
Wäre es nicht ein enormer Gewinn für Mainz, das Gelände rund um die freigelegten Fundamente des Römischen Bühnentheaters zu einem archäologischen Freilichtmuseum am Bahnhof Römisches Mainz weiterzuentwickeln? Genau diese Vision verfolgt der Verein „Rettet das Römische Mainz e.V.“, der einen kreativen, originellen und richtungsweisenden Vorschlag zur Umgestaltung des Bahnhofs und seines direkten Umfelds erarbeitet hat.
Der Verein sieht derzeit eine außergewöhnliche Chance, den Bahnhof „Römisches Mainz“ zu einem touristisch wirksam inszenierten Eingangstor in ein einzigartiges Ensemble römischer Geschichte zu machen. Die jüngst fertiggestellte behindertengerechte Freitreppe zwischen Bahnhof und Zitadelle sowie das „Facelifting“ des Drusussteins bilden dafür zentrale Bausteine. Sie erschließen das Gelände neu, verbessern die Zugänglichkeit und schaffen eine klare räumliche Verbindung zwischen den archäologischen Punkten des Areals. Kulturdezernent a.D. Peter Krawietz betont, dass damit wesentliche Schritte für eine neue touristische Wahrnehmung gesetzt wurden.

Bereits 2006 hatte der Landesarchäologe a.D. Dr. Gerd Rupprecht daran erinnert, welch besondere Konstellation das Mainzer Bahnhofsensemble bietet: Hier verbinden sich eine aktive Verkehrssituation und eine offene archäologische Stätte unmittelbar miteinander – ein in Deutschland nahezu einzigartiges Zusammenspiel. Mit der besseren Erreichbarkeit wäre damit auch der erste Abschnitt eines „Römerpfads“ zwischen Bahnhof und Drususstein realisiert.
Der von „Rettet das Römische Mainz e.V.“ vorgelegte Vorschlag sieht vor, die Grundrisse des ehemaligen römischen Theaters in Kooperation mit Stadt und Deutscher Bahn sichtbar farblich zu markieren. Die Besucherinnen und Besucher sollen auf den ersten Blick erkennen, in welch monumentaler Anlage sie sich befinden. Ergänzend könnten Duplikate römischer Funde im Bahnhof oder auf den Bahnsteigen ausgestellt werden – eine Art kleine, jederzeit zugängliche „Museumsetage“ im öffentlichen Raum.
Unterstützt wird außerdem die Anregung von Dr. Rupprecht, auf dem Bahnhofsvorplatz Nachbildungen römischer Geschütze – Ballista, Catapulta und Scorpio – zu präsentieren. Sie würden die militärische Bedeutung des antiken Mogontiacum eindrucksvoll verdeutlichen. „Vor dem Bahnhof Militär und hinter dem Bahnhof Theater – besser lässt sich auf engstem Raum die Interaktion von Zivilgesellschaft und Militärkultur nicht präsentieren“, so Rupprecht.

Dass eine solche Aufwertung erfolgreich sein kann, zeigen zahlreiche Beispiele: Der Hundertwasserbahnhof in Uelzen wurde innerhalb kurzer Zeit zum viel besuchten „Tor zur Lüneburger Heide“. Auch international gibt es Vorbilder, etwa in Thessaloniki (Venizelou), wo eine römische Hauptstraße mit Marmorpflaster, Säulenhallen und Geschäften direkt in den U-Bahnhof integriert wurde.
Mit der neuen Treppe und der Gestaltung des Drusussteins besitzt Mainz nun die entscheidenden Verbindungsachsen, die eine umfassende Neugestaltung des Bahnhofbereichs ermöglichen. Der Bahnhof „Römisches Mainz“ könnte damit ein starkes Alleinstellungsmerkmal erhalten – als unmittelbar erlebbares Tor zu einem archäologischen Freilichtmuseum von überregionaler Bedeutung.
Der Verein „Rettet das Römische Mainz e.V.“ signalisiert in diesem Prozess klare Unterstützung: Er bietet an, mit eigenen Mitteln Nachbildungen der römischen Geschütze anfertigen zu lassen und seine fachliche Kompetenz in die Gespräche mit Stadt und Bahn einzubringen, um eine zügige Umsetzung der Ideen zu ermöglichen.
(Diether von Goddenthow / RheinMainKultur.de)
