„Das Handwerk ist ein Fundament unserer Wertschöpfung“ – 19. Hessischer Gestaltungspreis in der HWK Wiesbaden verliehen

Gestern, am 19. August 2025 wurde während einer Feierstunde der 19. Hessische Gestaltungpreis im Meistersaal der Wiesbadener Handwerkskammer verliehen. (v.li.): Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und die Preisträger: Philipp Weinkauf, Mofoluwake Olukuewu, Eva Bauer, Yara Wedjelek, Johanna Schenk Gräfin von Stauffenberg, sowie HWK-Präsident Stefan Füll. Zugelassen waren Handwerkerinnen und Handwerker, die einen Meisterbrief oder Gesellenbrief in einem Handwerk oder eine Qualifikation erworben haben und selbständig einen, bei den hessischen Handwerkskammern eingetragenen Betrieb führen oder dort angestellt sind. Teilnehmen konnten auch Mitglieder des Bundesverbandes Kunsthandwerk (BK) beziehungsweise von Keramik Hessen e.V. © Foto Diether von Goddenthow

Bei der feierlichen Preisverleihung des Hessischen Gestaltungspreises im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden wurden heute Arbeiten hessischer Handwerkerinnen und Handwerker ausgezeichnet, die sich durch besondere gestalterische Qualität auszeichnen. Der Gestaltungspreis, der alle zwei Jahre von der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern ausgelobt und vom Hessischen Wirtschaftsministerium unterstützt wird, würdigt die Bedeutung des gestaltenden Handwerks als wichtigen Bestandteil des kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Hessen. Die Preisverleihung wurde vom Schirmherrn, Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori, und dem Präsidenten der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll, vorgenommen.

In der ersten Reihe im Meistersaal der HWK Wiesbaden: Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori, HWK-Präsident Stefan Füll, HWK Hauptgeschäftsführer Pierre Schlosser, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermeyer sowie IHK-Präsident Jörg Brömer. © Foto Diether von Goddenthow

Stefan Füll begrüßte die zahlreichen Besucher, darunter viele Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft und Kultur. In seiner Rede betonte der Handwerkspräsident die besondere Rolle der Gestaltung im Handwerk: Aus einem guten Produkt werde durch Gestaltung ein einzigartiges. Sie verleihe der Arbeit Identität und Unverwechselbarkeit. Der Hessische Gestaltungspreis, seit fast vier Jahrzehnten im zweijährigen Turnus verliehen, sei ein starkes Zeichen dafür, dass handwerkliche Gestaltung auch im digitalen Zeitalter nichts an Bedeutung verloren habe. Im Gegenteil – sie sei eine Antwort auf Massenproduktion und die Sehnsucht nach Einzigartigkeit. Füll dankte dem Wirtschaftsministerium für die Förderung, der Handwerkskammer Wiesbaden für die Organisation sowie der Jury für ihre anspruchsvolle Arbeit an den über 70 eingereichten Beiträgen.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori: das Handwerk ein Fundament unserer Wertschöpfung

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori : „Von der Schreinerin bis zum Goldschmied, von der Keramikerin bis zum Orgelbauer – ist das Handwerk ein Fundament unserer Wertschöpfung, ein kulturelles Erbe und eine Investition in die Zukunft unseres Landes“ © Foto Diether von Goddenthow

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori betonte in seiner Ansprache die große Freude und Ehre, bei der Preisverleihung dabei zu sein: „Der Hessische Gestaltungspreis ist weit mehr als eine Auszeichnung – er ist ein starkes Signal. Er macht deutlich, welche zentrale Bedeutung das gestaltende Handwerk für Hessen hat: wirtschaftlich, kulturell und sozial. Besonders erfreulich ist, dass auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Beiträge eingereicht wurden – 70 Arbeiten aus ganz Hessen. Tradition trifft hier auf Innovation, Meisterinnen und Meister bringen ihre Ideen ein, und selten war die Qualität so hoch wie diesmal. Die Jury hatte keine leichte Aufgabe, und ich danke ihr ausdrücklich für ihre sorgfältige und verantwortungsbewusste Arbeit.

Die erste Bassblockflöte für Menschen mit kleineren Händen von Yara Wedjelek. © Foto Diether von Goddenthow

Die prämierten Werke gehen weit über reines Funktionieren hinaus. Sie verbinden Ästhetik mit Verantwortung, Tradition mit Fortschritt und regionale Identität mit globalen Fragen. Nachhaltigkeit steht dabei immer stärker im Mittelpunkt: Immer mehr Gestalterinnen und Gestalter arbeiten ressourcenschonend, nutzen nachhaltige Materialien und denken in Kreisläufen. Das Handwerk war schon immer ein Vorreiter in dieser Hinsicht – es war stets geprägt von Langlebigkeit und bewusstem Umgang mit Ressourcen.

Doch es geht nicht nur um Material und Technik, es geht auch um Menschen. Handwerk schafft Begegnung, bietet Ausbildung und Perspektiven, insbesondere für junge Menschen, die hier Verantwortung übernehmen und ihre Kreativität entfalten können. Mit über 75.000 Betrieben und rund 370.000 Beschäftigten – von der Schreinerin bis zum Goldschmied, von der Keramikerin bis zum Orgelbauer – ist das Handwerk ein Fundament unserer Wertschöpfung, ein kulturelles Erbe und eine Investition in die Zukunft unseres Landes.

Deshalb unterstützen wir als Landesregierung den beruflichen Weg im Handwerk konsequent. Mit der Aufstiegsprämie und der Möglichkeit, den Meisterabschluss nach der Erstausbildung kostenfrei zu absolvieren, stärken wir nicht nur Fachkräfte, sondern auch Betriebe, gute Löhne und Qualität vor Ort.

Gestaltendes Handwerk zeigt zugleich, wie vielfältig, offen und verantwortungsvoll unsere Gesellschaft ist. Innovation bedeutet dabei nicht, um jeden Preis Neues zu schaffen, sondern bewusst mit Materialien, Menschen und Ideen umzugehen. Verehrte Preisträgerinnen und Preisträger, Sie haben Maßstäbe gesetzt. Sie zeigen, was möglich ist, wenn Herzblut, Können und Haltung zusammenkommen. Sie sind Vorbilder – für uns alle.“

Preisverleihung

Mofoluwake Olukuewus Kleid: „Gott im Zentrum“ © Foto Diether von Goddenthow

Im Anschluss begann die eigentliche Preisverleihung. Insgesamt wurden sechs Preise vergeben: vier Hauptpreise in den Kategorien Möbel und Skulpturen, Mode und Accessoires, Schmuck und Gerät sowie Wohnen und Leben, jeweils mit 2.000 Euro dotiert, sowie zwei Nachwuchspreise, die mit je 1.000 Euro ausgezeichnet wurden.

In der Kategorie Möbel und Skulpturen erhielt Philipp Weinkauf, Meister im Tischlerhandwerk aus Groß-Umstadt, den Preis für seinen Schreibtisch Circum. Das Stück überzeugte durch die Verbindung von traditioneller Handwerkskunst, modernster CNC-Technik und einer klaren Formsprache.

In der Kategorie Mode und Accessoires wurde Frau Mofoluwake Olukuewu, Maßschneidermeisterin aus Wiesbaden, für ihr Kleid „Gott im Zentrum“ ausgezeichnet. Der Entwurf kombiniert afrikanische Wachstoffe in leuchtenden Farben mit einer femininen Silhouette und symbolisch angelegten Gestaltungselementen.

In der Kategorie Schmuck und Gerät ging der Preis an die Silberschmiedin Eva Bauer aus Hanau für ihre Tischskulptur Twist. Das Werk aus Olivenholz und Silber überzeugte durch eine klare Formensprache, moderne Fertigungstechniken und funktionale Details.

Umlagert war Philipp Weinkaufs Schreibtisch Circum. © Foto Diether von Goddenthow

Den Preis in der Kategorie Wohnen und Leben erhielt Yara Wedjelek, Holzblasinstrumentenmachermeisterin aus Fulda, für ihre Bassblockflöte. Dieses Instrument wurde speziell für Menschen mit kleineren Händen oder eingeschränkter Beweglichkeit entwickelt und vereint ergonomisches Design mit hoher klanglicher Qualität.

Bei den Nachwuchspreisen wurde Johanna Schenk Gräfin von Stauffenberg, Goldschmiedin aus Frankfurt, für ihr Werk Hand nah ausgezeichnet. Ihr variabel tragbares Schmuckstück überzeugte durch handwerkliche Präzision und Vielseitigkeit.

Den zweiten Nachwuchspreis erhielt Wanja Sturhan, Glasapparatebauer aus Hadamar, für sein Objekt Spinnen Extraktion (Glasapparat). .

Der untere Teil von Wanja Sturhans, zirka einen Meter hohem Glas-Kunstwerk „Spinnen Extraktion (Glasapparat). © Foto Diether von Goddenthow

Das abschließende Wort hatte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden, Pierre Schlosser. Er gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern, dankte der Jury und betonte die kreative Vielfalt und Nachhaltigkeit des Handwerks. Mit einem gemeinsamen Gruppenfoto endete die Preisverleihung, bevor die Gäste Gelegenheit zum Networken und Austausch mit den Preisträgerinnen und Preisträgern hatten. Die Ausstellung der von der Objektjury zum Wettbewerb zugelassenen Objekte, darunter die Siegerobjekte, wurde eröffnet. Interessenten können vom 20. bis 29. August 2025 die Ausstellung im Meistersaal zu den Öffnungszeiten der Handwerkskammer Wiesbaden anschauen.
(Diether von Goddenthow/ RheinMainKultur.de)