Zinkkugelpost aus der Zeit der Belagerung von Paris im deutsch-französischen Krieg 1870/71.

Einzigartigkeit in Serie

Kaum zu glauben, selbst diese einzigartige Stehlampe mit eingebautem Schallplattenspieler um 1925, wurde in Serie hergestellt. © Foto Diether v. Goddenthow
Kaum zu glauben, selbst diese einzigartige Stehlampe mit eingebautem Schallplattenspieler um 1925, wurde in Serie hergestellt. © Foto Diether v. Goddenthow

In dieser Sektion präsentiert die Ausstellung Massen-Kommunikationsmedien wie das Telefon oder das Fernsehen, die sich durch besonderes Design oder normabweichende groteske Verzierungen und Formen auszeichnen: Darunter etwa ein Garfield-Telefon, tausendfach produziert. Anfang der 1980er wurden skurrilerweise hunderte davon an den bretonischen Strand bei Plouarzel gespült. Des Rätsels Lösung: Sie stammten aus einem havarierten Container-Schiff. Mindestens so kitschig ist ein rosafarbenes Tiffany-Telefon im Boa-Look. Und Gipfel der amüsanten Geschmacklosigkeit dürfte wohl das sexistisch-anmutende Marylin-Monroe-Telefon sein. Als Klingelton ertönt die Filmmelodie aus „Das verflixte siebte Jahr“, während Monroes Kleid wie im Film über einen nachempfundenen U-Bahnschacht hochgewirbelt wird.

Marke Eigenbau

Telefon Wash and Phone, 1995 von Hans Bernd Heinrichs. Aus einer alten Badewannen-Mischbatterie samt Brauseschlauch hat ein Telekom-Techniker Mitte der 1990er Jahres dieses vollfunktionsfähige Telefon konstruiert. © Foto Diether v. Goddenthow
Telefon Wash and Phone, 1995 von Hans Bernd Heinrichs. Aus einer alten Badewannen-Mischbatterie samt Brauseschlauch hat ein Telekom-Techniker Mitte der 1990er Jahres dieses vollfunktionsfähige Telefon konstruiert. © Foto Diether v. Goddenthow

In diesem Bereich werden besonders originelle – in Einzel- und Massen-Anfertigung – hergestellte Geräte präsentiert: Vom Detektorempfänger in einer Nussschale der 1920/30er Jahre und Amateurfunkgeräte aus zwei Zigarrenkisten über Rundfunkempfänger in Seifendose und Pertinaxschale bis hin zu einem Telefon aus einer alten Badewannen-Mischbatterie samt Brauseschlauch und viele weitere Exponate erwarten die Betrachter.

Gegen die Regeln
Unter dieser Rubrik wird eine Auswahl von Objekten subsumiert, die beispielhaft das breite Spektrum unbewusster bis vorsätzlich krimineller Grenzüberschreitung präsentieren: Ob ein Dampfentwickler zum geheimen Öffnen von Briefen oder einer Gesichtsmaske zur Überlistung von Überwachungskameras oder einem Telefonkartensimulator zur illegalen Telefonie bis hin zu einem Fernseh-Zensurgerät gegen „sündige“ Textpassagen, wird hier alles gezeigt, was wir aus manchem früheren James-Bond-Film kennen.

Technik, die begeistert?

Mit diesem Dormiphone Cassette Player von 1957 sollte die Lerngeschwindigkeit, etwa für Sprachen, Sprechrollen für Theater oder dem aufkommenden Fernsehen  um 20 bis 50 Prozent gesteigert werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Mit diesem Dormiphone Cassette Player von 1957 sollte die Lerngeschwindigkeit, etwa für Sprachen, Sprechrollen für Theater oder dem aufkommenden Fernsehen um 20 bis 50 Prozent gesteigert werden. © Foto Diether v. Goddenthow

In dieser abschließenden Ausstellungs-Sektion werden Objekte versammelt, die von so manchen Irrungen, Wirrungen und Sackgassen ihrer Entwicklung und Fertigung zeugen: Zu einem der exorbitantesten Objekte zählt das sogenannte Dormiphone von 1957. Es sollte laut Hersteller das schnellere Lernen im Schlaf ermöglichen. Auf Tondraht sollte der Text magnetisch gespeichert und durch eine automatische Zeitsteuerung in Ruhephasen abgespielt werden. Die Lerngeschwindigkeit, etwa für Sprachen, Sprechrollen für Theater oder dem aufkommenden Fernsehen sollte so um 20 bis 50 Prozent gesteigert werden. Leider blieb aus dem „Lernen im Schlaf“ nicht mehr übrig als vom „Nürnberger Trichter“, nämlich eine nette Illusion!
Derartige Projekte, bis hin zum Kleinkinderklo mit Tablett für Filmchen als entspannende Stuhlganghilfe, finden Betrachter beim Besuch dieser wunderbar arrangierten Sonderausstellung „Kuriose Kommunikation“.

Rahmenprogramm
Kuratoren- / Kustodinnen-Führungen
28.10.2021, 11.11.2021 | Lioba Nägele (Kustodin)
25.11.2021, 6.2.2022 | Tina Kubot (Kustodin)
12.12.2021, 9.1.2022 | Matthias Lieb (Ausstellungskurator)
jeweils 17 Uhr | Museumseintritt zzgl. 4 €
Anmeldung (069) 60 60 321 oder vermittlung.mfk-frankfurt.de

Sonic Excursions II
Fr, 22.10.2021 / 18.30 –22 Uhr
Ausstellungsrundgang mit anschließendem Live-Konzert:
Studierende der Kompositionsklassen der IEMA, HFMDK Frankfurt führen ein Stück von Orm Finnendahl auf, bei dem die kuriose Interaktion zwischen programmierten Algorithmen und
Musiker:innen verhandelt wird.

15 € | Anmeldung: https://eveeno.com/sonic-excursions-2

Satourday: Sammeln, aber kurios!
Sa, 30.10.2021, 14 –17 Uhr
Nach der Erkundung der Ausstellung wird ein eigenes kurioses Kommunikationsobjekt in der Kinderwerkstatt gestaltet.
ab 6 Jahre | Eintritt bis 18 Jahre frei

Familienrundgang
So, 7.11.2021 & So, 5.12.2021, 11.30 –12.30 Uhr
Kinder erkunden gemeinsam mit Eltern oder Großeltern das Museum, erfahren Wissenswertes über besondere Exponate und dürfen allerlei selbst ausprobieren.
Ab 6 Jahre | Nur Museumseintritt | keine Anmeldung

Ist das Kunst oder kann das weg?
Do, 16.12.2021, 18 –21 Uhr
Die Museumsstiftung hat 1989 das „Fadentelephon S – “ erworben. Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys stellen wir in einem Podiumsgespräch die Ankaufsgeschichte vor und fragen
nach dem Verhältnis von Kunst und Politik für den gesellschaftlichen Wandel. Anschließend können die Gäste in der Werkstatt aktiv werden und unter Anleitung Beuys‘ Ideen gestaltend nachspüren.

18-19 Uhr Gespräch | 19-21 Uhr Werkstatt
15 € für die Werkstatt | das Gespräch ist kostenfrei
Anmeldung: https://eveeno.com/beuys-talk_1612

Allgemeine Informationen
Öffnungszeiten: Di–Fr 11–18 Uhr, Sa + So 11–19 Uhr Eintritt: 6 €, ermäßigt 4 €, 6–17 Jahre 1,50 €

Ort:
Museum für Kommunikation Frankfurt
Schaumainkai 53
60596 Frankfurt am Main
Telefon +49 (0)69 60 60 0 Telefax +49 (0)69 60 60 666 E-Mail mfk-frankfurt@mspt.de
www.museumsstiftung.de