Die Kabinett-Ausstellung im Gutenberg-Museum präsentiert Illustrationen von Edward Burne-Jones für „ The Works of Geoffrey Chaucer“ von 1896. © Gutenberg-Museum
Die Kabinett-Ausstellung im Gutenberg-Museum präsentiert Illustrationen von Edward Burne-Jones für „ The Works of Geoffrey Chaucer“ von 1896. © Gutenberg-Museum

Gutenberg-Museum zeigt Kabinettausstellung mit Werken der englischen Privatdruckerei Kelmscott Press

Mainz. Fast auf den Tag genau 125 Jahre ist es her, dass die „Kelmscott Press“ des Buchkünstlers William Morris (1834-1896) am 26. Juni 1896 das aufwändigste und schönste Buch herausgab, das die englische Privatdruckerei in den sieben Jahren ihres Bestehens hervorbrachte: den sogenannten „Kelmscott Chaucer“, eine kunstvoll mit zahlreichen Ornamenten ausgestaltete Ausgabe des Gesamtwerks des spätmittelalterlichen Autors Geoffrey Chaucer (um 1342/43-1400). Das Gutenberg-Museum nimmt diesen Jahrestag zum Anlass, um seine Wiedereröffnung nach sieben Monaten Lockdown mit einer Kabinettausstellung rund dieses herausragende Monument der Buchkunst-Bewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu feiern.

Der englische Dichter, Politiker und Gestalter William Morris hatte die „Kelmscott Press“ 1891 in Rückbesinnung auf hochwertige, schön gestaltete Bücher vorwiegend aus dem Mittelalter gegründet. Im harmonischen Zusammenspiel von hochwertigem Druck, Satz, Illustration und Ausstattung entstanden hier exquisite Gesamtkunstwerke, die in scharfem Gegensatz zu den industriell gefertigten Werken der damaligen Zeit standen und so richtungweisend für eine neue Buchkultur wurden.

Für die Gesamtausgabe der Werke Chaucers, der vor allem für seine „Canterbury Tales“ bekannt ist, kreierte Morris eine eigene Schrifttype, die sogenannte Chaucer-Type, die sich an die rundgotischen Schriftarten der Frühdrucke anlehnt. Den Text druckte er zweispaltig in Schwarz und Rot. Zudem entwarf Morris für das Werk mehr als 60 Ornamente, Bordüren und Initialen. Die 88 Illustrationen, die im Holzstich ausgeführt wurden, zeichnete der berühmte Maler Edward Burne-Jones (1833-1898). Die 26 entstandenen Papier-Exemplare waren mit 20 Pfund selbst für die Verhältnisse der „Kelmscott Press“ außergewöhnlich teuer. Zudem entstanden 13 Exemplare auf Pergament.

Für Direktorin Dr. Annette Ludwig ist es Ehrensache, den weltweiten Reigen der von der in London ansässigen William Morris Society initiierten Jubiläumsveranstaltungen mit der Kabinettausstellung im Gutenberg-Museum beizutragen. „Mit Exemplaren von allen Drucken der Kelmscott Press besitzt das Gutenberg-Museum eine der umfassendsten Sammlungen dieser Werke außerhalb Großbritanniens“, erklärt die Museumsdirektorin. Das Jubiläum sei eine wunderbare Gelegenheit, Werke zu präsentieren, die aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft gezeigt werden könnten. Die Kabinettausstellung reiht sich damit ein in die die Reihe „Unsere Schönsten…“, mit der das Gutenberg-Museum seit 2017 regelmäßig verborgene Schätze aus den Museumsdepots in Szene setzt.

„Bücher aus der Kelmscott Press“ von Freitag, 28. Mai, bis Freitag, 24. September, im Gutenberg-Museum, Liebfrauenplatz 5.