
Mit einer großartigen Abschluss-Gala im mit rund 1.200 Menschen vollbesetzten Zelt endete bei Standing Ovations am 3.November 2024 das Wiesbadener European Youth Circus Festivals für die Akteure in der Manege. Ein regelrechter Preisregen ging am Samstag-Abend auf die besten Nachwuchs-Artisten Europas nieder, und zwar in Gold, Silber und Bronze sowie als Spezialpreise mit Auftritt-Engagements in namhaften Varietés, Circus-Theatern und Clubs. Die jungen Artisten, die sich in vier Wettbewerben in den Altersgruppen „12- bis 17“ und „18 bis 25 Jahre“ in den Tagen zuvor gegenüber ihrer Konkurrenz durchgesetzt hatten, präsentierten eine atemberaubende grandiose Show, und mehr noch:

Die jungen Artistinnen und Artisten zeigten etwas, “was unglaublich wichtig ist in dieser Zeit: Sie repräsentierten den Europäischen Gedanken, nämlich „dass man etwas gemeinsam erreicht, dass man Grenzen überwindet, dass man neue Freundschaften findet“ so Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende in seiner Begrüßung. Freundschaften, die dazu beitragen könnten, „Europa besser zusammenzubringen“. So gäbe es auch keine Verlierer, so Mende am Samstag-Abend in der Manege, sondern „am Ende nur Gewinner, und die, die wir heute Abend sehen, stünden für ein großartiges Programm“, so der Oberbürgermeister. Wiesbaden sei stolz darauf, seit Jahren Gastgeber dieses einzigartigen European Youth Circus Festivals zu sein.
„Eine Woche mit tollen Begegnungen, glücklichen Artisten und einem zufriedenen Publikum“, zeigte sich Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl begeistert. „Der European Youth Circus ist und bleibt ein kulturelles Highlight der Landeshauptstadt Wiesbaden, dass europaweit strahlt“.
Seit 30 Jahren gelingt dem Kulturamt, Europas Zirkusnachwuchs nach Wiesbaden zu holen.

Johnny Klinke, Direktor des legendären Frankfurter Tigerpalastes, setzte noch einen drauf: In keiner anderen Stadt Europas, „und wir wissen, wovon wir reden“, gäbe es ein Kulturamt, „das in der Lage ist auf diesem Niveau und mit dieser Qualität die Artisten Europas zu rufen, und so ein unabhängiges lebendiges und fröhliches Fest in diesen Zeiten zu organisieren. Ein ganz großer Dank ans Kulturamt der Stadt Wiesbaden, an Franziska Domes, an Frank Zammert und die vielen anderen, Bravo!“, lobte der alte Zirkushase Klinke das EYC-Team.
European-Youth-Circus ist ein echtes Juwel
Als Johnny Klinke vor 32 Jahren in den Wiesbadener Vorort Delkenheim in ein kleines Zirkuszelt kam, „wir hatten einen Tiger dabei, weil wir nicht wussten, was uns erwartet“, war kaum anzunehmen, dass sich dieser Circus einmal zu seiner heutigen Bedeutung für den internationalen europäischen Artisten-Nachwuchs entwickeln werde. „Es gibt keine andere Show im Moment in Europa, wo eine Künstlerin aus Israel, eine Künstlerin aus Russland, und so viele aus der Ukraine zusammen in einer Show auftreten. Das ist unser Europa, das ist Europa, was wir wollen“, rief Klinke dem applaudierenden Publikum bei der Preisverleihung zu. Inzwischen, so der Jurysprecher weiter, interessierten „sich in Europa sehr viele Leute für dieses Festival. Warum? Weil es so unabhängig ist, und weil es für die Künstler zwischen 12 und 17 Jahren keinen besseren Ort gibt, als dieses Festival. Das merkt man an der Menge der Bewerbungen, an der Qualität“, so Jurysprecher Klinke, und an die jungen Artisten gewandt: „Ich danke Euch, dass ihr gekommen seid, und mit uns eine Woche in Frieden, ohne Hass und Krieg mitten in Europa gefeiert habt. Danke an Wiesbaden!“ Tosender Applaus. Manch eine Profi-Organisation könne nur davon träumen, mit einer derartigen Kontinuität seit 30 Jahren so ein Circus-Projekt so erfolgreich zu stemmen, fuhr der Tigerpalast-Direktor fort: „Mein Gedanke ist, und das ist auch der Gedanke der Jury: Wir kommen wieder in zwei Jahren zum nächsten European Youth Circus nach Wiesbaden!“.

Das European-Youth-Circus-Festival Wiesbaden ist ein echtes Juwel der hessischen Landeshauptstadt mit internationaler Strahlkraft. Es ist mittlerweile zu einem unverzichtbaren Sprungbrett für den artistischen Nachwuchs Europas geworden: Junge Artisten können alle zwei Jahre beim European Youth Circus-Festival Wiesbaden die Preise gewinnen, die für sie so wichtig sind in ihrer Biografie, um erste Engagements von Varietés-Theatern, Clubs und Circussen zu erhalten. Dabei helfen ihnen insbesonders auch die Engagements-Preise vom Tigerpalast Frankfurt , Neuem Theater Höchst, Recirquel Night-Circus Budapest, „Flic Flac“, Nürnberg, „Cirque Imagine“, Frankreich, „Club Amici del Circo Italia“ oder Cirque du Soleil (international), wie sie bei der großen Abschluss-Gala am Samstag-Abend wieder verliehen wurden.
„Attention“, das Programm beginnt!

Eine anstrengende Festival-Woche hatten die Jung-Artisten am Gala-Wochenende bereits hinter sich. Am Donnerstag und Freitag mussten sie sich in vier Wettbewerbsdurchgängen in den Altersklassen 12- 17 und 18 – 25 Jahren dem Publikum und einer international, hochkarätigen Jury stellen mit folgenden Juroren: Ferreri (Jongleur aus Spanien u. ehemaliger EYC-Preisträger) und Larissa Kastein (Direktion Flic Flac X-mas Nürnberg), Francesco Mocellin (Präsident der Gesellschaft der italienischen Zirkusfreunde), Johnny Klinke (Direktor des Tigerpalast-Varietés Frankfurt) Kristian Kristof (Artist und Castingdirektor der ungarischen Produktion „Recirquel“), und Nicholas BoivinGravel. Talent-Scout des des Cirque du Soleil. Nach den Publikums-Voten durch einem Punktesystem der Jury wurden schließlich die Preisträgerinnen und Preisträger ermittelt (siehe unten).
Live begleitet vom European Youth Orchester und Beatboxer Ro-Beat, führten Choreograf Dima und die international bekannte Artistin und Tänzerin Michaela Samaki-Pesce durch die dreistündige grandiose Youth-Circus-Gala. Gespickt mit zig Gags, Standup-Acts, Artistengruppen-Einlagen neben deren Einzeldarbietungen, sowie mit einem schier unerschöpflichen, rhythmischen Geräuschteppich mit ulkigen Sprach-Akrobatiken von Ro-Beat à la „Pizza-Katze- Papa-Katze“, oder Rhythmen von Hip-Hop bis Walzer, gings nonstop durch die Show.

Eingangs verlas Dima, komplett weiß gestylt, die „Gebrauchsanweisung für das Programm“ und klärte darüber auf, was es mit dem – erstmals in der European-Youth-Circus-Geschichte gewählten – Motto, nämlich „Attention“, auf sich habe: „In einer Zeit, wo alles immer verworrener und es immer schwieriger wurde, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wo Menschen Reizüberflutungen ausgesetzt seien, und sie ‚draußen‘ zerstreut vom knackigen Wahnsinn und rastlosen Puls der Zeit der modernen Welt getrieben und entzaubert würden“, herrsche „drinnen im Zirkus die Magie des Theater“, dem „Sie, hochverehrtes Publikum, Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken – kurz: Attention“. Dabei werde im Chapiteau die Manege zum Brennglas, und die Liebe zum Requisit auf den Punkte gebracht – kurzum: der Circus steht beispielhaft für einen Ort größter Aufmerksamkeit und Konzentration, einmal für das Erlernen und Beherrschen akrobatischer Darbietung, zum anderen für die Magie der Acts, denen sich im Chapiteau die Zuschauer kaum entziehen können. Deswegen das Motto: „Attention“.
An diesem Nonstop-Abend vermochte sich ohnehin niemand den Ereignissen entziehen, insbesondere nicht der unglaublichen Faszination artistischer Darbietungen auf höchsten Level: Immer wieder tosender Applaus, unterbrochen von Standing Ovations. präsentierten die Artisten akrobatisch einzigartige Leistungen, darunter Strapaten-Nummern, LED-Jonglage, Keulen- und Ring-Jonglagen, atemberaubende Cyr-Wheel-Acts, einfallsreiche Handstand-Equilibristik, einen herausragenden Drahtseil-Act usw..
Die begehrten Wiesbadener European Youth Circus Preise 2024
Die Preise in der Alters-Gruppe 12 bis 17 Jahre

Gold: In der Altersgruppe (12 bis 17 Jahren) ging der mit 2500 Euro dotierte Goldene Festivalpreis an Stela Stankevičiutė aus Litauen. Mit ihrer Performance am Cyr Wheel beeindruckte sie Jury und Publikum gleichermaßen und erhielt darüber hinaus einen Engagementpreis für einen Auftritt bei Flic Flac in Nürnberg. Beim Cyr-Rad entdeckte sie die Freiheit und das immense kreative Potential beim „Drehen „, welches sie virtuos in allen denkbaren Tempi und Figurenformationen beherrscht. Sie machte dieses Requisit zu etwas ganz Besonderem, auch an diesem Abend, an dem sie das Publikum im Nu verzauberte.

Silber: Der mit 1300 Euro dotierte Silber-Preis ging an das Duo Hide für ihre Partnerakrobatik, in der die 17-jährige Daria Naumeiko und ihre Partnerin Mariana Punchak (die während des Festivals ihren 14. Geburtstag feierte) mit beeindruckenden Würfen und Fängen brillierten. Die beiden Akrobatinnen haben an mehreren Wettbewerben teilgenommen und dabei zahlreiche Trophäen abgeräumt.

Bronze: Den mit 1000 Euro dotierten Bronze-Preis erhielt Viktoria Voitko aus der Ukraine. Die 14jährige Artistin zeigte Handstandakrobatik vom Feinsten, eine Verbindung von Einarmhandständen und Körper-Balancen in verschiedenen schwierigen Positionen, wobei alles elegant und entspannt wirkte. Ihre Gleichgewichtskünste absolvierte sich in den höchsten Schwierigkeitsgraden, weswegen sie auch noch mit dem Preis des Cirque du Soleil für die besondere circensische Qualität und dem Preis der Wiesbadener Kirchen ausgezeichnet wurde.
Die Preise in der Gruppe 18 bis 25 Jahre

Gold: In der Altersgruppe (18 – 25 Jahren) gab es ein Jury-Votum sehr nahe der Maximalpunktzahl für Vladyslava Naraieva. Die 19jährige aus der Ukraine gewann mit ihrer einzigartigen Handstandequilibristik, kombiniert mit Hula-Hoop-Elementen, den mit 3500 Euro dotierten Goldenen Festivalpreis. Bereits 2018 konnte sie diesen Preis beim European Youth Circus in Wiesbaden gewinnen, jedoch damals noch in der jüngeren Altersklasse (12-17 Jahren). Mit ihrer in der Zirkuswelt einzigartigen Performance „The Witch“, bei der sie Einarmhandstand-Akrobatik mit virtuosem Hula-Hoop kombiniert, feierte sie das Publikum ganz besonders.

Silber: Den mit 1700 Euro dotierten Preis in Silber erhielt die Portugiesin „Hillary“, die ihre zwei Diabolokegel in hoher
Geschwindigkeit und vielen Drehungen durch die Lüfte gleiten ließ. Bei ihrer Performance „Hurricane“ benutzt sie komplexe – zumeist selbst entwickelte – Techniken, um vertikal und horizontal mit zwei Handstäben Diabolos synchron durch die Luft wirbeln zu lassen. Am Abend begeisterte sie damit so sehr, dass sie auch den mit 1000 Euro dotierten „Preis der Herzen“ erhielt. Dieser wurde durch das Votum des Publikums mittels abgegebener Stimmkarten ermittelt und von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende überreicht.

Bronze: Den mit 1200 Euro dotierten Bronze-Preis erhielt das ungarische Duo „The Anna’s“ für ihre atemberaubende Akrobatik am fliegenden Mast. Dabei handelt es sich um Aerial-Pole-Akrobatik, bei der eine senkrecht hängende Stange genutzt wird, um artistische Bewegungen und Tricks in der Luft zu zeigen. Anders als beim traditionellen Pole Dance, bei dem die Stange am Boden verankert ist, hängt die Stange bei der Aerial Pole Akrobatik in der Luft und ist oben befestigt, sodass sie schwingen und rotieren kann.
Specialpreise
Besonders begehrt beim jungen Artistennachwuchs sind auch die Specialpreise, etliche verbunden mit Engagements bei wichtigen Circus- und Varieté-Theatern.

Zum ersten Mal in diesem Jahr gab es in dieser Rubrik „Specialpreise“ auch den Preis der Kinderjury, dotiert mit 1.000 €. Er wurde vergeben von einem fünfköpfigen Gremium zwischen 11 und 13 Jahren an das Duo Fusion LED, Deutschland, welches die Kinder mit ihrer perfekt aufeinander abgestimmten Show UTOPIA überzeugt hatten. Bei diesem Jonglage-Act mit LED-erleuchteten Jonglage-Keulen kombiniert das Duo präzise technische Programmierung und Synchronisation von LED-Effekten mit entsprechender Musik und ihrem hohen artistischem Können. Insgesamt halten sie 16 Weltrekorde und konnten mit neu national und international gewonnenen Medaillen ihre Spitzenleistung in der Jonglage unter Beweis stellen.
Der Engements-Preis des Tigerpalastes Frankfurt, „Varieté der Zukunft“, ging an Áron Zsálek, Ungarn, für seine höchst originelle, witzige und perfekte Ring- und Ball-Jonglage, präsentiert auf einem rollenden Köfferchen. Mit dieser Nummer wird er bald im Tigerpalast auftreten.
Den Preis der Herzen – Publikumspreis, dotiert mit 1.000 €, finanziert durch Blomen GmbH Krefeld, ging, wie oben beschrieben, an Hillary Long (Hillary), Portugal. Für ihre Diabolo-Nummer hatte sie bereits Silber gewonnen.
Den Preis der „Circus-, Varieté- und Artistenfreunde Schweiz“ dotiert mit 750 €, holten sich Bence & Zoé. Ungarn, für ihre unglaublich spektakuläre wie anmutend elegante Strapaten-Darbietung.
Den Preis der „Gesellschaft der Circusfreunde e.V.“, dotiert mit 750 €, erhielt Justin Philadelphia, Deutschland, für seine fulminante Nummer „Fliegender Mast“, eine Art Pole-Dance mit mobiler Stange, bisweilen bis unter der Circus-Kuppel rotierend..

Den Preis der Wiesbadener Kirchen, dotiert mit 750 €, erhielt Amelie Kamps, Deutschland, für ihren wunderbaren Strapaten-Act, den sie ganz in weiß präsentierte.
Über den Preis des „Cirque Imagine“, Frankreich, verbunden mit einem Engagement beim „Cirque Imagine“, freute sich Yahav Adar aus Israel. Sie erhielt ihn für ihre aufregende Cyr Wheel –Nummer.
Den Preis des Zirkus „Flic Flac“, Nürnberg, verbunden mit einem Engagement bei „Flic Flac“, erhielt Stella StankeviČiuté, Litauen, für ihre Darbietung am Cyr Wheel.
Den Preis des Varietés „Neues Theater Höchst“, Frankfurt Höchst, dotiert mit 2.000 €, sicherte sich Alexandra Tikhonovich, Deutschland, mit ihrem Hula Hoop-Auftritt. Bei diesem brachte sie abschließend 25 Hula-Hoop-Ringe gleichzeitig grandios in Schwung.
Der Preis von Recirquel Night-Circus Budapest, Ungarn, ging an Marie Asplund, Schweden, für ihre Vertikaltuch-Darbietung.

Den Preis des „Club Amici del Circo Italia“, dotiert mit 500 €, ging an Claudia Rapolli aus der Tschechische Republik für ihren grandiose Seiltanz-Performance. Auf dem Drahtseil zeigte sie Tanz, Seilsprung, Radschlag, Spagat und Salti. Aufregender Höhepunkt war ihr souverän gemeisterter Sprung durch ein Feuerrad auf dem Drahtseil. Bereits im Alter von acht Jahren fing Claudia Rapolli mit dem Training auf dem Drahtseil an. Heute gehört sie bereits zu den besten Drahtseinläuferinnen , die die Zirkuswelt kennt. Dabei kombiniert sie jugendlichen Charme mit Risikofreude, wie es im Programmtext heißt.
Den Preis des „Cirque du soleil“ holte sich Viktoria Voitko aus der Ukraine für ihre Äquilibrist-Performance (siehe oben).
Auf Wiedersehen beim European Youth Circus 2026

(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)