Hessen Champions 2025 auf 33. Hessischen Unternehmertag ausgezeichnet – Ohne Industrie keine Kultur und kein Wohlstand

Beim 33. Hessischen Unternehmertag wurden am 28.10.2025 im Wiesbadener Kurhaus die HessenChampions 2025 gekürt. © Foto Diether von Goddenthow

Auf dem 33. Hessischen Unternehmertag wurden gestern im Wiesbadener Kurhaus nicht nur die „Hessen-Champions 2025“ – die drei Unternehmen Weber Food Technology, Glinicke Automobil Holding und Focused Energy – mit dem 26. Innovations- und Wachstumspreis des Landes Hessen ausgezeichnet. Es wurde auch Klartext gesprochen: Ohne Industrie und Wirtschaft kann es keine Kultur und keinen Wohlstand geben. Um einer industriellen Erosion entgegenzuwirken, bedarf es hierzu weniger Geld, sondern vor allem eines nennenswerten Bürokratieabbaus und eines neuen, industriefreundlichen Innovationsklimas.

Alle Finalisten der HessenChampions 2025 mit Ministerpräsident Boris Rhein und Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori in der Kategorie „Weltmarktführer & Hidden Champions“: NORMA Group SE, Maintal, Poly-clip System GmbH & Co. KG, Hattersheim am Main und Weber Food Technology SE & Co. KG, Breidenbach. In der Kategorie „Arbeitgeber des Jahres“: ALD Vacuum Technologies GmbH, Hanau, Glinicke Automobil Holding GmbH & Co. KG, Kassel, Lehnert GmbH, Fernwald. In der Kategorie „Innovation“ CO2BioClean GmbH, Eschborn, Focused Energy GmbH, Darmstadt und p&e power&energy GmbH, Kassel. © Foto Diether von Goddenthow

Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), sagte bei seiner Begrüßung der gut 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer – unter ihnen prominente Politiker wie Ministerpräsident Boris Rhein und Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori –, die Lage der Industrie entwickle sich seit Jahren schlecht. Der Anteil der industriellen Bruttowertschöpfung in Hessen sei seit 2016 von 19 % auf 14,8 % gesunken. Die Beschäftigung ging sogar um 7 % zurück – das ist ein deutliches Warnsignal. Und während „die Hütte brenne“, versuche die Feuerwehr in Berlin, mit Handlöschern dagegen anzugehen.
Eine weitere Erosion unseres Industriestandorts hätte weitreichende ökonomische, gesellschaftliche und politische Folgen.

VhU-Präsident Wolf Matthias Mang © Foto Diether von Goddenthow

Jeder fünfte Arbeitsplatz und rund 20 % unseres Bruttosozialprodukts hängen direkt oder indirekt an der Industrie – das sind 720.000 Arbeitsplätze und über 72 Milliarden Euro Wertschöpfung. Damit ist die Industrie ohne Frage das Herz der hessischen Wirtschaft. Und dieses Herz hat eine große Hebelwirkung: Wenn es schlägt, pumpt es Energie in viele Bereiche – in Dienstleistungen, Handel, Handwerk, Forschung und natürlich in die Kommunen. 80 % der Industriebeschäftigten arbeiten im ländlichen Raum.
Die Unternehmen sorgen für Einkommen, Ausbildung und Perspektiven – dort gibt es keine Start-ups und keine sogenannten Dienstleistungs-Cluster. Doch dieser Motor unseres Wohlstands stockt. Nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist Hessen das Bundesland mit den meisten Insolvenzen im ersten Halbjahr dieses Jahres. Der Anstieg der Insolvenzen in Hessen beträgt 26 %. Ja, das hängt auch damit zusammen, dass der Anteil der Industrie an der hessischen Wirtschaftsleistung in den letzten Jahren von 19 % auf 14,9 % gesunken ist.
Ein Beispiel verdeutlicht die Dimension: Von Juni 2024 bis Juni 2025 musste die Metall- und Elektroindustrie in Hessen 6.000 Arbeitsplätze abbauen. Seit 2018 sind es insgesamt 27.000 Arbeitsplätze.

Eine starke Industrie wirkt wie ein Multiplikator: Sie schafft Arbeitsplätze, finanziert öffentliche Aufgaben und zieht andere Branchen mit. Um diesen Effekt besser zu nutzen, brauchen wir jetzt eine Agenda für Wachstum, Beschäftigung und Innovation in Hessen.

Statt neue Schulden zu machen, müssen wir unsere Stärken ausbauen. Nur dann kann die Industrie weiterhin Treiber, Problemlöser und Gestalter einer digitalen, klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Zukunft sein, so Mang.

Die Lage ist ernst. Statt entschlossen gegenzusteuern, zögert die Bundesregierung notwendige Reformen hinaus und verschärft damit die Probleme. Was uns heute bremst, sind nicht fehlende Ideen, sondern fehlendes Reformtempo. Die Standortkosten sind zu hoch – wir brauchen weniger Bürokratie, ein leistungsfähigeres Innovationssystem und eine moderne Infrastruktur.

Jetzt sei der Moment, in dem Hessen zeigen müsse, so Mang, „wie Aufbruch gelingt – und zwar ohne auf Reformen aus Berlin oder Brüssel zu warten“. Man wolle neue Chancen für die gesamte Wirtschaft eröffnen, und das Fundament dafür sei eine starke Industrie. Ohne Industrie könne es keinen Wohlstand geben.

 

Ministerpräsident Boris Rhein warb für Stärke und Wachstum

Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto Diether von Goddenthow

Ministerpräsident Boris Rhein hat die hessische Wirtschaft als „starke Basis des Landes“ gelobt und dafür geworben, diese Stärke für mehr Wachstum und neue Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen. Beim Unternehmertag der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) sagte er am Dienstag: „Unsere Industrie, unser Mittelstand und unsere Wirtschaft stehen für Wertschöpfung, Innovationskraft und Wohlstand. Doch die Zeit der Komfortzonen ist vorbei: Krisen und Kriege stellen uns vor große Herausforderungen. Um das Land wieder souveräner und resilienter aufzustellen, müssen wir uns auf unsere Leistungskraft besinnen und auf den wirtschaftlichen Wachstumspfad zurückkehren. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dafür die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Rhein verwies auf den Investitionsbooster von Bund und Ländern für mehr Wachstum und Beschäftigung und sagte: „Mit der degressiven Abschreibung von bis zu 30 Prozent pro Jahr für Ausrüstungsinvestitionen, der schrittweisen Senkung der Körperschaftsteuer, der Erhöhung der steuerlichen Forschungszulage und der Senkung der Stromkosten entlasten wir die Unternehmen und schaffen mehr Freiraum für Investitionen.“ Zudem brauche es klare Schritte gegen überbordende Bürokratie. ¬¬Dafür habe Hessen das erste Bürokratieabbaugesetz beschlossen und bereits 130 Normen in 90 Gesetzen abgeschafft.

Ein weiterer Baustein, um den Wirtschaftsstandort zu stärken, seien zielgerichtete Investitionen in die Infrastruktur, erläuterte der Regierungschef weiter. „Mit den 7,4 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen des Bundes wollen wir schnell und unbürokratisch unter anderem Kitas, Schulen, Krankenhäuser und die digitale Infrastruktur stärken.“ Hessen verfüge in der Mitte Europas über einen zentralen Standortvorteil. Die Landesregierung lege daher ein besonderes Augenmerk auf den Frankfurter Flughafen und setze sich für ein Entlastungspaket für die Luftverkehrswirtschaft ein.

Der Ministerpräsident machte deutlich, dass Hessen prädestiniert für neues Wachstum sei. „Wir sind Innovationsführer in Rüstung und Automobil, Luft- und Raumfahrt, Kernfusion, KI und Cybersicherheit, Pharma und Chemie. Hessen steht für eine aktive Hightech- und Industriepolitik, die auf Offenheit für Schlüsseltechnologien setzt. Unsere Industrie ist der zentrale Wachstums- und Innovationsmotor. Gemeinsam schaffen wir es, ihn wieder anzukurbeln.“

Philipp von Hirschheydt für ein industriefreundlicheres Klima in Deutschland

Philipp von Hirschheydt, CEO Aumovio SE vormals Continental. © Foto Diether von Goddenthow

In seinem Vortrag gab der studierte Natur- und Wirtschaftswissenschaftler Philipp von Hirschheydt, CEO der Aumovio SE (Continental), eine Standortbestimmung zur Lage der weltweiten Automobilindustrie und erläuterte, wie sich die Veränderungen derzeit auf die hiesige, insbesondere die hessische Wirtschaft auswirken. Das weltweite wirtschaftliche Umfeld sei stark schwankend. Während China bei Restriktionen von Rohstoffen und der Stärkung chinesischer OEMs auf „New Energy Vehicles“ (also technologieoffen auf E-Mobilität, Hybride und CO₂-neutrale Verbrennerentwicklung) setze, feiere man in den USA mit Subventionen lokaler Produktion, der Entkopplung von China und steigenden Zöllen ein Revival von Verbrennertechnologien. In Europa hingegen setze man – bei signifikanter Regulierungswut und Nachfragereduktion – einseitig auf Batterieelektrik. Mit fatalen Folgen für den Standort Europa, insbesondere Deutschland.

Längst sei das „Weltauto“ Vergangenheit – also die Praxis, dass, wie in der Vergangenheit häufig, die Entwicklung von Fahrzeugplattformen in Deutschland erfolge und dann weltweit adaptiert werde. Seit Jahren schrumpfe die heimische Automobilindustrie samt ihrer Zulieferer, dem Herzstück der deutschen Wirtschaft. Unternehmen verlagerten ihre Produktion, so von Hirschheydt. Der CEO plädierte dafür, dass es in Deutschland – neben einer ganzen Reihe bekannter, wichtiger Faktoren (preiswertere Energie, moderate Lohn- und Lohnnebenkosten, Bürokratieabbau, Fachkräfte) – dringend eines industriefreundlicheren Klimas in Politik und Gesellschaft bedürfe.

Champions 2025“ – 26. Innovations- und Wachstumspreis des Landes Hessen

Die drei Unternehmen aus Breidenbach, Kassel und Darmstadt wurden gestern Abend von Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori, VhU-Präsident Wolf Matthias Mang und Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH, mit dem 26. Innovations- und Wachstumspreis des Landes Hessen ausgezeichnet.

Ein „Weltmarktführer & Hidden Champion“ aus Mittelhessen, ein „Arbeitgeber des Jahres“ aus Nordhessen und ein Innovator aus Südhessen haben sich in den drei Kategorien gegen insgesamt sechs weitere Unternehmen durchgesetzt. Sie waren gemeinsam mit den Finalisten gestern Abend die Stars beim 33. Hessischen Unternehmertages.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori würdigte die teilnehmenden Unternehmen des Wettbewerbs und

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori © Foto Diether von Goddenthow

betonte deren Bedeutung für Hessen: „Die Hessen-Champions setzen Maßstäbe und sind Vorbild. Sie wagen Transformation und Innovation auf unterschiedlichen Ebenen und tragen so zur Stärkung und Zukunftsfähigkeit Hessens bei. Dies erhöht die Attraktivität unseres Standorts und bereitet den Nährboden für neue, fortschrittliche Unternehmensideen. Ich möchte den drei Preisträgern sowie den Finalisten herzlich gratulieren. Mit ihrem Engagement inspirieren sie andere Unternehmen in Hessen dazu, eigene innovative Wege zu gehen und aktiv zur Entwicklung unseres Landes und zur Schaffung sicherer Arbeitsplätze beizutragen.“

VhU-Präsident Wolf Matthias Mang: „In diesem Jahr war das Teilnehmerfeld der Finalisten besonders stark, umso mehr beglückwünsche ich die drei Gewinner. Die Hessen-Champions zeigen, was unsere Wirtschaft stark macht. Unternehmerischer Mut, Ideenreichtum und die Leidenschaft, Dinge besser zu machen. Die Wettbewerbsteilnehmer denken nicht in Grenzen, sondern in Möglichkeiten. Für mich sind sie alle Champions.“

„Dieser Wettbewerb beeindruckt immer wieder, weil unsere hessischen Unternehmen so viel zu bieten haben, so viel leisten und immer weiter vorangehen. Den Gewinnern und Finalisten spreche ich meine herzlichen Glückwünsche aus“, äußert sich Dr. Steffen Huth, Geschäftsführer der MBG H Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hessen mbH, begeistert. „Wir investieren seit vielen Jahren in kleine und mittlere Unternehmen und unterstützen sie mit Eigenkapitalfinanzierung. Dabei liegt unser Fokus auf einer langfristigen, partnerschaftlichen Begleitung.“

„Die ‚Hessen-Champions‘ demonstrieren eindrucksvoll die Vielfalt und Stärke unserer Unternehmen und unterstreichen das beachtliche unternehmerische Potenzial, das in Hessen vorhanden ist. Sie alle leisten einen wesentlichen Beitrag für den Wirtschaftsstandort Hessen, und jeder Finalist ist ein Gewinner“, sagt Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI). „Als Wirtschaftsförderer des Landes ist es unsere Aufgabe, die heimischen Unternehmen bei ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.“

Die Gewinner der drei Kategorien

Weber Food Technology, Glinicke Automobil Holding und Focused Energy sind die „Hessen-Champions 2025“ Die drei Unternehmen aus Breidenbach, Kassel und Darmstadt wurden mit dem 26. Innovations- und Wachstumspreis des Landes Hessen ausgezeichnet. © Foto Diether von Goddenthow

Kategorie Weltmarktführer & Hidden Champions:
Weber Food Technology SE & Co. KG, Breidenbach
Das Leistungsspektrum von Weber Food Technology umfasst das gewichtsgenaue Schneiden und Verpacken von Wurst, Fleisch und Käse sowie komplexe Automatisierungslösungen für Sandwiches und weitere Convenience-Produkte. Weber Food Technology nimmt eine führende Position unter den Systemanbietern für Aufschnitt- und Stückware sowie für die Automatisierung und Verpackung von Frischeprodukten ein. Derzeit sind rund 2.100 Mitarbeiter an 27 Standorten in 22 Nationen bei Weber Food Technology beschäftigt, das bis heute in Familienbesitz ist.

Kategorie Arbeitgeber des Jahres:
Glinicke Automobil Holding GmbH & Co. KG, Kassel
Die Glinicke Gruppe, gegründet im Jahr 1930, ist eine der führenden familiengeführten Automobilhandelsgruppen in Deutschland. Sie beschäftigt derzeit 2.200 Mitarbeitende und betreibt 34 Standorte in Hessen, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Neben einer großen Markenvielfalt und attraktiven Fahrzeugmodellen werden von Glinicke umfassende Serviceleistungen und maßgeschneiderte Mobilitätslösungen angeboten.

Kategorie Innovation:
Focused Energy GmbH, Darmstadt
Das Unternehmen Focused Energy ist weltweit führend im Bereich der Laserfusion. Das Unternehmen hat nicht nur die Fusionsenergie zur Marktreife gebracht, sondern mit Laser-Driven Radiation Sources (LDRS) eine weitere, auf der Fusionsforschung basierende Technologie mit einem Marktpotenzial in Milliardenhöhe entwickelt. Mithilfe von LDRS ist es möglich, große Objekte wie Brücken, Container oder versiegelte Behälter von außen zu durchleuchten und zu analysieren, ohne sie zu zerstören. Bisher waren dafür riesige Teilchenbeschleuniger erforderlich.

Der Wettbewerb „Hessen-Champions“ wird vom Hessischen Wirtschaftsministerium, der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Hessen (MBG H) durchgeführt und von der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) organisiert.

Weitere Infos: Hessen-Champions