Geteilt – Vereint
25 Jahre deutsche Wiedervereinigung
Filmreihe von Dienstag, 1., bis Freitag, 25. September
Mit dem Tag der Deutschen Einheit feiert die Bundesrepublik Deutschland am Samstag, 3. Oktober, ihren Nationalfeiertag, der sich in diesem Jahr zum 25. Mal jährt. In Frankfurt findet der zentrale Festakt statt. Die Wiedervereinigung ist ein Ereignis, das sich direkt und indirekt auch im deutschen Film niedergeschlagen hat, wie das Kino des Deutschen Filmmuseums mit einer umfassenden Filmreihe im September zeigt.
Die Filmauswahl gliedert sich in drei Schwerpunkte: Einige der Filme vermitteln Stimmungsbilder aus der DDR und dem geteilten Berlin kurz vor der Wende. Heiner Carows VERFEHLUNG und weitere Filme erzählen von zerrissenen Familien und Beziehungen und von den Vorboten des Umbruchs. Ein weiterer Block widmet sich der Zeit des Herbstes 1989 und der Auflösung der DDR im Jahre 1990, mit LETZTES JAHR TITANIC von Andreas Voigt, AUFBRUCH ’89 – DRESDEN und AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN STADT richtet sich der Blick insbesondere auf die Städte Dresden und Leipzig. Schließlich veranschaulicht ein Teil der Auswahl, wie die Wende in späteren Filmen verarbeitet wurde.
Die Reihe enthält sowohl dokumentarische Arbeiten als auch Spielfilme, sie stellt westdeutsche Sichtweisen neben ostdeutsche. Zu Gast sind die Regisseure Pavel Schnabel und Thomas Claus sowie Gerd Kroske, der mit STRICHE ZIEHEN seinen jüngsten Film vorstellt.
Dienstag, 1. September, 20:30 Uhr
Donnerstag, 3. September, 18 Uhr
DIE VERFEHLUNG
Deutschland 1992. R: Heiner Carow
D: Angelica Domröse, Gottfried John, Jörg Gudzuhn. 104 Min. 35mm
DIE VERRFEHLUNG ist der erste Film des vormaligen DEFA-Regisseurs Heiner Carow nach dem Ende der DDR. Er erzählt davon, wie sich 1988 bei einem Verwandtenbesuch in einem Dorf in der DDR ein Hamburger Hafenarbeiter in eine Putzfrau verliebt. Missgünstige Nachbarn und der Bürgermeister des Ortes stellen sich jedoch der Beziehung in den Weg. Auch
dank seiner vorzüglichen Darsteller gelingt es Carow, sehr eindringlich das Klima der Repression in der Endphase der DDR wiederzugeben.
Freitag, 4. September, 20:30 Uhr
LETZTES JAHR TITANIC
Deutschland 1991. R: Andreas Voigt. Dokumentarfilm. 111 Min. 35mm
LETZTES JAHR TITANIC entstand zwischen Dezember 1989 und Dezember 1990 in Leipzig. Der Film dokumentiert den Zerfall der alten DDR, die Wahlen, die Einführung der D-Mark und die offizielle Wiedervereinigung. Und zwar entlang der Einzelschicksale ehemaliger DDR-Bewohner. Voigt zeigt, wie die politischen Umwälzungen in die Leben eines Gießereiarbeiters, einer Kneipenwirtin, einer Stasi-Informantin, einer Schülerin und eines Hausbesetzers eingreifen. Er schafft so ein beeindruckendes Panorama von zerstörten Illusionen und neuen Hoffnungen.
Sonntag, 6. September, 18 Uhr
NOVEMBER DAYS Novembertage
Großbritannien/Deutschland 1990. R: Marcel Ophuels
Dokumentarfilm. 130 Min. Digital
Voller Neugier reist Marcel Ophüls nach der Maueröffnung am 9. November 1989 nach Deutschland, um die Protagonisten des Ereignisses, aber auch einfache Menschen auf der Straße, zu befragen. SED-Funktionäre kommen in seinem Film ebenso zu Wort wie DDR-Künstler, Arbeiter und Bürgerrechtler. Ihnen entlockt er in seiner unkonventionellen Art ganz neue Aussagen, die er mittels polemischer Montage prägnant kommentiert. Zugleich distanziert und engagiert zeichnet Ophüls so ein erfrischendes Bild des Umbruchs.
Mittwoch, 9. September, 20:30 Uhr
STRICHE ZIEHEN
Deutschland 2014. R: Gerd Kroske
Dokumentarfilm. 96 Min. DCP
Ausgangspunkt von Gerd Kroskes Dokumentation ist eine Kunstaktion im Jahr 1986: Junge Leute, die aus Weimar stammen und inzwischen in West- Berlin leben, ärgern sich über die bunt bemalte Mauer und setzen dem Mauertourismus eine Kunstaktion entgegen: Sie ziehen einen Strich entlang der Mauer. Einer von ihnen wird dabei von DDR-Grenzern verhaftet und landet im Zuchthaus; später wird er von der BRD freigekauft. Einer der Protagonisten recherchiert die Vorgeschichte, beginnend mit dem Leben unangepasster Jugendlicher in Weimar in den frühen 80er Jahren. Eine Geschichte über Auflehnung und Anpassung.
Zu Gast: Gerd Kroske
Donnerstag, 10. Septemner, 18 Uhr
Freitag, 11. September, 20:30 Uhr
DAS VERSPRECHEN
Deutschland/Frankreich/Schweiz 1995. R: Margarethe von Trotta
D: Corinna Harfouch, Meret Becker, August Zirner. 110 Min. 35mm
Im Herbst 1961, kurz nach dem Bau der Berliner Mauer, versucht eine Gruppe von Schülern, durch die Kanalisation aus dem Ost- in den Westteil der Stadt zu fliehen. Sophie schafft es, Konrad bleibt zurück; er verspricht ihr nachzukommen. In den folgenden drei Jahrzehnten können sich die beiden jedoch nur viermal sehen, einmal davon in Prag. Margarethe von Trotta schildert in ihrem Film die Geschichte einer Liebe unter Extrembedingungen und verdichtet sie zu einem Melodram vor politischem Hintergrund.
Sonntag, 13. September, 17:30 Uhr
MATERIAL
Deutschland 2009. R: Thomas Heise
Dokumentarfilm. 166 Min. DigiBeta
Thomas Heises beeindruckende Dokumentation spannt den Bogen von der DDR in den späten 1980er Jahren bis in das Jahr 2008. Die Inszenierung eines Heiner- Müller-Stückes in Berlin 1988, die Räumung besetzter Häuser, die Massendemonstration auf dem Alexanderplatz im November 1989, der Angriff von rechten Jugendlichen auf eine Filmvorführung oder der Abriss des Palasts der Republik: Beobachtungen, Skizzen, Fragmente, die am Rande anderer Filmprojekte entstanden und zuvor nicht veröffentlicht wurden, setzt der Regisseur künstlerisch in Beziehung zueinander.
Donnerstag, 17. September, 18 Uhr
Freitag, 18. September, 20:30 Uhr
GOOD BYE, LENIN!
Deutschland 2003. R: Wolfgang Becker
D: Daniel Brühl, Katrin Saß. 118 Min. 35mm
Im Herbst 1989, kurz vor dem Fall der Mauer, erleidet Mutter Kerner einen Herzinfarkt und fällt ins Koma. Als sie im Sommer 1990 wieder erwacht, ist die DDR schon nicht mehr das, was sie einmal war. Aus Angst vor einem neuen Infarkt will ihr Sohn ihr alle Aufregung ersparen und verheimlicht ihr den Fall der Mauer. Er spielt ihr das alte DDR-Leben vor – was jedoch immer schwieriger wird… Wolfgang Beckers GOOD BYE, LENIN! blickt aus einer originellen Perspektive auf den Untergang der DDR und hält dabei genau die Balance zwischen Komik und Tragik. Zu Recht war er einer der erfolgreichsten deutschen Filme der vergangenen zwei Jahrzehnte.
Sonntag, 20. September, 18 Uhr
AUFBRUCH ’89 – DRESDEN
DDR 1989. Kollektiv: Thomas Eichberg, Thomas Rist, Sabine Wittig,
Volker Langhoff, René Jung, Katja Hofmann. 52 Min. Betacam SP
AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN STADT
DDR 1990. R: Thomas Claus u.a. 30 Min. Digital
AUFBRUCH ’89 – DRESDEN ist ein Zeitdokument der Ereignisse in Dresden im Herbst 1989, die am 4. Oktober mit der Durchfahrt der Flüchtlingszüge aus Prag und den damit verbundenen Ausschreitungen ihren Anfang nahmen. Zu Wort kommen unter vielen anderen ein Arzt, der die Verletzungen der Polizisten und Demonstranten beschreibt, junge Demonstranten, die festgenommen wurden, und ein Elternpaar, dessen Sohn verschwunden ist. AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN STADT entwirft ein Stimmungsbild Dresdens am Tag der Deutschen Einheit. In ruhigen, fast melancholischen Bildern erzählt der Film von Alltag, Sorgen und Träumen der Menschen. Der Film endet dort, wo das “Neue” beginnt: Am 3. Oktober 1990 um Null Uhr in einer Dresdner Gaststätte.
Zu Gast: Thomas Claus
Dienstag, 22. September, 20:30 Uhr
BRÜDER UND SCHWESTERN
Deutschland 1991. R: Pavel Schnabel
Dokumentarfilm. 94 Min. 16mm
Bereits im Frühjahr 1988 hatte Pavel Schnabel aufgrund einer Städtepartnerschaft zwischen Weimar und Trier die Möglichkeit, in Weimar ausgewählte Einwohner vor Kamera und Mikrophon zu bekommen. Nach der Wende konnte er erneut mehrfach mit denselben Protagonisten, darunter ein Konditoren-Ehepaar und ein Schuldirektor, sprechen und den Veränderungen in der Stadt nachspüren. So entstand eine Langzeitbeobachtung über mehrere Jahre, die via Alltagsbeobachtungen und entlang der Äußerungen der Betroffenen den Wandel der DDR zur Wendezeit nachzeichnet und die Irritationen, die er hervorrief, einfühlsam dokumentiert.
Zu Gast: Pavel Schnabel
Donnerstag, 24. September, 18 Uhr
Freitag, 25. September, 20:30 Uhr
ALS WIR TRÄUMTEN
Deutschland 2015. R: Andreas Dresen
D: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Marcel Heuperman. 117 Min. DCP
Der gleichnamige Roman von Clemens Meyer ist die Vorlage für die Geschichte einer Gruppe von vier Jugendlichen in Leipzig kurz nach dem Untergang der DDR. Ihr Leben hat sich radikal verändert: Waren sie vor kurzem noch Pioniere, so ziehen sie nun gemeinsam durch die Nacht, probieren Drogen aus, klauen Autos, träumen von der großen Liebe und gründen eine Diskothek, welche bald von rechten Skinheads belagert wird. Sie randalieren und versuchen doch, der Sinnlosigkeit ihrer Existenz zu entfliehen. Andreas Dresen und sein Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase entwarfen eine detailgenaue filmische Parabel über „Freundschaft und Verrat, Zuversicht und Illusion, Brutalität und Zärtlichkeit“ (Berlinale).
Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Deutsches Filmmuseum
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