
Gestern Abend, am 3. Dezember 2025, wurde im Festsaal des Wiesbadener Rathauses der Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden 2025 an die Pianistin Erika Le Roux verliehen. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre Konzertreihe „Musik am Mittag“ in der Wiesbadener Anglican Church. Die Laudatio hielt Helmut Nehrbaß, Kultur-Stadtrat und Schulleiter i. R. Für eine exzellente und stimmungsvolle musikalische Umrahmung – vom Rondo aus Beethovens Frühlingssonate über Chopins Barcarolle op. 60 bis hin zu Liedern von Georg Kreisler – sorgte die Preisträgerin selbst, unterstützt von Naoya Nishimura an der Violine und dem Bariton Benjamin Russell.

Der Kulturpreis sei eine Auszeichnung, für die man sich nicht bewerben könne, man empfehle sich vielmehr durch seine geleistete Arbeit, hob Oberbürgermeister Mende in seiner Begrüßung hervor. In diesem Jahr hatten die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger im Frühjahr viele interessante Vorschläge eingereicht. Daraus wählte eine Jury unter dem Vorsitz des Kulturdezernenten Dr. Hendrik Schmehl die Pianistin Erika Le Roux mit ihrer Konzertreihe „Musik am Mittag“ als Preisträgerin aus, erläuterte Mende das Auswahlverfahren. „Erika Le Roux leistet durch ihre Reihe Musik am Mittag einen wichtigen Beitrag für die Partizipation am Kulturleben. Und das ist eines unserer kulturpolitischen Ziele: dass möglichst viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener am kulturellen Leben unserer Stadt teilnehmen und Zugang zu den kulturellen Einrichtungen haben. Was im Rahmen dieser Preisverleihung gewürdigt wird – die Verleihung des Kulturpreises an Erika Le Roux – ist ein Ergebnis engagierter ehrenamtlicher Arbeit. Ohne dieses Engagement wäre das kulturelle, soziale und gesellschaftliche Leben unserer Stadt deutlich ärmer. Und wenn wir heute den Preis mit einer großzügigen Preissumme verbinden, dann ist das auch als Dankeschön zu verstehen. Die Stadt gibt etwas zurück“, unterstrich Mende.

Stadtrat und Jury-Mitglied Dr. Hendrik Schmehl betonte, dass die Stadt Wiesbaden mit Erika Le Roux eine außerordentliche Künstlerin ehre, „die das kulturelle Leben Wiesbadens seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft prägt“. Deswegen freue er sich sehr über „die Entscheidung der Jury. Erika Le Roux und ihre Mittagskonzerte stehen nicht nur für das hohe musikalische Niveau in unserer Stadt, sondern auch dafür, anspruchsvollen Musikgenuss allen Bürgerinnen und Bürgern niederschwellig zugänglich zu machen.“
Seit 2007 bietet Erika Le Roux in den Monaten Mai bis September in der Wiesbadener Anglican Church Mittagskonzerte – Musik am Mittag – auf hohem künstlerischen Niveau an. Das von ihr entwickelte Format besitzt in der Wiesbadener Kulturszene ein echtes Alleinstellungsmerkmal, ist nicht kommerziell angelegt und für alle frei zugänglich.
Die international gefragte und mehrfach ausgezeichnete Konzertpianistin und Kammermusikerin ist an zahlreichen Konzerten und Projekten in der Region und darüber hinaus beteiligt.
Ihre Liebe zur Musik überträgt Le Roux auf das gesamte Publikum

Helmut Nehrbaß, Kultur-Stadtrat und Schulleiter i. R., erzählte in seiner Laudatio, wie er rein zufällig die Erika-Le-Roux-Mittagskonzerte kennen- und liebenlernte. Er müsse zugeben – wie manch anderer –, dass er das Angebot der „Mittagskonzerte“ bislang gar nicht wahrgenommen habe. Er wisse noch genau, wann es ihm das erste Mal aufgefallen sei. Jedenfalls habe er sich dann, als er es bewusst wahrgenommen habe, sogleich den nächsten Termin vorgemerkt. Und bereits beim ersten Besuch habe er „sehr schnell bemerkt, dass hier zur Mittagszeit kein Null-acht-Fünfzehn-Essen serviert wird, sondern ein musikalisches Menü der Haute Cuisine, das wirklich etwas für Feinschmecker ist. Und dass man bei der Köchin Erika Le Roux vorzüglich bedient, ja geradezu mit Leckerbissen verwöhnt wird. Ich war fasziniert; ich wusste, dass ich mir diese mittäglichen Leckerbissen künftig möglichst nicht mehr entgehen lassen möchte.“

Dass Erika Le Roux eine begnadete Pianistin ist – wir haben es gerade eben wieder sehr deutlich hören können –, die ihr Instrument virtuos beherrscht, war unverkennbar. Dass sie bereits international einige Preise und Auszeichnungen erhalten hat, brachte ich für mich in Erfahrung. Ebenso, dass sie im In- und Ausland als Pianistin, als Kammermusik- und Orchesterpianistin sowie als Liedbegleiterin ständig gefragt war und ist.
Beeindruckt war Nehrbaß vor allem davon, „dass Le Roux mit großer Konsequenz und Verlässlichkeit Jahr für Jahr diese Konzerte zur Mittagszeit für Wiesbadenerinnen und Wiesbadener anbietet.“ Und er fragte, was die Veranstaltungsreihe zu etwas Besonderem mache, was ihr „im Kulturleben der Stadt ein ‚Alleinstellungsmerkmal'“ verleihe. Zum einen, seien einmal im Monat zur Sommerzeit bei freiem Eintritt wirklich alle eingeladen, „die sich zur Mittagszeit eine musisch inspirierte Auszeit gönnen möchten. Bereits am Eingang erhält man von freundlichen Helferinnen den Programmzettel – sozusagen die Speisekarte, aus der man die einzelnen Gänge entnehmen kann. Denn diese werden nicht im Voraus angekündigt“, berichtet der Laudator. Denn Erika Le Roux lege größten Wert darauf, „dieses Überraschungsmoment für den jeweiligen Tag zu bewahren.“
„Und die Atmosphäre? Entspannt, fast familiär. Wer mag, holt sich vorher an der eingerichteten Theke ein Gläschen Wein oder ein anderes Getränk und genießt dann ein stets wechselndes Programm auf feinstem künstlerischen Niveau. Den ganzen Sommer über gleicht kein Konzert dem anderen“, schwärmt Nehrbaß.
Vor allem faszniert den Laudator, „dass Erika Le Roux alle Solopartien auswendig und mit höchster Exzellenz spielt!“. Die sei für sie eine Selbstverständlichkeit – für die Zuhörerinnen und Zuhörer jedoch immer wieder ein Grund für große Begeisterung angesichts ihres unglaublich umfangreichen und vielseitigen Repertoires. Darunter seien vertraute klassische Melodien, oft aber auch Perlen unbekannter Werke aus allen Epochen und Richtungen sowie ganz neue Gegenwartskompositionen, so Nehrbaß begeistert.
Es sei jedoch weit mehr als die Bewunderung der künstlerischen Perfektion, mit der der Pianistin die Musik geradezu aus den Fingern fließe. Es ist auch der Mensch Erika Le Roux selbst: „Ganz unprätentiös, bescheiden und nah – sie überträgt ihren Enthusiasmus und ihre Liebe zur Musik auf das gesamte Publikum.“.

Mitunter „fliegt“ Erika, wie sie es selbst nenne, allein durchs Programm; „meistens aber hat sie Freundinnen und Freunde aus ihrem umfassenden Netzwerk mit an Bord, die – wie sie selbst – ohne Honorar auftreten. Im Laufe der Jahre, seit 2007, also nunmehr 18 Jahre, waren das rund 20 verschiedene sehr renommierte Sängerinnen und Sänger sowie über 30 verschiedene Instrumentalistinnen und Instrumentalisten – an Streich- oder Blasinstrumenten oder gemeinsam mit ihr, auch vierhändig, am Klavier“, so Nehrbaß.
Zur Person

Erika Le Roux erhielt ihre musikalische Ausbildung in ihrer Heimatstadt Johannesburg bei Barbara van Wijk. Weitere prägende Lehrer waren Adolph Haflis, Sofia Moshevich und Pauline Nossel. Bereits früh machte sie international auf sich aufmerksam: 1982 wurde sie bei Klavierwettbewerben in Pretoria und Montevideo ausgezeichnet, 1992 gewann sie den Grand Prix de la Ville de Dakar der UNESCO und erreichte beim ARD-Musikwettbewerb in München das Finale in der Kategorie Klavierduo. In Südafrika trat Le Roux regelmäßig als Solistin mit den großen Sinfonieorchestern des Landes auf.
Mit dem Ende des Apartheid-Regimes und der darauf folgenden Einstellung staatlicher Zuschüsse für Konzerthäuser entschied sie sich für einen Neuanfang in Europa. Die hohe Dichte an Spielstätten führte sie, wie sie sagt, nach Deutschland; über einige glückliche Fügungen kam sie 1994 nach Wiesbaden. Seither arbeitet sie mit renommierten Künstlern wie Eike Wilm Schulte (Bariton), Nadine Secunde und Sue Patchell (Sopran), Keith Ikaia-Purdy (Tenor) sowie dem Geiger Stephan Picard zusammen. Zudem ist sie eine gefragte Kammermusikpartnerin des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz, der Villa Musica und der Kammermusikvereinigung des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden.
(Diether von Goddenthow – RheinMainKultur.de)
