
Vom 26. September 2025 bis 11. Januar 2026 präsentiert die Kunsthalle Mannheim die umfassende Sonderausstellung „Kirchner, Lehmbruck, Nolde. Geschichten des Expressionismus in Mannheim“. Die Kunsthalle Mannheim verfügte über eine der ersten Sammlungen des Expressionismus in Deutschlands Museen – bis ein Großteil der erworbenen Werke 1937 durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde, was zu erheblichen Verlusten führte. Dennoch bewahrt das Haus bis heute bedeutende Meisterwerke dieser Kunstrichtung. Diese stehen nun im Zentrum der Ausstellung und werden gemeinsam mit nationalen und internationalen Leihgaben ehemals beschlagnahmter Werke gezeigt. Ergänzt um zahlreiche Arbeiten aus Mannheimer Privatsammlungen beleuchtet die Schau dieses prägende Kapitel der Museumsgeschichte.
Neue Perspektiven und Vergleiche
Zu sehen sind rund 50 Gemälde, 30 Skulpturen und 100 Grafiken. Ein Schwerpunkt liegt auf Arbeiten aus der Privatsammlung Fuchs-Werle. Dort finden sich Werke von Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Otto Mueller, Max Pechstein, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Gabriele Münter. In der Zusammenschau mit dem Bestand der Kunsthalle eröffnen sich besondere Einblicke und neue Vergleichsmöglichkeiten, die frische Bezüge zwischen den einzelnen Künstlern herstellen.

Skulptur und Grafik
Ein weiterer Kernpunkt der Ausstellung gilt Wilhelm Lehmbruck und der Mannheimer Sammlung seines Förderers Sally Falk, der 1921 der Kunsthalle einen bedeutenden Skulpturenbestand schenkte. Damals bot kein anderes Museum eine ähnlich umfassende Vorstellung von Lehmbrucks Schaffen. Zudem wird die hervorragende grafische Sammlung der Kunsthalle präsentiert – mit Arbeiten von Walther Bötticher, Erich Heckel, Emil Nolde, Max Pechstein, Heinrich Campendonk und Maria Uhden. Besonderes Augenmerk gilt der Wiederentdeckung des Holzschnitts als zentrales Ausdrucksmittel des Expressionismus.
Kritische Einordnung
Der Expressionismus entstand in einer Zeit, in der das Deutsche Kaiserreich ab 1900 eine Kolonialmacht wurde. Viele Künstler dieser Epoche erweiterten ihr Bildrepertoire um Motive aus außereuropäischen Kulturen. Die Ausstellung beleuchtet diesen Blick auf das „Fremde“ kritisch und hinterfragt die Aneignung nicht-europäischer Kunst. Auch die Haltung einzelner Maler während des Nationalsozialismus wird neu bewertet – Emil Nolde steht exemplarisch dafür. Darüber hinaus wird die Situation der wenigen damals erfolgreichen Künstlerinnen dargestellt, denen der Kunstmarkt und Ausstellungsbetrieb weitgehend verschlossen blieb.
Rahmen-Programm
Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm, an dem sich unter anderem das Nationaltheater Mannheim, Cinema Quadrat, das Felina Theater und die Jüdische Gemeinde Mannheim beteiligen. Das vollständige Programm ist unter www.kuma.art/programm abrufbar.
Katalog
Zur Sonderausstellung erscheint ein umfangreicher gleichnamiger Katalog im Deutschen Kunstverlag mit Beiträgen von Ursula Drahoss, Luisa Heese, Inge Herold, Johan Holten, Hannah Krause, Dorotea Lorenz und Mathias Listl. Wie in der Sonderausstellung selbst, wird nun auch im Katalog erstmals die Bedeutung des Expressionismus für die Geschichte des Museums eruiert, was ihn zu einer idealen Ergänzung eines Besuches macht. So kann man alles – mitunter noch tiefgehender – nachlesen, was man zuvor in der Ausstellung entdeckt hat.
Wie der Verlag schreibt, präsentiere der Band „die herausragende Sammlung von Malerei, Grafik und Skulptur und hochkarätige Leihgaben ehemals beschlagnahmter Arbeiten sowie Meisterwerke aus Mannheimer Privatsammlungen unter anderem von Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Otto Mueller, Max Pechstein, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff oder Maria Uhden, Milly Steger und Gabriele Münter. Ein besonderer Fokus gilt dem Bildhauer Wilhelm Lehmbruck sowie seinem engen Mäzen Sally Falk. Der Band bietet einen detaillierten Einblick in die Geschichte dieser faszinierenden Stilepoche in Mannheim und stellt bedeutende Werke und ihre Rolle innerhalb der Sammlung der Kunsthalle vor.“
Kirchner, Lehmbruck, Nolde
Geschichten des Expressionismus in Mannheim
Herausgegeben von: Johan Holten, Inge Herold, Dorotea Lorenz, Luisa Heese, Ursula Drahoss,
Oktober 2025, 192 Seiten, Deutsch, Englisch, 23 × 27,5 cm 150 Farbabbildungen, Gebunden, 978-3-422-80339-8, 44,00 €
Weitere Infos: Kunsthalle Mannheim