Heute empfing der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in Wiesbaden seine Königliche Hoheit Großherzog Henri von Luxemburg anlässlich des 200. Geburtstages von Adolph Herzog von Nassau-Weilburg und Großherzog von Luxemburg (1817 – 1905). Großherzog Henri ist ein Ururenkel des letzten souveränen Herrschers mit Sitz in Wiesbaden.
Nach dem Empfangs-Zeremoniell des Großherzogs mit der luxemburgischen und deutschen Nationalhymne durch das Landespolizeiorchester und nach Eintrag in das Gästebuch der Hessischen Staatskanzlei, legte seine Königliche Hoheit einen Kranz zum Gedenken an seinen berühmten Vorfahr am Nassauischen Landesdenkmal an der Adolfshöhe der Biebricher Allee nieder. Dort begrüßte Oberbürgermeister Sven Gerich den hohen Gast.
Gemeinsam begab sich anschließend der Jubiläumstross gegen 11.30 Uhr zum Festakt ins Biebricher Schloss. Dort besichtigte Großherzog Henri von Luxemburg, begleitet von Ministerpräsident Volker Bouffier und Oberbürgermeister Seven Gerich, unter fachkundiger Führung von Karl Weber, Direktor Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, die Sonderausstellung „Adolph Herzog von Nassau-Weilburg“ in der Westgalerie des Schlosses. Der eigentliche Festakt fand in der Rotunde des Biebricher Schlosses statt.
„Das Großherzogtum Luxemburg und das luxemburgische Fürstenhaus haben einen besonderen Platz im Herzen vieler Hessinnen und Hessen, aber ganz besonders in der Landeshauptstadt Wiesbaden. Das Biebricher Schloss ist nur eines der Bauwerke, die das Gesicht der Stadt prägen, und das dank Adolph von Nassau eine Brücke zwischen Hessen und Luxemburg schlägt. Hier wurde der Herzog am 24. Juli 1817 geboren“, sagte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Begrüßung und Einführung und gab einen kleinen historischen Abriss über die wechselvollen 200 Jahre von 1817 bis 2017. Augenzwinkernd klärte der Ministerpräsident darüber auf, dass Nassauern nicht wie irrtümlich angenommen, etwas Negatives sei. Vielmehr habe der Herzog von Nassau, da das Herzogtum Nassau keine Uni hatte, seinen Landeskindern als Studienanreiz täglich ein kostenfreies Mittag-Essen spendiert, wenn sie sich in der Uni Göttingen einschrieben. Da nicht immer alle der für die Nassauer reservierten Essens-Plätze mit echten Nassauer besetzt waren, haben sich andere Kommilitonen an deren Stelle dorthin gesetzt, um sich das Mittagessen sozusagen zu erschnurren. Sie nassauerten also!
Oberbürgermeister Sven Gericht richtete den Fokus seines Grußwortes auf die Entwicklung Wiesbadens von der Nassauischen Residenzstadt 1817 bis zur Weltkurstadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Beispielsweise gehen der Bau des ersten Kurhauses, die Einrichtung der Spielbank, der Ausbau der Wilhelmstrasse zur attraktiven Flaniermeile oder auch die Gründung der Landeskreditanstalt Nassau 1840, aus der heutige Nassauische Sparkasse und die Helaba hervorgingen, auf das Herzoghaus Nassau zurück.
In seinem anschließenden Festvortrag gab Professor Dr. Klaus Eiler, Leitender Archivdirektor des Hessischen Hauptstaatsarchiv i.R., einen fundierten Gesamtüberblick über die Entwicklung der Geschichte der Grafen von Nassau vom 12. Jahrhundert, die dank enger Beziehungen zu den staufischen Königen und Kaisern einen beachtlichen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg genommen hatten, sich später in die ottonische und in die walramische Linie teilten, wobei aus der walramischen Linie, die sich 1651 in fünf walramische Teillinien teilten, die Wiesbaden-Idsteiner (bis 1721), die Saarbrücker (bis 1723 und 1797) mit ihren Zweigen Ottweiler (bis 1728) und Usingen (bis 1816) und die jüngere Weilburger Linie (bis 1912) hervorgingen. 1688 wurden der Graf von Idstein und 1737 der von Weilburg gefürstet.
Erst durch den Wiener Kongress 1815 wurde das Herzogtum Nassau bestätigt, und Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg, nach dem die Wiesbadener Wilhelmstasse benannt wurde, folgte 1816 nach dem Tod und Aussterben der Usinger Linie auf den Thron des nunmehr vereinten Herzogtums Nassau. Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg war es auch, der durch einen Vertrag mit dem Königreich Hannover die Universität Göttingen zur Nassauischen Landesuniversität machte und als Anreiz einen Freitisch anbot, um Studierwilligen aus seinem Herzogtum, zukünftigen Nassauer Landesbeamten, dort das Studium zu ermöglichen.
Einen Tag nach dem Tode Herzog Wilhelms bestieg sein Sohn, Erbprinz Adolph zu Nassau, dessen Geburtstag heute gefeiert wurde, den Thron. Doch sein „Pech“ war im „Deutschen Bruder-Kriege“ „Preußen gegen Österreich“ von 1866 auf der „falschen Seite“, nämlich auf der österreichischen, zu stehen, wodurch Herzog Adolf durch Preußen mit einem Abfindungsvertrag vom 18. September 1867 abgesetzt wurde und sein Land verlassen musste. Doch Glück im Unglück war, dass Adolf mit Aussterben der nassau-oranischen Linie aufgrund eines Hausgesetzes Großherzog von Luxemburg wurde.
In seinen Dankesworten hob Seine Königliche Hoheit Henri Großherzog von Luxemburg die enge Verbindung Luxemburgs zum Bundesland Hessen hervor und freute sich, dass inzwischen das Biebricher Schloss, dass seine Großmutter 1934 verlassen musste, durch das Land Hessen so hervorragend restauriert wurde.
Musikalisch umrahmt wurde die Geburtstagsfeier von der Klassik-Gruppe „HansoriCelli“.
Diether Wolf v. Goddenthow