Gestern eröffneten Kunstminister Boris Rhein und Messedirektor Jörgen Golz gemeinsam mit den Messekuratoren Dr. Peter Funken und Stefan Maria Rother Frankfurts neue Kunstmesse „discovery art fair“ für zeitgenössische Kunst. Die neue Kunstmesse positioniere sich als innovative Verkaufsplattform für frische, aktuelle Kunst, so Golz. Es sei eine Entdeckermesse, die eine sorgfältig kuratierte Auswahl aufstrebender Galerien, Projekträum und Einzelkünstler unter einem Messedach offeriere.
Mit der neuen Kunstmesse hat die Bankenmetropole Frankfurt nun wieder eine Messe für zeitgenössische Kunst. „In einer Region mit großem Kunstinteresse möchte die ‚Discovery Art Fair‘ nun einen neuen Impuls setzen und auch Menschen ansprechen, die bisher wenig kunstaffin waren. Ein wichtiger Ansatz, denn Kunst muss keinesfalls elitär und exklusiv sein, sondern soll uns alle bereichern.“, sagte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein und wünschte der Messe guten Erfolg.
Zur Premiere der Discovery Art Faie im Formun der Messe Frankfurt präsentieren die Veranstalter 75 Aussteller aus 14 Ländern. Messebesucher erwartet noch bis zum 4. November 2018 ein spannendes Kunsterlebnis und nicht zuletzt eine geeignete Chance, viel Neues aus praktisch allen Bereichen künstlerischen Schaffens zu erwerben: von Malerei, Zeichnung und Druckgrafik über Skulptur und Installation bis zu Fotografie und Urban Art. Der Reiz dabei ist, dass für praktisch jeden Geldbeutel Werke angeboten werden, von dem Künstlerfoto, etwa der „Denker-Ameise“ für 100 Euro bis hin zur skurrilen frechen Großplastik „Maos Witwe“ zu 70 000 Euro. Dazwischen ist alles möglich, und auch, neben dem Erwerb über Galerien, direkt von teilnehmenden Künstlern Werke erwerben zu können.
Natürlich rümpften manche etablierte Frankfurter Galeriekollegen ein wenig die Nase, wenn sie hörten, dass wir uns mit unserer Galerie an der Veranstaltung beteiligen. Aber sie fände das etwas arrogant, da hier gute Kunst gezeigt werde und wir keinerlei Probleme damit hätten, mit unserer Teilnahme auch Nachwuchstalente zu fördern, erklärt die renommierte Frankfurter Galeristin Barbara von Stechow. Ihre auf Malerei und Skulptur focussierte Galerie präsentiert in ihrem Messeprogramm Gemälde des in Bulgarien geborenen und an der Frankfurter Städelschule studierten Malers Angel Peychinov sowie Skulpturen des Künstlers Christof Paul.
Christine Rother-Ulrich von der renommierten Wiesbadener Galerie Rother Winter sieht das ähnlich wie ihre Kollegin von Stechow. Wir haben uns spontan entschieden dabei zu sein, es gelte ja auch jüngere Menschen an Kunst heranzuführen, und hierfür böte eben diese Kunst-Messe auch einen geeigneten Rahmen und Überblick. Die Wiesbadener Galerie Rother Winter vertritt sowohl etablierte als auch jüngere professionelle Künstler, die sich durch kreative und nachhaltige Kunst auszeichnen und deren Werke somit sowohl Werterhalt als auch zukünftigen Wertzuwachs versprechen. Highlights im Messeprogramm sind unter anderen Werke von Michael Burges, deren Farbkompositionen sich besonders durch Brillanz und Haptik auszeichnen, sowie ausdrucksstarke Werke der Künstlerin Renata Tumarova.
Für den ohne Galerie ausstellenden Künstler Peer Kriesel sind typische Arbeiten seine „Fratzen“, Wimmelbilder und Übermalungen. Als einen besonderen Gag bietet der Künstler an, für Direktübermalungen zum Auftraggeber nach Hause zu kommen. Seine sich abseilende Figur in einer Auflage von maximal fünf Exemplaren, lieferte er neulich persönlich in München aus und malte die, das reale Seil fortsetzenden geometrischen verschnörkelnden Linien direkt auf die Wand der Hängung.
Franziska Schemel, ausgestellt von der renommierten Karlsruher Galerie Knecht und Burster arbeitet, wie übrigens einige Künstler auf der Messe, mit dem künstlerischen Mittel der Fläche und dem flächenbezogenen Relief. Ihre hier gezeigten, zumeist Ausblicke in die Ferne darstellenden Motive, kreiert sie mit verschiedenen Materialien und Farbigkeiten, wobei das Licht, wegweisend oder „mental erhellend“, in seinen vielfältigen Facetten eine zentrale Rolle spielt. Je nach Wahrnehmung und Interpretation sind es Situationen, die „den“ verlassenen oder in die Welt geworfenen Menschen von hinten an ganz banalen Orten im Alltag wie U-Bahnstationen, Straßen, Häuserschluchten zeigt.
Jeder hier präsentierte und selbst ausstellende Künstler zeigt Hochwertiges, und man brauchte eigentlich eine ganze Woche, um all die Vielfalt, die großen und auch mitunter kleinen Werke in ihrer ganzen Tiefe und Sinnlichkeit zu entdecken und um den Künstlern gerecht zu werden.
Klar! Kunst ist, einmal von Zwecken zur reinen Geldanlage abgesehen, Geschmacksache: Aber sollte Kunst schon deswegen weniger wert geschätzt werden, wenn das „Messe-Framing“ mal etwas weniger elitär und gefälliger daher kommt als bei den großen Veranstaltungen a lá Art Basel oder Art Cologne?
(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)
Alle Galerien und selbständig ausstellende Künstler alphabetisch auf einen Blick
discovery art fair
2. – 4. November 2018
Forum Messe Frankfurt,
Ludwig-Erhard-Anlage 1,
60327 Frankfurt am Main