
Angesichts der seit Jahren zunehmenden Klimaveränderungen hatten das Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am 4.Juni 2024 zum 13. Klimaempfang eingeladen. Ingmar Jung, Hessischer Minister für Landwirtschaft und Umwelt, begrüßte die gut 500 Gäste im Biebricher Schloss, darunter zahlreiche Bürgermeister, Landräte und leitende Mitarbeiter aus hessischen Umweltämtern und Behörden.

Aktueller könne die Thematik gar nicht sein, denn jeder der hier Anwesenden könne durch die Fenster beobachten, wie an diesem Abend wahrscheinlich der Scheitelpunkt des Rheinhochwassers erreicht würde, so Jung. „Unsere Region kam noch glimpflich davon, andere hätten nicht so viel Glück gehabt. Wir müssen vorsorgen. Denn Extremwetter-Ereignisse werden häufiger“, so der Minister. Hessen hatte das erste Klima Kompetenzzentrum in Deutschland. „Bei der Bekämpfung des Klimawandels sind wir nur gemeinsam stark. Lassen Sie uns gemeinsam noch mehr bewirken. Eine optimistische Haltung und eine positive Vision, wie unsere Städte und unser Leben in Zukunft aussehen könnten, helfen dabei“, so Jung. Dem pflichtete auch Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident HLNUG bei. „Wir kennen das Problem, wir kennen aber auch viele Lösungen. Jedes Jahr gibt aber Anlass zu neuer, größerer Sorge.“ Die Lösungen müssten „schnell, praktikabel und bezahlbar sein. Wir haben diverse Handlungsoptionen. Das schließt aber auch Anpassung mit ein“, so der HLNUG-Präsident.
Prominente Gastrednerin des Abends war Professorin Dr. Maja Göpel, Politökonomin und Expertin für Nachhaltigkeit und Transformationsforschung.

Sie warb – ohne konkret zu werden – für die sogenannte „Grüne Transformation“ mit ihren „3 Vs“ „Verlust, Verzicht, Verbote“. Durch die Handlungsweisen der Menschheit werde der Planet stark verändert. Er stelle aber doch unseren eigentlichen Wohlstand, unsere Ressource, unser Vermögen dar. Wohlstand dürfe nicht nur materiell beziffert werden. Der wahre Wohlstand bestünde in einer sauberen Umwelt, in erschwinglicher Energie, in Gesundheit, kreislauforientierter Wirtschaft, Klimaschutz, Biodiversität, in fair und umweltfreundlich erzeugten Lebensmitteln usw. Doch für ein Gelingen sei natürlich ein radikaler Perspektivenwechsel unverzichtbar. Unser gesamtes System bis in jedes Behördenzimmer hinein müsse sich verändern. Dabei gelte es, alle Menschen mitzunehmen. Denn „Klimaschutz ist Menschenschutz“, das müsse verstanden werden, so Göpel.. Fortschritt dürfe nicht nur bedeuten: Alles wird mehr, größer, schneller, höher, weiter. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sollten diese Eigenschaft in den Mittelpunkt stellen. Um aber eine neue Normalität zu schaffen, komme erst einmal eine Umbauphase“, so die Referentin.
Göpels Thesen wurden im Nachgang in Einzelgesprächen heftig diskutiert, etwa, so an einem Tisch, wie denn der Mensch künftig in veränderten Klimaverhältnissen (über-)leben könne. Ja selbst, wenn man von heut auf morgen alle Immissionen auf Null fahre, so ein Diskutant, halte das ja kurzfristig nicht diese globalen klimatischen Entwicklungen auf der Erde auf. Man benötige ja jetzt ganz konkrete Maßnahmen, um mit den immer heftiger werdenden Klimawandel-Folgen leben zu können. Wie können etwa – insbesondere ältere und kranke – Menschen in den immer heißer werdenden Sommern vor Hitzschlag geschützt werden? Könne man nicht im Hinblick auf die Dürre, den Starkregen im Sinne einer weiterentwickelten Schwammstadt-Idee auch zur Wasserbevorratung von Forst- und Landwirtschaft verwenden? Wäre es beispielsweise möglich, flächendeckend großangelegte unterirdische Auffangbecken im ländlichen Bereich und Forsten zu bauen, auch in höheren Lagen, um in Trockenzeiten dieses Wasser statt – wie bisher – Grundwasser zur Bewässerung nutzen zu können? Solche, und viele ähnliche Fragen wurden an zahlreichen Tischen diskutiert.
(Diether von Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst).