
So grandios wie seine Bilder war auch die Eröffnungs-Inszenierung der Foto-Sonderausstellung „Memories of Another Tomorrow“ des jungen Mainzer Shootings-Stars Moritz Koch im Innenhof des Mainzer Landesmuseums am 22.08.2025. Rund 500 Gäste aus Kultur, Wirtschaft, Politik, seinem Team und zahlreiche Komparsen seiner aufwendig inszenierten Bildkompositionen waren gekommen, um den jungen Künstler und sein Werk zu feiern, darunter so prominente Fans wie Innenminister Michael Ebling, Sozialministerin Katharina Binz, Kulturdezernentin Marianne Grosse sowie Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide.
Noch bis zum 5. Oktober 2025 präsentieren das Kulturdezernat der Landeshauptstadt Mainz und das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe gut 50 Groß-Fotografien des jungen Mainzer Fotokünstlers.
Bilder zwischen Dystopie und Faszination – hyperreal bis surreal!

Das Bild : Minerva s Arrival (mit freundlicher Genehmigung von Moritz Koch) © Foto Diether von Goddenthow
Mit aufwendig inszenierten Fotografien hat sich der 25-jährige Mainzer Künstler Moritz Koch in den vergangenen Jahren deutschlandweit einen Namen gemacht. Sein Markenzeichen: Produktionen von filmischer Dimension. Bis zu 200 Komparsen, historische Fahrzeuge und ungewöhnliche Schauplätze werden in minutiöser Planung zusammengeführt – am Ende entstehen hyperreal bis surreal wirkende Bilder, die eher wie eingefrorene Filmszenen wirken als klassische Fotografien.
Nun zeigt Koch im Landesmuseum Mainz seine erste große Museumsausstellung. Das Publikum darf sich auf ein vielschichtiges Erlebnis freuen: Neben seinen neuesten Werken, die erst kurz vor der Eröffnung entstanden, sind auch interaktive 360-Grad-VR-Arbeiten zu sehen. Begleitend dazu gibt es Hintergrundinformationen zu den aufwendigen Produktionsprozessen sowie ein vielfältiges Rahmenprogramm. Wer möchte, kann in einer anderen Art von Gästebuch, indem nämlich auch Kochs Bildwerke abgedruckt sind, seine Eindrücke neben die Werke notieren.

Die Fotografien, die in Mainz zu sehen sind, strahlen eine besondere Atmosphäre aus: gespenstisch, geheimnisvoll, fast rätselhaft. Koch arbeitet wie ein Regisseur, der Menschen in surreale Szenen stellt – auf leeren Straßen, Friedhöfen oder vor den Silhouetten gigantischer Radioteleskope. Die Figuren wirken dabei entrückt, fast puppenhaft, als seien sie ferngesteuert.
„Mich reizt die Frage, was vor dem eingefrorenen Moment passiert sein könnte – und was danach geschehen wird“, erklärt Koch. Seine Bilder leben von dieser Spannung: Sie wirken vertraut und fremd zugleich und lassen Raum für eigene Interpretationen.
Szenen wie aus einem Science-Fiction-Film
Die Ausstellung zeigt ein gutes Dutzend seiner jüngsten Arbeiten. Auf einem Bild stauen sich Oldtimer auf einer Autobahn, die Fahrer sind ausgestiegen und blicken gebannt in eine Richtung außerhalb des Rahmens – was dort geschieht, bleibt offen. Auf einem anderen Werk steht ein Kind allein auf einer überwucherten Straße, eingehüllt von Nebel und Dunkelheit, während es in eine geheimnisvolle Lichtquelle schaut.
Es sind atmosphärische Momentaufnahmen, die wie Standbilder aus einem Science-Fiction-Film wirken. Entstehen können sie nur durch akribische Vorbereitung und ein großes Netzwerk von Unterstützern.
Inspiration und Eigenständigkeit

Koch bekennt sich offen zu seinen Vorbildern. Besonders der US-amerikanische Fotograf Gregory Crewdson hat seine Bildsprache beeinflusst. Dass Vergleiche gezogen werden, sieht er gelassen: „Crewdson selbst wurde von Regisseuren wie Steven Spielberg inspiriert. Für mich ist es ein Kompliment, wenn meine Arbeiten in dieser Tradition gesehen werden.“
Trotz aller Anleihen hat Koch eine eigene Handschrift entwickelt. Er kombiniert eine retro-futuristische Ästhetik – etwa durch Oldtimer oder Architektur der 1960er-Jahre – mit existenziellen Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Zukunft der Menschheit.
Vom Casting zum Kunstwerk
In den vergangenen Jahren wurde Koch immer wieder in den Medien erwähnt, wenn er nach Komparsinnen und Komparsen für seine Produktionen suchte. Hunderte Freiwillige haben bereits mitgewirkt – und tragen so zur Entstehung seiner Werke bei.
Mit „Memories of Another Tomorrow“ präsentiert das Landesmuseum Mainz nun erstmals die Ergebnisse dieser aufsehenerregenden Projekte in musealem Rahmen. Es ist eine Ausstellung, die nicht nur Bilder zeigt, sondern ganze Welten eröffnet – geheimnisvoll, beunruhigend und zugleich faszinierend.
Ein Talk über das „Phänomen Moritz Koch“

Im Anschluss an die Eröffnung führte Moderator Michael Bonewitz durch ein Podiumsgespräch mit den Ehrengästen. Pointiert und humorvoll leitete er den Abend ein: „Nicht wundern, ich bin nicht der Künstler Moritz Koch, sondern Michael Bonewitz. Ich darf heute durch diesen wunderbaren Sommerabend führen – und Anlass ist die Eröffnung einer Ausstellung, die sich anfühlt wie eine Inszenierung, fast wie ein Film.“
Bonewitz betonte, dass Kochs Werke nicht bloße Fotografien seien, sondern ganze Bildwelten: eine Mischung aus Energie, Ambivalenz, Utopie und Dystopie. Selbst das Betreten der Ehrengäste auf die Bühne war perfekt inszeniert. „Der kann das eben, lobte später Marianne Grosse!“.

Mut zur großen Idee – Koch beherrscht die Inszenierung meisterhaft
Als erster sprach Innenminister Michael Ebling, der Koch bereits während seiner Zeit als Oberbürgermeister von Mainz kennengelernt hatte. Besonders erinnerte er sich an dessen erste große Ausstellung 2019 im Mainzer Rathaus:
„Moritz kam mit der verrückten Idee, nicht nur einen Teil der Galerie zu bespielen, sondern alle Räume. Nach einer Tasse Cappuccino wusste ich: der ist verrückt genug, um es auch zu machen – und das ist sein Erfolgsrezept.“
Ebling hob hervor, dass Koch nicht nur beeindruckende Bilder schafft, sondern durch seine Arbeitsweise hunderte Menschen in den künstlerischen Prozess einbindet: „Das ist immer auch ein Happening. 50, 100 oder 200 Menschen sind Teil eines Gesamtkunstwerks. Er beherrscht die Inszenierung meisterhaft – und schafft es, viele zu begeistern.“

Disziplin, harte Arbeit und Mut eines begabten Autodidakten
Kulturdezernentin Marianne Grosse schilderte, wie sie Koch erstmals 2019 erlebte – damals frisch mit dem Abitur in der Tasche, aber schon mit klaren Vorstellungen:
„Er hat sich etwas getraut, was wir so in Mainz noch nicht erlebt hatten. Diese Idee des Foto-Regisseurs, das war neu. Und er hat uns durch seine Disziplin, seinen Mut und seine sympathische Art überzeugt.“ Besonders beeindrucke sie, dass Koch als Autodidakt einen ganz eigenen künstlerischen Zugang entwickelt habe. „Das ist kein Garant für Qualität – aber in seinem Fall eine Stärke, die man in seinen Werken deutlich spürt.“

Kunst ohne Hürden
Kulturministerin Katharina Binz hob die besondere soziale Dimension von Kochs Arbeit hervor. Indem er viele Menschen aktiv in seine Produktionen einbindet, entstehe Nähe und Teilhabe: „Er baut Hürden zur Kunst ab. Menschen erzählen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, dass sie Teil einer seiner Produktionen waren – und plötzlich ist Kunst keine ferne, unnahbare Sache mehr.“ Zudem mache Koch seine Prozesse bewusst transparent: „Er zieht den Vorhang weg. Man kann nachvollziehen, wie die Werke entstehen – und dadurch wächst die Bewunderung für das, was am Ende auf den Bildern zu sehen ist.“ Binz zeigte sich zuversichtlich, dass Mainz und Rheinland-Pfalz noch viel von Koch hören werden, und regte sogar an, zukünftig auch rheinland-pfälzische Motive wie den Mainzer Dom aufzugreifen.
Die Chance, vor allem ein junges Publikum für Kunst zu begeistern
Zum Abschluss sprach Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide über die Bedeutung der Ausstellung für das Landesmuseum:
„Es ist eine große Freude, wieder eine Fotokunstausstellung in diesem Ausmaß zeigen zu können. Kochs Werke sind wie Wimmelbilder: Man muss lange davorstehen und entdeckt immer neue Details.“
Sie sieht in der Schau die Chance, vor allem ein junges Publikum für Kunst zu begeistern und Bezüge zu den anderen Sammlungen des Museums herzustellen: „Viele Motive, die Koch in dystopischen Szenen aufgreift, lassen sich im Dialog mit historischen Werken wiederfinden.“
Moritz Koch eröffnete seine Ausstellung „Memories of Another Tomorrow

Koch, sichtlich bewegt von so viel Lob und noch mehr Gästen, bezeichnete Ausstellung und den Abend als „etwas Besonderes in besonderen Zeiten“. Gerade jetzt sei es wichtig, „zusammenzurücken und unsere Gemeinsamkeiten stärker zu betonen, als das, was uns unterscheidet“.
Damit brachte Koch auf den Punkt, was ihn antreibt: „Meine Kunst will sichtbar machen, dass uns Menschen mehr verbindet, als uns trennt.“ Die Eröffnung verstand er deshalb nicht nur als einen persönlichen Moment, sondern auch als gemeinschaftliches Erlebnis: „Diese Ausstellung ist für mich ein Gemeinschaftserlebnis – und ich freue mich, dass so viele Menschen heute Abend Teil davon sind.“

Die Eröffnung von „Memories of Another Tomorrow“ war weit mehr als der Auftakt einer Ausstellung – sie war ein kulturelles Ereignis mit großer Strahlkraft. Moritz Koch zeigt nicht nur beeindruckende Bildwelten, sondern schafft es, Kunst als Gemeinschaftserlebnis zu inszenieren. Mainz darf gespannt sein, welche „verrückten Ideen“ er als Nächstes umsetzt.
(Diether von Goddenthow/ RheinMainKultur.de)
Mainzer Landesmuseum – Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE)