
Eine unglaubliche Stimmung herrschte sofort im Zirkuszelt auf dem Dern’schen Gelände, als die jungen Artisten zur Eröffnung des 22. European Youth Circus Wiesbaden am 31. Oktober 2024 in und um die Manege tanzten, Formationen bildeten, wechselten und wieder auflösten und abschließend Tafeln auf dem Boden zur Europaflagge vereinten.

Aus ihrer Mitte heraus eröffnet die Artistin Amelie Kamps mit ihrer spektakulären Strapaten-Nummer den Reigen des Wettbewerbs in der Altersgruppe I (12 – 17 Jahren). Das gelang ihr so atemberaubend, dass die rund 1200 Kinder aus Wiesbadener Schulen vor Begeisterung schrien. Man glaubt es kaum, es war einfach grandios, wie sich in Bruchteilen von Sekunden eine derart positive Energie auflud, allen ein Lächeln ins Gesicht zauberte, und die Handys in den Taschen blieben.
In diesem Jahr trägt sicherlich zu dem derartigen fulminanten Erfolg des European Youth Circus auch das neue choreographische Konzept von Karl Heinz Helmschrot bei. Er ist unter anderem Regisseur und Konzeptionist der „GOP-Entertainment-Group“, dem größten deutschen Varieté-Unternehmen, betreut seit 25 Jahren die sensationellen Veranstaltungen auf der Feste Ehrenbreitstein in Koblenz von Cafe’Hahn. Neu in der Crew ist auch Choreograf Dima mit seiner Opening-Choreographie. Gemeinsam mit der international renommierten Artistin Michaela Samaki-Pesce und dem populären Beatboxer und Geräusch-Akrobat Ro-Beat (Künstlername) präsentiert Dima, clownesk von Kopf bis Fuß in Weiß, alle Veranstaltungen des European Youth Festival 2024. Zu Dritt, unterstützt vom European Circus Orchester und den Artisten neben deren akrobatischen Auftritten, führten sie durch den Wettbewerb mit Gags, Acts und Soundsensationen während der Aufbauphasen.

Die Stimmung kochte, und als Monique Schröder virtuos ihre Nummer mit dem Gymnastik-Ball (Gym Ball) zeigte, brüllten die Kids vor Begeisterung „Zugabe, Zugabe“, sogar bei späteren Nummern auch, wenn eine Vorführung noch gar nicht beendet war. Irgendwohin mussten sie mit ihrem Kick, bei dem sie die Welt um sich herum vergaßen und gebannt den Performancen der Akrobaten folgten. Viel Applaus erhielt auch Yahav Adars für ihre Cyr-Rad-Darbietung. Die Israelitin hatte es trotz des Nahostkrieges mit Flugeinschränkungen geschafft, doch noch nach Wiesbaden kommen zu können.
Ebenso überzeugte Viktoria Voitkos Equilibristik die Kids, und entfachte erneut wahre Begeisterungsstürme. Die 14jährige Ukrainerin spezialisierte sich seit 2022 im Circus-Studio „Ale-Up“ in Kiew auf die Handstandakrobatik, und zeigte diese „Gleichgewichtskunst“ in Wiesbaden bereits auf höchstem Niveau.
Eine fulminante Aufführung präsentierten anschließend „The Anna’s“ am „Fliegenden Mast“ . Die beiden 18jährigen haben den Poledance von der Bühne in die Lüfte gebracht. Ihre Aerial-Pole-Kunst unter der Zirkuskuppel hielt die Stimmung weiter hochkochen.

Großartige Leistungen auf höchstem Niveau zeigten sämtliche Artisten an diesem Morgen, darunter Ekaterina Ivanova am Einrad, Camin Arricau Cassiau am Vertikalseil, das Duo Fusion mit LED-Jonglage, Daniela Levina auf ihrer frei rotierenden Scheibe, Aron Zsalek mit seiner Ring-Jonglage, das Duo Hide, die Akrobatin Ahlaia Masksymova in den Luftringen, und Hillary (Ioi Hei Long) mit ihrer Diabolo-Schau.
Morgen Vormittag präsentieren die Artisten der Altersgruppe II, zwischen 18 – 25 Jahren, ihr Können.
Insgesamt gibt es 26 Darbietngen. In vier Wettbewerbsdurchgängen zeigen die jungen Artistinnen und Artisten der Jury und dem Publikum ihre Fähigkeiten. Nach deren Votum durch ein Punktesystem
werden schließlich die Preisträgerinnen und Preisträger ermittelt. In der hochkarätig besetzten Jury sind neben Jury-Sprecher Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalasts in Frankfurt, die beiden ehemaligen Preisträger des Festivals Michael Ferreri (Jongleur aus Spanien) und Larissa Kastein (Direktion Flic Flac X-mas Nürnberg),
Francesco Mocellin (Präsident der Gesellschaft der italienischen Zirkusfreunde), Kristian Kristof (Artist und
Castingdirektor der ungarischen Produktion „Recirquel“) und mit Nicholas BoivinGravel erstmals ein Vertreter des Cirque du Soleil, für den er als Talentscout tätig ist.
Erstmals gibt auch eine fünfköpfige Kinderjury ihre Stimmen ab und wird bei der Gala-Veranstaltung am 2.11. den „Preis der Kinder-Jury“ verleihen.
Leider konnten nicht alle ausgewählten Teilnehmer anreisen – so erhielt ein russischer Artist kein Visum, wie Kommissionsmitglied Peter Kremer bedauernd erklärt.
Am Samstag, 2. November, werden die aus den beiden Wettbewerbsgruppen hervorgehenden Sieger in einer großen Gala-Vorstellung ihre preisgekrönte Akrobatik zeigen. Am Sonntag wird die Gala-Show wiederholt.
Leider ist der European Youth Circus seit Tagen restlos ausverkauft.
(Diether von Goddenthow/ RheinMainKultur.de)