
Bereits zum zwölften Mal hatte gestern Abend am 20. August 2025 die Architektenkammer Rheinland-Pfalz zum Politischen Sommerfest eingeladen. Kammerpräsident Joachim Rind begrüßte mehr als 350 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, darunter zahlreiche Ehrengäste. 2025 wird die Kammer ein besonderes Jubiläum feiern: ihr 75. Bestehen.
Kammerpräsident Joachim Rind nutzte den Abend, um zentrale berufspolitische Themen in den Fokus zu rücken. In seiner Ansprache betonte er die große Bedeutung des konstruktiven Austauschs für den Berufsstand. Die prominenten politischen Gäste – Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen sowie Kathrin Anklam-Trapp, Vizepräsidentin des Landtags – versicherten, diesen Dialog auch künftig engagiert fortsetzen zu wollen.
Wieder den Mut haben, Entscheidungen zu treffen

Rind appellierte eindringlich, dass alle am Bau Beteiligten mehr Verantwortung übernehmen und vorhandene Ermessensspielräume nutzen müssten, um Projekte von der Planung bis zur Fertigstellung schneller zu realisieren – ohne dabei Abstriche bei Qualität oder Nachhaltigkeit hinzunehmen. „Im letzten Jahr habe ich an dieser Stelle über Infrastrukturen in Deutschland gesprochen. Inzwischen sind die notwendigen Investitionsmittel bereitgestellt. Nun kommt es darauf an, welche der unzähligen Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Projektierung, Genehmigung, Bauausführung – das alles muss schneller gehen. Doch es reicht nicht, einfach mehr Projekte zu beginnen. Wir müssen die Verfahren verschlanken, Verantwortung übernehmen und wieder den Mut haben, Entscheidungen zu treffen.“, so Rind
Unverhältnismäßigen Bürokratie-Aufwand vermeiden

Von den 100 Milliarden Euro des Bundes für Infrastruktur flössen knapp 5 Milliarden nach Rheinland-Pfalz, verteilt auf zwölf Jahre. Das klinge viel, so Rind, bedeute aber pro Jahr rund 400 Millionen Euro. Besonders finanzschwache Kommunen sollten profitieren. „Doch damit Investitionen wirken, müssen die Verfahren einfacher werden. Heute warten Kommunen oft Monate oder Jahre auf die Freigabe von Fördermitteln. Kommunale Planungshoheit und Bittstellerrolle passen nicht zusammen. Wir brauchen weniger Prüfaufwand, mehr Augenmaß und einen klaren Leitsatz: „Unverhältnismäßiger Aufwand ist zu vermeiden.“
Genehmigungsverfahren beschleunigen
Auch generell mahnte der Kammerpräsident, die Hürden überbordender Bürokratie rasch zurückzufahren. Archikten und Planer erlebten gerade im Planungs- und Genehmigungswesen, „dass Unsicherheiten oft mit immer neuen Zahlen und Nachweisen beantwortet werden, die aber kaum zu mehr Klarheit führen. Hier brauchen wir einen Kulturwandel: Weniger Bürokratie, mehr Verantwortung, mehr Vertrauen.“, sagte Rind. Dazu gehörten klare und frühe Abstimmungen aller Beteiligten, gute Vorbereitung („Phase 0“), partnerschaftliches Planen und Bauen, die Einbindung ausführender Firmen von Beginn an, gemeinsame Projektversicherungen, beschleunigte Genehmigungsverfahren und die konsequente Digitalisierung von Prozessen.
Schaffung bezahlbaren Wohnraums

Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen unterstrich in ihrer Rede: „Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, steigende Baukosten, Klimaschutz und Ressourcenschonung sind enorme Herausforderungen. Als Landesregierung arbeiten wir daran, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Bauen in Rheinland-Pfalz nachhaltiger, schneller, einfacher und zugleich qualitativ hochwertig möglich wird. Diese ambitionierten Ziele können wir nur durch die enge Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz erreichen.“ Sie verwies zudem auf die bereits im Juli durchgeführte gemeinsame Fach- und Pressereise, die Beispiele für gelungenen, bezahlbaren Wohnungsbau im Land präsentierte.
Schnittstellen für Bürgerdialog, Teilhabe, Bildung und gesellschaftliches Miteinander zu schaffen

Auch Landtagsvizepräsidentin Kathrin Anklam-Trapp stellte den engen Zusammenhang zwischen Architektur und Demokratie heraus: „Städtebauliche Konzepte bestimmen maßgeblich, wie Menschen einander im öffentlichen Raum begegnen. Deshalb muss dieser Raum bewusst gestaltet werden, um Schnittstellen für Bürgerdialog, Teilhabe, Bildung und gesellschaftliches Miteinander zu schaffen.“ Sie betonte, dass Politik und Bauwirtschaft gemeinsame Ziele verfolgten – mehr und bezahlbare Wohnungen, eine leistungsfähige Infrastruktur, konsequenten Klima- und Umweltschutz, eine starke Demokratie sowie lebenswerte Städte und Regionen in Rheinland-Pfalz.
(akrp /Diether von Goddenthow /RheinMainKultur)
Architektenkammer Rheinland-Pfalz