
Wie kann Rheinland-Pfalz auf ein gutes Leben im Jahr 2045 vorbereitet werden? Welche Weichen müssen wo und wie richtig gestellt werden? Wie möchten und können wir zukünftig gut leben? Welche zu berücksichtigenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen könnten für die kommenden Jahre und Jahrzehnte besonders relevant sein? Dies waren zentrale Fragen, dem sich das Netzwerk der ZIRP mit zahlreichen Expertinnen und Experten und rund 300 Teilnehmenden auf dem diesjährigen Jahreskongress der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) e.V. unter dem Motto „Kickoff Zukunft – Wir 2045“ am 8.Oktober im Kongress-Centrum des ZDF Mainz stellte.

Bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen ging es in der Veranstaltung darum, einen positiv-konstruktiven Blick in die Zukunft zu werfen. Es gelte, Chancen zu beschreiben, Positives zu stärken und Lösungen für bestehende und zu erwartende Herausforderungen zu finden, betonte die Geschäftsführerin der ZIRP, Dr. Christiane Liesenfeld, in ihrer Begrüßung der Teilnehmenden.
Zum Einstieg ins komplexe Thema appellierte der Zukunftsforscher Tristan Horx in seiner „Anleitung zum wütenden Optimismus“ dafür, der Realität ungeschminkt ins Auge zu schauen, statt diese zu verdrängen, zu beschönigen oder zu sorgenvoll zu betrachten. Nur in der Realität könnten wir die richtigen Weichen für die Zukunft stellen: „Wir müssen uns der Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit der aktuellen Situation bewusst sein und gleichzeitig daran glauben, dass positive Veränderungen und Fortschritt möglich sind“, sagte Horx. Die vielfältigen Krisen unserer Zeit sollten auch als Chancen gesehen und genutzt werden. Denn sie unterstützten und beschleunigten auch die unverzichtbare Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Automatisierung, Digitalisierung und KI seien wichtige Motoren für diesen Wandel, wenn diese entsprechend klug genutzt würden. Die entscheidende Kraft für den notwendigen Sprung der Menschheit in eine neue Epoche sei Zuversicht:

„Wenn Roboter bessere Roboter werden, müssen Menschen humanere Menschen werden“, was heißen, dass wir Menschen, ob in Rheinland-Pfalz oder sonst wo auf der Erde, viel Nutzen aus den technologischen Innovationen generieren können, sofern wir Menschen uns entsprechend ebenfalls weiterentwickeln und uns entsprechend gestalterisch an eine sich technologisch verändernde Welt anpassen. Dabei ist Horx sich sicher, dass „Zukunft entsteht, wenn Beziehungen gelingen.“
Die Zukunftsforscherin Jule Bosch rief ebenfalls zu entschlossen vorwärtsgewandtem Denken und Handeln auf: „Zukunft wird nicht vorhergesehen, sondern gemacht.“ Gelingen kann das nur mit mehr Gründergeist sowie dem Pendant in etablierten Unternehmen, der sogenannten Intrapreneurship. Außerdem solle die Gesellschaft den Fokus sehr viel mehr darauf legen, was die unterschiedlichen Lager verbindet, als sich immer weiter zu polarisieren. „In Sachen Nachhaltigkeit liegen wir gar nicht so weit auseinander, wie wir glauben“, so Bosch.

Ministerpräsident Alexander Schweitzer zeigte sich in seinem Video-Grußwort zuversichtlich, dass Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam eine gute Zukunft gestalten. „Wir brauchen wieder mehr Optimismus und Zuversicht, dass das, was vor uns liegt, besser ist, als das, was wir hinter uns gelassen haben“, so der Ministerpräsident. Die Landesregierung werde mit ihrem Doppelaushalt 2025/26 die richtigen Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft geben. Man brauche auch die Impulse der Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft, dafür sei die ZIRP ein zuverlässiges und hochkarätiges Netzwerk, das sich wichtigen Zukunftsfragen stelle. Die Ergebnisse des Kongresses unterstützten die Arbeit der Landesregierung, so Schweitzer.
Welche politischen Schwerpunkte die Landesregierung für ein gutes Leben auch in 2045 setzt, das erläuterten neben Ministerpräsident Alexander Schweitzer auch Staatsministerin Dörte Schall, Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz, und Staatssekretärin Petra Dick-Walther, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, in dem breit gefächerten Kongress. Das Land Rheinland-Pfalz werde verstärkt in Bildung und Forschung, in Klimaschutz und Digitalisierung, in Gesundheit und in die innere Sicherheit investieren. Es gehe bei den anstehenden Transformationen um nachhaltiges Wirtschaftswachstum und den Erhalt guter Arbeitsplätze und dabei auch um die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger und ein gutes gesellschaftliches Miteinander. Die Sicherung der Demokratie sei unverzichtbares Fundament für eine gute Zukunft.
Den Beitrag, den die Finanzwirtschaft und hier insbesondere die Sparkassen für eine gute Zukunft leisten können und werden, beschrieb Thomas Hirsch, Präsident des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz. Die ökologischen, sozialen und unternehmerischen Kriterien von Nachhaltigkeit seien dauerhaft in Entscheidungen, Produkte und Dienstleistungen einzubeziehen. Hirsch betonte, die Sparkassen würden ihr traditionelles Engagement in der Daseinsvorsorge für Menschen und Unternehmen auch in Zukunft fortführen.
Dr. Markus Schäfer, Sprecher der Geschäftsführung der ZDF Studios GmbH, stellte dar, wie Digitalisierung und KI nicht nur die Fernsehproduktion verändern, sondern auch die Kommunikation und damit die Gesellschaft. Schäfer betonte zudem die Bedeutung junger Menschen für Unternehmen.
Insgesamt wurde deutlich: Die richtigen Weichen für ein gutes Leben im Jahr 2045 können nur gestellt werden, indem man die heute Jungen einbezieht und damit diejenigen, die 2045 zentrale Säule unserer Gesellschaft sein werden. Jule Kolbinger, Mitglied des Landesjugendbeirats Rheinland-Pfalz, setzt sich deshalb gemeinsam mit anderen jungen Menschen dafür ein, dass Kinder und Jugendliche fest verankerter Teil der täglichen Politik werden. Der neue gegründete Landesjugendbeirat sei ein gutes und wichtiges Instrument und müsse Vorbild sein für andere Länder, so Kolbinger.
Dr. Katja Scharpwinkel, Vorstandsmitglied der BASF SE und Vorsitzende der ZIRP, machte in der abschließenden Podiumsdiskussion deutlich, dass auch ein global aufgestelltes Unternehmen wie die BASF sich sehr bewusst und gezielt für den Standort Rheinland-Pfalz und eine gute Zukunft der Menschen und Unternehmen im Land engagiert. Die BASF ziele mit ihrer aktuell vorgestellten Strategie „Winning Ways“ darauf ab, die BASF insgesamt und das Stammwerk in Ludwigshafen fit für die Zukunft zu machen.
Die Arbeit der ZIRP unterstütze sie als Vorsitzende des Trägervereins aus voller Überzeugung. Die ZIRP sei ein über Jahrzehnte gewachsenes Netzwerk, in dem die Ideen, die Talente und auch die Begeisterung vieler Organisationen und Institutionen und Persönlichkeiten zusammenkämen und zusammenwirken würden. „Der Kongress stellt in seinem Titel das „Wir“ aus gutem Grund voran. Die Transformation gelingt nur gemeinsam“, so Dr. Scharpwinkel.
Es sei gut und wichtig, dass die Mitglieder der ZIRP nicht nur in diesem Kongress aus verschiedenen Perspektiven in die Zukunft schauen. Im Austausch, im offenen Diskurs könnten alle Beteiligten voneinander und miteinander lernen. Dass dabei nicht alle einer Meinung seien und über Ziele und Wege durchaus kontrovers diskutiert werde, begrüße sie sehr. Durch diese Diskurse bleibe die ZIRP nah an der Gesellschaft.

In Zukunftsgesprächen zu den Themen Arbeit, Lernen, Weiterbildung, Gesundheit, Ernährung, Mobilität, Sport, Kultur und Soziales skizzierten 15 Expertinnen und Experten aus dem ZIRP-Netzwerk ihre Visionen für das Leben in 2045 und setzten spannende Impulse für den Weg dahin: Mit dabei waren Heidrun Schulz (Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz und Saarland der Bundesagentur für Arbeit), Dr. Kirsten Discher (Head of HR & Legal der SIMONA AG), Katja Hahn (Geschäftsleiterin Personal der BOMAG Gruppe), Prof. Dr. Matthias Rohs (Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Technologie und Arbeit (ITA) e.V.), Petra Regelin (Geschäftsführerin der LandesPsychotherapeutenKammer Rheinland-Pfalz), Stefan Mohr (Geschäftsbereichsleiter „Markt und Service“ der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland), Univ.-Professor Dr. med. Ralf Kiesslich (Vorstandsvorsitzender und medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz), Prof. Dr. Horst Lang (Leitung Qualitätssicherung, Arbeitssicherheit, Nachhaltigkeit der GLOBUS Markthallen Holding GmbH & Co. KG), Dr. Matthias Nachtmann (Vorstand Friends of Digital Farming e.V.), Prof. Dr.-Ing. Wilko Manz (Leiter des Instituts für Mobilität & Verkehr (imove) an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU)), Henrik Behrens (Geschäftsführer und Regionalleiter Südwest der Transdev Verkehr GmbH), Vinzenz du Bellier (Direktor Caritasverband für die Diözese Speyer e.V.), Prof. Dr. Uwe Jun (Inhaber des Lehrstuhls für Westliche Regierungssysteme an der Universität Trier) Stefan Roßkopf (Leiter Unternehmenskommunikation des 1. FC Kaiserslautern), Daniel Semsichko (Opernsänger und ZIRP-Stipendiat 2024).
Die zahlreichen Impulse, die die Expertinnen und Experten im Laufe des Tages setzten, seien in doppelter Hinsicht wertvoll. Sie zeigten zum einen, wie optimistisch wir doch sein dürfen. Dadurch könne das entschlossene und zuversichtliche Handeln der Teilnehmenden bestärkt werden. Zum anderen inspirierten sie die Arbeit der ZIRP für die kommenden Jahre. Die ZIRP werde die angesprochenen Themen aufgreifen, weiterverfolgen und vorantreiben, so Dr. Christiane Liesenfeld in ihren abschließenden Worten.

Der Kongress wurde moderiert von Dörte Maack und musikalisch begleitet durch die ZIRP-Stipendiatinnen und Stipendiaten Karlsson Schick, Daniel Semsichko und Helen Skobowsky von Lylac.
Als Netzwerk, Impulsgeber und Standortinitiative steht die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) e.V. seit mehr als 30 Jahren gemeinsam mit ihren mehr als 90 Mitgliedern und ihren Partnern für zukunftsorientierte Impulse und nachhaltige Lösungen. Das Programm des Kongresstages wurde durch die Expertise zahlreiche Mitglieder des ZIRP-Netzwerks bereichert. Die Veranstaltung wurde unterstützt durch den Sparkassenverband Rheinland-Pfalz, BASF und Rheinland-Pfalz Gold.