Einzigartig ist dieser 80 kg schwere Steinkern eines 297 Millionen Jahre alten Schachtelhalms der Art „Calamites gigas“, der schon durch seine schiere Größe andeutet, dass er mit dem heutigen Ackerschachtelhalm nicht mehr viel zu tun hat. Diese urzeitlichen Schachtelhalme konnten gut 10 Meter hochwachsen. In Imsweiler wurden mehr als 2000 fossile vollständige Pflanzen, Fische und Amphibien bis 20 cm Größe geboren, wie eine Schautafel verrät. © Collage u. Foto Diether von Goddenthow

Ein herausragender Fund aus der Urzeit bereichert seit heute die Ausstellung im „Schaufenster der GDKE“ im Landesmuseum Mainz: Ein über 80 Kilogramm schweres Fossil eines Schachtelhalms der Art Calamites gigas, rund 297 Millionen Jahre alt, wurde gestern der Öffentlichkeit vorgestellt. Schachtelhalme gehören zu den ältesten, heute noch existierenden Pflanzengruppen und haben sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild seit der Karbonzeit nur wenig verändert. Gefunden wurde der fossile Schachtelhalm beim Bau der Umgehungsstraße zwischen 2017 und 2025 entlang der B48 bei Imsweiler (Donnersbergkreis) in der Nordpfalz – genauer gesagt auf der Abraumhalde des dortigen Tunnelbaus. Der Fund zählt zu den bedeutendsten pflanzenfossilen Entdeckungen in Rheinland-Pfalz der letzten Jahrzehnte. Fachleute der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) begleiteten die Baumaßnahmen geologisch und archäologisch.

Gestern wurde das Fossil im Landesmuseum Mainz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die rheinland-pfälzische Innenstaatssekretärin Simone Schneider präsentierte das Exponat  gemeinsam mit Dr. Thomas Schindler, dem Leiter der Erdgeschichtlichen Denkmalpflege bei der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, Dr. Heike Otto, der Generaldirektorin der GDKE, sowie Dr. Birgit Heide, der Direktorin des Landesmuseums Mainz.

Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz, und Dr. Thomas Schindler,  Leiter der Erdgeschichtlichen Denkmalpflege bei der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, erläutern den außergewöhnlichen Fund und seine Geschichte. © Foto Diether von Goddenthow

„Dieses faszinierende Fundstück ist nicht nur geologisch hochinteressant – es ist auch ein gutes Beispiel für die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten bei einem Infrastrukturprojekt. Immer wieder fördern Bauprojekte spannende historische Zeugnisse zutage, die die Landesarchäologie dann oftmals unter großem Zeitdruck für die Nachwelt sichert. Im ‚Schaufenster der GDKE‘ im Landesmuseum Mainz erhalten Highlights wie das nun entdeckte Fossil einen prominenten Platz, damit die Öffentlichkeit sie bestaunen kann“, sagte die für das kulturelle Erbe zuständige Innenstaatssekretärin Simone Schneider bei der Eröffnung der Präsentation.

Insgesamt wurden zwischen 2017 und 2025 während der Bauphase der Umgehungsstraße in der Nordpfalz mehr als 2.000 Fossilien und Mineralien aus dem Erdzeitalter Perm – also von vor rund 297 Millionen Jahren – geborgen. „Der Erhalt von Kulturdenkmälern gehört zu den zentralen Aufgaben der Generaldirektion Kulturelles Erbe, insbesondere der Denkmalfachbehörde in Rheinland-Pfalz. Wir freuen uns sehr, dass wir diesen spektakulären Fund erhalten und sichern konnten“, so Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE.

Bei dem gewichtigen Fossil handelt es sich um ein rund 80 Kilogramm schweres Stammstück eines mehrere Meter hohen Schachtelhalms der ausgestorbenen Art „Calamites gigas“. Der Name ist Programm: „Mit heutigen Ackerschachtelhalmen hat der ‚Gigas‘“ lediglich den Aufbau gemein. Die Pflanzen wuchsen einst in feuchten Flussauen und bildeten ganze Bestände – so auch am südlichen Tunnelportal bei Imsweiler. Dort standen sie noch aufrecht im Schlamm, der im Laufe der Jahrmillionen versteinert ist“, erklärte Dr. Thomas Schindler, Leiter der Erdgeschichtlichen Denkmalpflege bei der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz. Die erhaltenen Strukturen sind steinerne Ausgüsse der ehemaligen Markhohlräume.

„Mit der neuen Präsentation zeigen wir erneut, wie wir mit außergewöhnlichen Funden ungewohnte Einblicke in die Schatzkammern der GDKE-Direktionen geben können“, so Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. „Das ‚Schaufenster der GDKE‘ ist eine hervorragende Möglichkeit, die Vielfalt unseres kulturellen Erbes mitten in der Landeshauptstadt sichtbar zu machen.“

Das „Schaufenster der GDKE“ präsentiert im Landesmuseum Mainz regelmäßig spannende Objekte aus allen Direktionen der Generaldirektion Kulturelles Erbe. Neben den drei Landesmuseen gehören zur GDKE auch die Landesarchäologie, die Landesdenkmalpflege sowie die Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer und bilden gemeinsam eine der größten Kultureinrichtungen des Landes Rheinland-Pfalz.

Nach Ende der Präsentation in Mainz ist geplant, das Fossil dauerhaft im Urweltmuseum Geoskop auf Burg Lichtenberg bei Kusel auszustellen, das sich auf Fossilien aus dem Saar-Nahe-Becken spezialisiert hat.

(GDKE /Diether von Goddenthow/RheinMainKultur.de)

Landesmuseum Mainz Generaldirektion Kulturelles Erbe
Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz