Das Hessische Landesmuseum Darmstadt erschließt seine ethnologischen Bestände

In deutschen Museen schlummern bis heute zehntausende Objekte, die während der deutschen Kolonialzeit ins Land kamen. Oftmals sind die Umstände, unter denen sie erworben wurden ungeklärt und die Bestände bleiben unerforscht in den Depots. Abbildung: Figurale Darstellung des Häuptling Mkwawa, Tansania, Foto A. Ebert, HLMD

Darmstadt, 17. Dezember 2025 – Das Hessische Landesmuseum Darmstadt (HLMD) intensiviert die Erforschung seiner ethnologischen Sammlungen aus kolonialen Kontexten. In einem laufenden Projekt werden insbesondere Bestände aus Ostafrika mit Schwerpunkt Tansania systematisch erschlossen und wissenschaftlich aufgearbeitet.

Seit 2022 ermöglicht die Förderung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur erstmals eine kontinuierliche wissenschaftliche Bearbeitung der bislang weitgehend eingelagerten ethnologischen Sammlung. Über 4.000 Objekte aus Afrika, Asien und Amerika wurden inzwischen gesichtet, inventarisiert und historisch eingeordnet.

Dr. Jan Küver mit Fellschild (um 1900, Tansania), © Foto A. Ebert, HLMD

„Die Erschließung dieser lange vernachlässigten Bestände ist ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz und Verantwortung im Umgang mit kolonialem Sammlungsgut“, betont Museumsdirektor Dr. Martin Faass. Ziel sei es, Herkunft, Erwerbsumstände und historische Kontexte der Objekte nachvollziehbar zu machen.

Seit August 2025 untersucht der in Tansania lebende Gastwissenschaftler Dr. Jan Küver gezielt die ostafrikanischen Bestände des HLMD. Die Zusammenarbeit mit internationalen Forschenden und Herkunftsgesellschaften bildet dabei einen zentralen Bestandteil des Projekts und eröffnet neue Perspektiven für eine gemeinsame Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte.

Das Vorhaben ist Teil der langfristig angelegten Provenienzforschung des Landes Hessen, die koloniale Kontexte sichtbar macht und historisches Unrecht kritisch reflektiert. Zugleich versteht sich das Projekt als Beitrag zu einem offenen Dialog und zur Weiterentwicklung des Museums zu einem Ort des Austauschs und der Begegnung.

 

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt