Das April-Programm im Literaturforum Mousonturm Frankfurt am Main

buchkultur-2Mittwoch, 5. April 2017, 20 Uhr: Feridun Zaimoglu: Evangelio. Ein Luther-Roman

4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich auf der Wartburg auf. Gänzlich unfreiwillig, denn er ist auf Geheiß des Kurfürsten von Sachsen in Gewahrsam genommen worden. Dort sieht er sich größten Anfechtungen ausgesetzt, vollbringt aber auch sein größtes Werk: In nur zehn Wochen übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche.

Feridun Zaimoglu begibt sich in die Zeit, auf die Burg und in die Kämpfe, die der Verdolmetscher auszufechten hat. Dazu bedient er sich des erfundenen Ich-Erzählers Burkhard, eines ungeratenen Kaufmannssohns, der Martin Luther zum Schutze an die Seite gestellt ist. Burkhard selbst ist Katholik und sieht Luthers Wirken mit Sorge. Er will nicht abfallen und muss doch den, der dieses tut, schützen und bewahren. Ja, er muss Luther sogar begleiten, als dieser heimlich die Burg verlässt und sich bei Melanchthon in Wittenberg aufhält.

Mit klingender Sprache, erstaunlichem Kenntnisreichtum und dramatischer Zuspitzung erzählt Feridun Zaimoglu von einem großen Deutschen, einer Zeit im Umbruch und der Macht und Ohnmacht des Glaubens.

Feridun Zaimoglu wurde 1964 im anatolischen Bolu geboren. In Kiel studierte er Kunst und Humanmedizin. Seine künstlerisches Betätigungsfeld beschränkt sich nicht nur auf literarische Texte wie etwa seinen renommierten DebütromanKanak Sprak (1995). Es umfasst auch Theaterstücke, Drehbücher, journalistische Arbeiten und Malerei. Für sein Werk wurde Feridun Zaimoglu mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Berliner Literaturpreis 2016.

Moderation: Harry Oberländer
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

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Dienstag,
11. April 2017, 20 Uhr:
Nora Bossong: Rotlicht

Alles beginnt mit einer rot lackierten Tür – dem Eingang zu einem Beate-Uhse-Laden. Die Tür und das Bewusstsein dafür, was sich hinter ihr verbirgt, markieren für Nora Bossong das Ende der Kindheit und den Beginn der Pubertät. Und obwohl sie den Laden bereits als Teenager zum ersten Mal betritt, wird es weitere 20 Jahre dauern, bis sie sich dazu entschließt, einen viel tieferen Blick hinter die Kulissen der Sexindustrie zu werfen. Nora Bossong besucht Stripclubs und Sexmessen, Darkrooms, Laufhäuser und den Straßenstrich. Was, fragt sie während ihrer Recherchen, ist gekaufte Erotik wert? Was treibt Menschen an, einen Swingerclub zu besuchen? Warum verharrt gerade diese Branche so sehr in tradierten Geschlechterrollen, wo Frauen fast nur als Ware und so gut wie nie als Konsumentinnen gesehen werden? Innerhalb eines Jahres trägt Nora Bossong jedoch nicht nur journalistische Erkenntnisse zusammen. Rotlicht ist auch ein Blick ins eigene Innere, in die Fragilität, die das Begehren in uns erzeugt. Nicht wenige vermeintliche Gewissheiten wird Bossong am Ende des Buches in Frage stellen.

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, studierte in Berlin, Leipzig und Rom Philosophie und Komparatistik. Von ihr sind neben mehreren Romanen auch Gedichte erschienen, zuletzt der Band Sommer vor den Mauern (2011). Sie war Writer-in-Residence an der New York University sowie an der Universität Nanjing. Ihr Werk ist mit dem Peter-Huchel-Preis, dem Kunstpreis Berlin und dem Roswitha-Preis ausgezeichnet worden.

Moderation: Björn Jager
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

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Donnerstag, 20. April 2017, 20 Uhr:
Roman Ehrlich: Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens

„Der Normalzustand unserer Gesellschaft in dieser Zeit ist der Horror“ – die Diagnose zieht künstlerische Konsequenzen nach sich. Denn solch einer Gesellschaft kann man nur mit dem entsprechenden Genre beikommen: dem Horror-Film. Die Diagnose und die Idee zum Dreh stammen von Christoph. Moritz, einer seiner alten Studienfreunde, lässt sich zusammen mit einigen anderen zur Teilnahme an dem Projekt überreden. Das Drehbuch muss allerdings erst noch geschrieben werden, ein Substrat aus den tiefsten Ängsten aller Beteiligten. Vor versammelter Mannschaft hat jeder Rechenschaft darüber abzulegen, was er am meisten fürchtet. Zur Not auch unter Schmerzen…

Roman Ehrlichs Debütroman Das kalte Jahr und sein Erzählungsband Urwaldgäste hatten einen surrealistischen Drive, der wohliges Unbehagen auslöste. Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens drehen die Schraube weiter, indem sie eine Serie individueller Alpdrücke in eine Gruppendynamik einbetten, die erschreckend realen Maßstäben gehorcht. Und dabei erzählen sie auch eine Geschichte davon, wie Kunst an ihren eigenen Ansprüchen scheitern kann.

Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Er war Stipendiat der Werkstatttage des Wiener Burgtheaters, nominiert für den open mike und Teilnehmer der Autorenwerkstatt Prosa am LCB. Für seinen Debütroman Das kalte Jahr erhielt er sowohl den Bremer Literaturpreis 2014 als auch den Robert Walser-Preis 2014. Am 14. März 2017 wird ihm die Alfred Döblin-Medaille verliehen.

Moderation: Malte Kleinjung
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

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Samstag & Sonntag, 22.-23. April 2017, 10-16 Uhr:
Wortumdrehung – U20 Poetry Slam Workshop
Mit Dirk Hülstrunk

Ihr habt Lust am Spiel mit der Sprache? Ihr wollt eigene Texte, Gedichte, Geschichten, Rap-Texte schreiben, reimen oder lieber freestylen? Ihr würdet gerne mal auf einer Bühne stehen, ein Mikrofon in der Hand? Dann seid ihr richtig beim Poetry Slam Workshop „Wortumdrehung“. Hier könnt ihr Ideen entwickeln, lernen, spannungsreiche und originelle Texte zu schreiben und ihre Umsetzung unter realen Bühnenbedingungen proben. Unsere Themen sind: Poetry Slam Hintergründe & Regeln, Texte für den Vortrag schreiben, Stimme & Performance, Mikrofonsprechen.

Der Workshop richtet sich sowohl an Anfänger wie an Fortgeschrittene, die ein kritisches Feedback zu ihren Texten brauchen oder ihren Vortragsstil verbessern möchten. Teilnehmen können Jugendliche vom 15-20. Ältere Interessenten können in Einzelfällen teilnehmen, wenn noch Platz ist.

Dirk Hülstrunk, geboren 1964 in Frankfurt a.M., ist freier Autor, Soundpoet, Audiokünstler und Kulturaktivist. Er ist Poetry Slam-Pionier und Veranstalter des ältesten Poetry Slam in Hessen an der FH Frankfurt seit 1998. Seine Erfahrungen und Arbeitsweisen vermittelt er seit 2001 regelmäßig in Workshops und Vorlesungen

Anmeldungen unter: u20slam@kulturnetz-frankfurt.de
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Teilnahmegebühr: 25,-

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Donnerstag, 27. April 2017, 20 Uhr: Acting Out! #4
Mit Dorothee Elmiger, Katharina Merten & Wolfram Lotz

Roman, Gedicht, Kurzgeschichte – das kennt man bei Lesungen. Geht da überhaupt noch mehr? Und ob! Gemeinsam mit sechs Autor*innen hat sich die Videokünstlerin Katharina Merten David Bowies LP Heroes gewidmet, jenem Jahrhundertwerk, das 1977 in Berlin entstand und wie kaum ein anderes Album die Auf- und Umbrüche der damaligen Zeit musikalisch fasste. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger ist so eine Reaktion auf den Song „Blackout“ entstanden, eine Prosa-Videoarbeit, die in Frankfurt erstmalig gezeigt wird.

Wolfram Lotz wiederum ist fest im Theaterbereich verankert und gehört dort zweifellos zu den wichtigsten Stimmen seiner Generation – u.a. war er 2015 Dramatiker des Jahres und Nestroy-Theaterpreisträger. Dass seine dramatischen Monologe aber nicht zwingend Schauspieler benötigen, sondern durchaus auch vom Autor selbst in einer Lesung vorgetragen werden können, wird er bei uns unter Beweis stellen.

Mit freundlicher Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und Pro Helvetia.

Dorothee Elmiger, geboren 1985 in Wetzikon in der Schweiz, studierte Philosophie und Politikwissenschaft, anschließend am Schweizerischen und Deutschen Literaturinstitut in Biel und Leipzig. Ihre Romane Einladung an die Waghalsigen (2010) und Schlafgänger (2014) sind preisgekrönt.

Katharina Merten, Jahrgang 1987, arbeitet nach einem Studium der bildenden Kunst seit November 2015 als Videokünstlerin für das Schauspiel Leipzig. Über die Bereiche Installation, Audio, Video und Performance hinaus initiierte Katharina Merten verschiedene Projekte an der Schnittstelle von Literatur und bildender Kunst.

Wolfram Lotz, wurde 1981 in Hamburg geboren und studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik und Prosa und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main
E-Mail: info@hlfm.de
Fon: 069 – 24449940
Fax: 069 – 24449939