Das zum Atelierhaus umgebaute Wiesbadener Kunsthaus wieder geöffnet – am 10.09.2025 Ausstellung über Prostitution

Das Kunsthaus ist in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert untergebracht, das 2011 durch einen modernen Neubau mit Kunsthalle und Artothek erweitert wurde. Seit 1988 bietet es Raum für Künstlerwerkstätten, Ausstellungen und interdisziplinäre Projekte – getragen vom Engagement der Stadt und der lokalen Kunstszene. © Foto Diether von Goddenthow

Nach acht Jahren umfassender Sanierung hat das Kunsthaus Wiesbaden am Samstag, den 6. September, sein Atelierhaus feierlich wiedereröffnet. Von 15 bis 20 Uhr waren Besucherinnen und Besucher eingeladen, gemeinsam mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl das Einweihungsfest zu begehen.

An diesem Tag konnten Interessierte erstmals die insgesamt elf Ateliers besichtigen, die sich über vier Stockwerke verteilen und künftig vierzehn Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland Raum für ihre Arbeit bieten. Die künstlerischen Sparten reichen von Malerei, Bildhauerei und Fotografie über Klangkunst bis hin zur Performance. Seit Anfang August haben Juan David Bermúdez, Mareike Buchmann, Angela Cremer, Giacomo Frey, Lukas Gartiser, Anne-Louise Hoffmann, Danbi Jeung, Johanna Kiefer, Midia Omriko, Cornelia Rößler, Christiane Steitz, Daniel Stier, Christine Straszewski und die Follow-Fluxus-Stipendiatin Lola Göller ihre Ateliers bezogen. Darüber hinaus stehen die neu gestaltete Aula für Ausstellungen und Veranstaltungen sowie ein Kunstraum für Kunstvermittlung wieder zur Verfügung.

Gemeinsam mit Stadtkämmerer und Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl eröffnete Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende am 6.09.2025 in der in neuem Glanz erstrahlenden Aula des Hauses nach 8 Jahren Bauzeit das sanierte und umgebaute Kunsthaus mit seinen Künstler-Ateliers. © Foto Diether von Goddenthow

„Es freut mich außerordentlich, dass nach achtjähriger Sanierung das Atelierhaus im historischen Altbau – der früheren Werk- und Kunstschule Wiesbaden – nun eröffnet werden konnte und das Kunsthaus auf dem Schulberg wieder als Ort künstlerischer Produktion erlebbar ist“, erklärte Oberbürgermeister Mende.

Mit sechs bis acht Ausstellungen im Jahr sowie vielfältigen, innovativen und inklusiven Formaten der Kunstvermittlung lädt das Kunsthaus zu Dialog und Auseinandersetzung über zeitgenössische Kunst und gesellschaftliche Themen ein. Diese Veranstaltungen finden sowohl in der 2011 eröffneten Kunsthalle als auch künftig in der Aula statt. Dort befindet sich zudem die Artothek, die neben der städtischen Kunstsammlung von 4000 Werken die Möglichkeit bietet, Kunstwerke für Zuhause auszuleihen.

Das Kunsthaus, über den Dächern von Wiesbaden gelegen, verfügt über spannende Blickachsen, hier beispielsweise auf die Marktkirche“. © Foto Diether von Goddenthow

„Für mich ist das Kunsthaus zu einer Oase der Kunst und zu einem Ort des diskursiven Austausches geworden. Mit dem Atelierhaus konnten wir erneut Räume für die künstlerische Arbeit schaffen, die eine zentrale Voraussetzung für die Förderung von Kunstschaffenden darstellen“, betonte Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl.

Das Gebäude selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Es wurde 1863 von Philipp Hoffmann als Elementarschule entworfen. 1949 zog die Werk- und Kunstschule ein, die unter der Leitung von Vincent Weber (1954–1965) zu einer renommierten, am Bauhaus orientierten Ausbildungsstätte wurde. 1988 erfolgte die Umwandlung des inzwischen denkmalgeschützten Hauses zu einem Atelierhaus im Herzen der Stadt.

Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 24. November 2015 wurde die Generalsanierung auf den Weg gebracht. 2017 erhielt das Architekturbüro Lehners & Barbian den Auftrag. Dank einer Förderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit konnten energetische Maßnahmen umgesetzt werden. Zudem wurde ein Aufzug installiert, der das Gebäude barrierefrei erschließt, und die Aula für Ausstellungen und Veranstaltungen modernisiert.

Blick in Atelier 8 von Atelier 8 Anne Louise Hoffmann. © Foto Diether von Goddenthow

Am Eröffnungstag nutzten zahlreiche Gäste die Gelegenheit, das Haus und seine neuen Ateliers kennenzulernen. Im Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern feierten sie nicht nur die Geschichte, sondern auch die Zukunft des Kunsthauses. Das Programm umfasste offene Ateliers, Studio Specials, einen Buchbinde-Workshop, Performances, Ateliergespräche für blinde, sehbehinderte und sehende Besucher, Kurzführungen zur Geschichte des Hauses, Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, ein Art-Speed-Dating sowie Tanz.

Die Atelierplätze wurden sorgsam vergeben. Anders als bei Stipendien sind sie nicht kostenlos, sondern werden zu einem günstigen Mietpreis von 4,90 Euro pro Quadratmeter vergeben. Damit kostet ein 60 Quadratmeter großes Atelier 300 Euro im Monat zuzüglich Nebenkosten, die dank energetischer Sanierung jedoch moderat bleiben dürften. Jede Atelierfläche ist zudem mit einer eigenen Türsprech-Anlage ausgestattet. Die Mietdauer beträgt jeweils vier Jahre.

Treppenhaus-Impression © Foto Diether von Goddenthow

„Gesichtslos. Frauen in der Prostitution“

Ausstellungshinweis: Am 10. September 2025 eröffnet die neu gestaltete Aula mit der Ausstellung „Gesichtslos. Frauen in der Prostitution“, die in Kooperation mit dem Kommunalen Frauenreferat Wiesbaden ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema in den Fokus rückt.

Weitere Informationen