Oberbürgermeister Gerst-Uwe Mende und Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl verliehen am 12.11.2024 den Wiesbadener Literaturpreis 2024 an Martina Hefter für ihren Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, der sehr autobiographische Züge enthält. © Foto: Diether von Goddenthow

Gestern Abend im Kulturforum verliehen Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl den Literaturpreis der Stadt Wiesbaden 2024 an die Bestsellerautorin, Lyrikerin und Performancekünstlerin Martina Hefter für ihr Buch „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“.

Der alle zwei Jahre verliehene Preis der Landeshauptstadt, dotiert mit 10.000 Euro, würdigt Autorinnen und Autoren, die in ihrer Arbeit Verbindungen zwischen Literatur und anderen Künsten oder Medien schaffen. In Martina Hefters Fall ist es der Tanz und somit auch die Musik, die sie mit ihrer Literatur verbindet, so Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende, der den Preis überreichte und die. Jurybegründung verlas: „Martina Hefter textet Tanz und sie tanzt Texte.“

Impression aus Martina Hefters und Patrice LIPEB Performance. © Foto: Diether von Goddenthow

Die bereits mit dem Deutschen Buchpreis 2024 u. vielen weiteren Preisen bedachte Autorin bedankte sich herzlich mit einer Tanz-Performance gemeinsam inszeniert mit Klangkünstler Patrice LIPED. Hefter brachte körperlich zum Ausdruck, was ihre Texte vermitteln, während LIPED sehr empathische  elektronische Klänge erzeugte und immer wieder auch komplementär und synchron Hefters Bewegungen spiegelte. Zwischendrin, in die Performance eingebaut, las Hefter immer wieder Passagen aus ihrem Buch, das sich mit „Love Scamming“, einer Art „Liebesschwindelei“ über das Internet befasst. Dabei versuchen junge afrikanische Männer, zumeist aus Nigeria, sich als reiche Westler ausgeben und mit  unglaublichen Geschichten und Liebesschwüren, einsamen reiferen Damen auf Partnersuche um Geld zu bringen. Martina Hefters Protagonistin,  durch die Pflege eines durch MS am Rollstuhl gefesselten Mannes völlig erschöpft, entdeckt nächstens diese Welt der Partnerbörsen und findet Lust am Thrill dieses Lügenspiels der Liebe, welches sie nun umdreht und ihrerseits  die Liebesschwindler beschwindelt.

Die Laudatio hielt SWR-Kulturzeitredakteurin und Literaturkritikerin Katharina Borschardt, Mitglied der hochkarätig mit Mara Delius (Die Welt) und Andreas Platthaus (FAZ) besetzten Jury. Borchert hob das „außergewöhnliche Werk“ der Autorin hervor. Hefter hat bisher vier Romane und fünf Lyrikbände veröffentlicht, und laut Borchardt sind ihre „intermedialen Verknüpfungen“ stets besonders faszinierend. „Ihre Texte sind Bewegung, sie beschreiben Linien, Achsen, Spiralen, Tangenten.“ Die Figuren ihrer Werke hätten „situative Beweglichkeit“, und die Prosa wirke „leicht, habe es aber in sich.“ Hefters Werk sei „schriftgewordener Tanz.“

Impression aus Martina Hefters und Patrice LIPEB Performance. © Foto: Diether von Goddenthow

Dr. Hendrik Schmehl versicherte, dass  noch bevor die Jury des Deutschen Buchpreises sich für entschieden hatte, seit bereits die Entscheidung in Wiesbaden gefallen, Martina Hefter den diesjährigen Literaturpreis der Stadt Wiesbaden zuzuerkennen.  Demnächst wird die 59-jährige Autorin auch den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds erhalten. Bei einer derart gefeierten Bestseller-Autorin, deren Werk bereits die  12. Auflage mit 120 000 verkauften Büchern erreicht hat, musste  die Veranstaltung vom Literaturhaus Villa Clementine aus ins Kulturforum verlegt werden, um das ganze affizierte Kulturvolk entsprechend unterbringen zu können. Außer einer kleinen Orga-Gebühr von 1,39 Euro, war die Veranstaltung kostenfrei.