Frankfurter IHK-Dissertationspreis 2025 im Rahmen des 49. KAMMER-Konzerts an Dr. Lukas Jürgensmeier verliehen

IHK-Dissertationspreis 2025 für Dr. Lukas Jürgensmeier. Auszeichnung im Rahmen des 49. KAMMER-Konzerts verliehen. (v.li.) Moderator des Abends: Dr. Thomas Steigleder, Jury-Mitglied, IHK-Frankfurt, Innovation und Umwelt Ausschuss, Startups und Industrieausschuss, Preisträger Dr. Lukas Jürgensmeier, Prof. Guido Friebel, Professor für Personalwirtschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, sowie Laudator Prof. Dr. Thomas Otter, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Professur für Quantitatives Marketing, Goethe-Universität Frankfurt am Main. © Foto: Diether v Goddenthow

Am Montagabend, dem 15. Dezember, zeichnete Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main, Dr. Lukas Jürgensmeier im Lichthof der IHK mit dem Dissertationspreis 2025 der IHK Frankfurt aus. Die Preisverleihung fand im Rahmen des 49. KAMMER-Konzerts statt, das seit 1992 regelmäßig von der IHK Frankfurt veranstaltet wird. Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte das Colora Quartett in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK)

Prämiert wurde Dr. Jürgensmeiers Doktorarbeit mit dem Titel „Measuring Fair Competition“ (auf Deutsch etwa: „Messung fairen Wettbewerbs“), die sich mit der empirischen Messung fairen Wettbewerbs auf digitalen Plattformen befasst. Durch den Abend führte Dr. Thomas Steigleder, Jury-Mitglied, IHK-Frankfurt, Innovation und Umwelt Ausschuss, Startups und Industrieausschuss.

Was thematisch auf den ersten Blick für fachfremde Leserinnen und Leser eher abstrakt oder technisch klingen mag, greift in Wirklichkeit ein hochaktuelles und gesellschaftlich wie wirtschaftspolitisch brisantes Thema auf: die zunehmende Marktmacht großer Online-Plattformen. So nimmt etwa Amazon im deutschen Online-Handel eine dominierende Stellung ein. Schätzungen aus den Jahren 2024/2025 zufolge entfallen rund 50 bis 60 Prozent des gesamten deutschen Online-Umsatzes auf Amazon, wobei ein erheblicher Anteil über den Marketplace mit Drittanbietern erzielt wird. Im Verhältnis zum gesamten deutschen Einzelhandel – also inklusive stationärem Handel – liegt der Marktanteil des Unternehmens bei gut sechs Prozent. Diese Konzentration wirft zentrale Fragen nach fairen Wettbewerbsbedingungen auf, insbesondere dann, wenn Plattformbetreiber zugleich als Marktplatz und als eigener Anbieter auftreten. Und sie hat auch weitreichende kulturelle, wirtschaftliche und soziale Folgen für Städte und das öffentliche Leben.

Die Dissertation entstand am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Doktorvater der ausgezeichneten Arbeit ist Prof. Dr. Bernd Skiera, Inhaber der Professur für Electronic Commerce.

In seiner Arbeit untersucht Dr. Lukas Jürgensmeier wie fairer Wettbewerb auf großen digitalen Plattformen gemessen und bewertet werden kann. Er entwickelte dazu neue Methoden, um systematisch zu untersuchen, wann Plattformbetreiber ihre eigenen Angebote gegenüber externen Anbietern bevorzugen und schafft damit eine wichtige Grundlage für die Umsetzung des Digital Markets Act der EU. Mithilfe umfangreicher Datensätze analysiert er, in welchen Bereichen Selbstbevorzugung auftritt und welche wirtschaftlichen Folgen diese nach sich zieht. Zudem zeigen seine Untersuchungen, wie politische Rhetorik das Konsumverhalten beeinflussen kann. Die Arbeit von Dr. Jürgensmeier wurde mit summa cum laude bewertet und ist bereits in führenden internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht erschienen . Ergänzt wird seine wissenschaftliche Leistung durch sein besonderes Engagement in der Studierendeninitiative TechAcademy, die die digitale Kompetenzentwicklung an der Goethe-Universität wesentlich voranbringt.

Mit ihrer ausgeprägt wissenschaftlichen und zugleich ebenso praktischen wie an gesellschaftlichen Fragen ausgerichteten Konzeption weist Dr. Lukas Jürgensmeiers Forschung hohe Relevanz auf und überzeugte die Preisvergabe-Jury. Das in diesem Jahr seitens der Goethe-Universität durch Prof. Dr. Christian Schlag und Prof. Dr. Ferdinand von Siemens sowie von Seiten der IHK Frankfurt mit Dr. Thomas Steigleder und Michael Haag besetzte Gremium fällte ein einstimmiges Votum, obwohl zwei weitere, ebenfalls mit „summa cum laude“ bewertete Arbeiten es in die abschließende Auswahlrunde geschafft hatten.

Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt. © Foto: Diether v Goddenthow

Auch Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, zeigte sich von der Qualität der prämierten Doktorarbeit beeindruckt: „Diese Dissertation beweist, wie unverzichtbar unabhängige Forschung für einen fairen und funktionierenden Wettbewerb ist. In Zeiten, in denen digitale Märkte immer stärker von wenigen großen Akteuren geprägt werden, braucht es klare wissenschaftliche Analysen, die Missstände sichtbar machen und Regulierung auf eine solide Grundlage stellen. Die IHK Frankfurt zeichnet diese Arbeit aus voller Überzeugung aus – auch als Signal, dass wir wirtschaftliche Fairness und den Fortbestand der Grundsätze ehrbarer Kaufleute nicht dem Zufall überlassen dürfen.“

Der IHK-Dissertationspreis wurde erstmals im Jahr 1965 verliehen und ab dem Folgejahr offiziell von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main gestiftet. Der Preis zeichnet jährlich eine praxisnahe Doktorarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften aus und ist mit einem Preisgeld von 6 000 Euro dotiert.

49. KAMMER-Konzert bildet stilvollen Rahmen
Die Verleihung des IHK-Dissertationspreises 2025 erfolgte eingebettet in das seit 1992 regelmäßig von der IHK Frankfurt und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) in den Räumlichkeiten der IHK veranstaltete KAMMER-Konzert statt. Für die musikalische Gestaltung des Abends konnte – auf Empfehlung von Prof. Tim Vogler von der Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst Frankfurt – das vielversprechende Colora Quartett gewonnen werden. Das Ensemble, bestehend aus Rhoda Knötzele (Violine), Kim-Chi Stutzinger (Violine), Arcan Isenkul (Viola) und Alejandro Costa Martí (Violoncello), wurde 2024 gegründet, gewann früh den Förderpreis des Polytechnischen Wettbewerbs und debütierte 2025 in der Alten Oper.

In herausragender künstlerischer Qualität präsentierte das Colora Quartett im ersten Teil des KAMMER-Konzerts   Haydns „Streichquartett Op. 74 Nr. 3“ in g-Moll, das berühmte „Reiterquartett“, im zweiten Teil folgte Béla Bartóks überwältigendes „Streichquartett Nr. 2“ in a-Moll.

Impression des KAMMER-Konzerts, Das Colora Quartett präsentiert Haydns „Streichquartett Op. 74 Nr. 3“ in g-Moll (Reiterquartett) sowie im zweiten Teil Béla Bartók „Streichquartett Nr. 2“ in a-Moll. © Foto: Diether v Goddenthow

IHK-Präsident Ulrich Caspar zeigte sich beeindruckt von der Darbietung und sagte: „Es ist ein starkes Zeichen für die hohe Qualität der Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, dass wir heute ein so exzellentes junges Ensemble erleben dürfen. Das zweigeteilte Programm – mit Haydns virtuos gestaltetem ‚Reiterquartett‘ im ersten und Bartóks eindrucksvollem Streichquartett im zweiten Teil – belegt die künstlerische Reife, die den Absolventen mit auf den Weg gegeben wird. Solche Auftritte bereichern nicht nur unser KAMMER-Konzert, sondern unterstreichen den wichtigen Beitrag der Hochschule zur kulturellen Vielfalt in unserer Region.“

(IHK-Frankfurt – Diether von Goddenthow – RheinMainKultur.de)