
Gestern, am 23. August 2025, wurden in der Walkmühle die 13. Wiesbadener Fototage feierlich eröffnet. Bereits zum zweiten Mal unter der künstlerischen Leitung von Jürgen Strasser gräbt das Festival thematisch tief, bleibt am Puls der Zeit und richtet den Blick auf die großen Fragen unserer Gegenwart. Unter dem Titel „Zukunft? Welche Zukunft?!“ widmet sich das bedeutende Fotografiefestival den Herausforderungen einer Welt, in der auch Kunst, Kultur, Fotografie und Künstliche Intelligenz Teil eines komplexen Wandels sind.

„Wie schon vor drei Jahren greifen wir erneut zentrale Fragen unserer Gegenwart auf“, so Strasser. „Fotografische Bilder ermöglichen es, die Realität in Tiefe und Vielschichtigkeit, aber auch in Unschärfen und Grauzonen sichtbar zu machen. Sie legen Missstände offen, erzählen Geschichten, berühren uns und fordern uns heraus, unsere Perspektiven zu überdenken.“
Auf den internationalen Open Call reagierten zahlreiche Künstlerinnen und Künstler. Die Jury wählte aus den vielfältigen Einreichungen Werke für die Hauptausstellungen aus, die aktuelle gesellschaftliche Fragen sichtbar machen. Festivalleiter Jürgen Strasser beschreibt die Fototage als „Raum für individuelle, kontroverse und spannungsreiche fotografische Konzepte, ein Labor der Zukunft.“
Preises der Jury an Verdiana Albano

Höhepunkt der feierlichen Eröffnung war die Verleihung des mit 1.500 Euro dotierten und von Daniel Oschatz gestifteten „Preises der Jury“ an die 1993 in Meerane geborene, in der Nachwendezeit in Ostdeutschland aufgewachsene deutsch-angolanische Künstlerin Verdiana Albano für ihre Foto-Raum-Installation „I AIN’T FROM NO EAST COAST“. Albano, die 2021 ihr Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach mit den Schwerpunkten Fotografie und Bildhauerei abschloss und heute in Berlin und Frankfurt lebt und arbeitet, kombiniert in ihrer Arbeit verschiedene Materialien und Techniken, um Grenzen zwischen Vorstellung und Realität zu verwischen und Objekte aus ihrem gewohnten Kontext zu lösen.

In ihrer preisgekrönten Arbeit setzt sie sich unter anderem damit auseinander, was es bedeutet, als Kind der Generation der Ost-Millennials – einer weißen Mutter und eines Schwarzen Vaters – inmitten des Umbruchs der Nachwendezeit der DDR mit Arbeitslosigkeit, Ungewissheit und aufflammendem Rechtsextremismus hineingeboren zu werden. „Anhand der Stasi-Akten ihrer Eltern sowie persönlicher wie auch institutioneller Bildarchive untersucht sie ihre eigene lückenhafte und von Geheimnissen geprägte afro-europäische Geschichte“, heißt es auf der Info-Tafel von Franziska Kunze.
Die Laudatio hielt Prof. Andrea Diefenbach (Hochschule für Künste Bremen), zugleich Vorsitzende der Jury, die den Preis gemeinsam mit Preisstifter Daniel Oschatz (Oschatz Visuelle Medien) und Jürgen Strasser (Künstlerischer Leiter der Fototage) überreichte.
Artists Day – 24. August 2025

Um einen – auf Wunsch fachlich begleiteten – Einstieg in die 13. Wiesbadener Fototage zu erhalten, steht der heutige Sonntag, der sogenannte Artists Day, ganz im Zeichen des Austauschs zwischen Publikum und Künstlern. Der Artists Day lädt dazu ein, mit der künstlerischen Leitung sowie den beteiligten Fotografen ins Gespräch zu kommen. Über den Tag verteilt führen sie durch die Ausstellungen:
• 10:00 Uhr – Kunstverein Bellevue-Saal
• 11:00 Uhr – sam – Stadtmuseum am Markt
• 12:00 Uhr – Aktives Museum Spiegelgasse
• 13:00 Uhr – Galerie Rubrecht Contemporary
• 14:00 Uhr – Kunsthaus Wiesbaden
• 15:00 Uhr – frauen museum wiesbaden
• 16:00 Uhr – Künstlerverein Walkmühle
Unglaubliche Fülle exzellenter zeitgenössischer Fotografie

Noch bis zum 7. September haben Besucher:innen der 13. Wiesbadener Fototage die Gelegenheit, eine Fülle wunderbarer Arbeiten der ganzen Bandbreite der zeitgenössischen Fotografie zu entdecken und zu erleben. In den Ateliers und Ausstellungsräumen begegnen ihnen 38 Foto- und Videoprojekte, die eindrucksvoll zeigen, wie vielfältig, tiefgründig und zugleich poetisch das Medium Fotografie sein kann.
Die ausgewählten Arbeiten kreisen um die Leitfrage „Zukunft? Welche Zukunft?!“ – eine Frage, die nicht nur auf intellektueller Ebene bewegt, sondern auch emotional erfahrbar wird. Manche Werke spiegeln das Gefühl von Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Krisenbewusstsein, das unsere Zeit prägt. Andere wiederum richten den Blick auf Hoffnung, Wandel und Transformation und eröffnen Perspektiven auf mögliche Zukünfte.
Gerade in dieser Spannung zwischen Zweifel und Zuversicht liegt die besondere Schönheit der Fotografie: Sie macht Unsichtbares sichtbar, hält Flüchtiges fest, legt Brüche offen und eröffnet zugleich neue Horizonte. Wer durch die Ateliers und Ausstellungshäuser wandert, erlebt Fotografie nicht nur als Bild, sondern als Erfahrungsraum – reich an Stimmungen, Fragen und visionären Ideen.
Künstlerinnen & Künstler

Beteiligt sind u. a.: Verdiana Albano, Jürgen Altmann, Eva Bachmann, Katerina Belkina, Jenny Bewer, Toby Binder, Kai Brüninghaus, Eva Bystrianská, falk.brvt, Serghei Duve, Sibylle Fendt, Daša Geiger, Arez Ghaderi, Gosbert Gottmann, Arne Grashoff, Ulrike Hannemann, Mohammad Rakibul Hasan, Jan Richard Heinicke, Pia Hertel, Jan Hottmann, Berit Jäger, Seunggu Kim, Elliott Kreyenberg, Tobias Kruse, Emilé Krutulyté, Ziyi Le, Melina Lehmacher, Maartje Martisan, Laura Pannack, Ele Runge, Sofia Samoylova, Julius Schien, Filippo Venturi, Gerd Waliszewski, Sven Weber, Marcelina Wellmer, Yana Wernicke, Lara Wilde und Paula Winkler.
Ausstellungsorte
• Aktives Museum Spiegelgasse
• Edu Forum im Museum Wiesbaden
• frauen museum wiesbaden
• Galerie Rubrecht Contemporary
• Kunsthaus Wiesbaden
• Kunstverein Bellevue-Saal
• Künstlerverein Walkmühle
• sam — Stadtmuseum am Markt
Sonderausstellungen
Zwei zusätzliche Projekte erweitern den Festivalparcours:
• Studierende der Hochschule RheinMain entwickelten fotografische Arbeiten zum Festivalthema, präsentiert im EduForum des Museum Wiesbaden.
• Eine 8. Klasse der Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule setzte sich im Rahmen eines Bildungsprojekts mit der Leitfrage auseinander. Ihre Arbeiten sind in der Mauritius-Mediathek zu sehen.
Festivalprogramm
Rund 25 Veranstaltungen begleiten das Festival – Führungen, Rundgänge, Artist Talks, Filmvorführungen, ein Vortrag von Lena Papasabbas („The Future:Project“), ein Panel mit der Sektion Bild der DGPh sowie ein Fotografie-Quizabend mit Alexander Hagmann.
Digitale Vermittlung
Neu ist ein umfangreiches digitales Begleitprogramm: Alle Werke sind mit QR-Codes verknüpft. Werkbesprechungen, Interviews und digitale Rundgänge erweitern das Ausstellungserlebnis. Inhalte sind bis Ende September unter www.wiesbadener-fototage-digital.de verfügbar. Besuchern wird empfohlen, eigene Geräte und Kopfhörer mitzubringen.
Katalog
Begleitend erscheint ein Katalog mit Texten und Bildern zu allen künstlerischen Positionen. Er ist für 10 Euro in den Ausstellungshäusern erhältlich.
(Diether v. Goddenthow /RheinMainKultur.de)
Mehr Infos:
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Künstler: www.wiesbadener-fototage.de/wifo2025/festival/artists
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Programm: www.wiesbadener-fototage.de/wifo2025/festivalprogramm
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Digital: www.wiesbadener-fototage-digital.de