„Troika.Buenavista“ – schöne Aussichten für künstliche Intelligenz! – 7.3. – 21.04.2025 Schirn Kunsthalle Frankfurt

BUENAVISTA vom 1. MÄRZ – 21. APRIL 2025 ist die letzte Ausstellung der Schirn Kunsthalle Frankfurt, bevor die Kunsthalle wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten vom Römerberg in die Gebäude der ehemaligen Dondorf-Druckerei (nahe Bockenheimer Warte) umzieht © Foto Diether von Goddenthow

Vom 7. März bis 21. April 2025 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt am Römer ihre letzte Ausstellung „Troika.Buenavista“, bevor sie nach einer Tanz-in-den-Mai-Abrißparty am 30.4.2025 dann während der geplanten Sanierungsarbeiten ihr Interim in der leerstehenden Dondorf-Druckerei (nahe Bockenheimer Warte) bezieht.

Ausgangsüberlegung der Show war die Frage „Was ist eine ‚schöne Aussicht‘ für eine künstliche Intelligenz? Mit Buenavista präsentiert die Schirn „als Antwort“ eine immersive, ortsspezifische Intallation des Künstler-Kollektivs „Troika“, bestehend aus aus Eva Rucki, Conny Freyer und Sebastien Noel, mit Skulptur, Film, Installation und Malerei.

Künstler-Kollektiv„Troika“: Eva Rucki, Conny Freyer und Sebastien Noel, beim heutigen Pressegespräche in der Schirn. © Foto Diether von Goddenthow

Für die Schirn Kunsthalle Frankfurt entwickelte Troika eine ortsspezifische immersive Installation, die neue und bestehende Arbeiten kombiniert und um verschiedene Arten von Intelligenz kreist. Sie untersucht die Verortung des Menschen in einer Welt, in der neben der humanen auch tierische, pflanzliche und künstliche Intelligenz existieren. Das Kollektiv reflektiert über weltliche und außerweltliche Landschaften sowie über die Transformation der Natur im 21. Jahrhundert durch den technologischen Fortschritt.

Wie filtert Technologie die Wahrnehmung von Natur? Welche Lebensformen werden sich in solchen vermittelten Landschaften etablieren? Die Ausstellung beschwört die Umweltvorstellung einer alternativen Intelligenz herauf, deren Träume von menschlichen Erinnerungen und Fantasien geprägt sind. Spektakuläre Naturszenen flimmern über Bildschirme: palmengesäumte Strände, türkisfarbene Schmelzwasserseen, sich kräuselnde Sanddünen unter sternenklarem Himmel. Wälder werden von Kameras in Baumkronen überwacht, Klimamodelle sagen langfristige Veränderungen in der Biosphäre voraus. In einer Gesellschaft, die übersättigt ist von digitalen Bildern, Beschreibungen und Simulationen, präsentieren Troikas Arbeiten eine Vision der Umweltsehnsucht, die über die menschliche Verkörperung hinausgeht.

Während die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz rasch voranschreiten, geraten die Vorstellungen von menschlicher Intelligenz und Handlungsfähigkeit ins Wanken. An die Stelle objektiver und leicht quantifizierbarer menschlicher Eigenschaften treten Andeutungen nichtmenschlicher Formen des Bewusstseins, der Koordination und der Intention. Was wäre, wenn Pflanzen zielgerichtet und altruistisch handelten oder ähnlich wie Tiere einen Sinn für Verwandtschaft zeigten? Was wäre, wenn sich die technologischen Fortschritte in Robotik und Computertechnik von den Geboten der Effizienz, Geschwindigkeit und Optimierung, auf die sie programmiert wurden, entfernten? Könnten aufkommende Intelligenzen die ausbeuterischen Tendenzen, die die gegenwärtige Umweltkrise vorantreiben, verstärken oder sich ihnen, im Gegenteil, widersetzen?

Die immersive Installation Buenavista des deutsch-französischen Künstlerkollektivs Troika untersucht unser Ortsbewusstsein in einer mehr als menschlichen Welt. In rotes, grünes und blaues Licht getaucht, nähert sich die Ausstellung dem Innenleben eines digitalen Apparats, der die Welt durch die Bayer-Farbfilter wahrnimmt. Eine poetische Beschwörung, intoniert von elektronischen Stimmen, hallt durch den Raum. In dieser außerweltlichen Klanglandschaft scheinen Pflanzen, Steine und Maschinen zu tanzen, Bewusstsein zu erlangen und uns dazu aufzufordern, unsere Wahrnehmung zu hinterfragen. Als wäre er in einer geheimen Kontemplation versunken, entzieht sich der computeranimierte Film Buenavista dem Blick der Betrachter*innen. Auf dem Bildschirm entfalten sich die Dramen eines Roboter-Unterbewusstseins, einer neu entstehenden Lebensform, die in einer chaotischen Assemblage digitaler Umgebungen nach einer ökologischen Nische sucht. Im Wahn ihrer Suche nach dem schönen Ausblick können wir die Spuren unserer eigerien Sehnsüchte erkennen.

Ultra Red, Evergreen, Ocean Blue, 2024, Farbfilter in Rot, Grün und Blau. Laut Begleittext „werden die Fenster der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu Makroversionen der für digitale Bildertypischen Farbfilteranordnung in Rot, Grün und Blau – ein Motiv, das sich auch in den rot-grün­ blauen Gemälden von Troika wiederfindet. Das halbrunde, nach Süden ausgerichtete Fenster ist in drei monochromatische Zonen unterteilt. Durch sie fällt ein sich im Lauf eines Tages veränderndes Lichtspektrum in den Ausstellungsraum, das mit den jahreszeitlichen Veränderungen während der Dauer der Installation korrespondiert. Auf diese Weise wird die Architektur der Schirn so transformiert, dass sie die Innenwelt der mechanischen Wahrnehmungs­ und Bildgebungsapparate evoziert, durch die wir die Welt wahrnehmen. © Foto Diether von Goddenthow

Troika wurde 2003 gegründet. In ihrer Praxis, die analoge und digitale Medien wie Bildhauerei, Film, Installation, Malerei und Klang umfasst, untersucht das Künstlertrio, welchen Einfluss neue Technologien auf unser Verhältnis zur Umwelt haben. Die Ausstellung, kuratiert von der Naturphilosophin Dehlia Hannah, untersucht den sich wandelnden Naturbegriff im 21. Jahrhundert.