1. Odessa Kulturtage in Mainz in St. Stephan mit Vernissage von Osetenkos Kirchenbildern eröffnet

Die 1. Odessa-Kulturtage in Mainz wurden am Mittwoch, den 27. August 2025, mit einer feierlichen Vernissage in der St.-Stephan-Kirche eröffnet. Im Rahmen der Eröffnung wurde eine Ausstellung mit Stadtansichten von Odessa gezeigt und eine Grußbotschaft vom Bürgermeister von Odessa, Gennadij Trukhanov, vorgelesen. © Foto Diether von Goddenthow

Am 27. August 2025 wurden in Mainz die 1. Odessa-Kulturtage mit einer feierlichen Vernissage des Malers Viktor Osetenko (1939–2018) und seinen Stadtansichten von Odessa in der „St.-Stephan-Kirche, der mit den Chagall-Fenstern, eröffnet. Musikalisch wunderbar umrahmt wurde die Feierstunde von dem Trio Malvy, einem der bekanntesten Bandura-Trios der Ukraine, sowie weiteren Musikerinnen und Musikern aus Odessa, darunter die Violinistin Oleksandra Chekalenko und die Pianistin Ninel Menshchikova.
Peter Willisch, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, und Egar Wagner, Leiter der Odessa-Kulturtage, warben für die Städtepartnerschaft und den Partnerschaftsverein und gaben einen Überblick über die Veranstaltungsvielfalt der Kulturtage bis zum 2. September. Professor Christian Vahl, Kunsthistoriker und Galerist, führte in die Ausstellung des wohl berühmtesten ukrainischen Malers ein.

Musikalisch eröffnet und umrahmt wurde die Feierstunde vom Trio Malvy, einem der bekanntesten Bandura-Trios der Ukraine. © Foto Diether von Goddenthow

Der Mainzer Bürgermeister Günter Beck sagte bei seiner Begrüßung der Gäste, dass die Stadt Mainz mit den „Odessa-Kulturtagen“ zeigen wolle, was die Ukraine insgesamt in ihrem Kampf vor allem verteidige: „Ihre Kultur und damit auch ihre Identität“. Denn deren Zerstörung sei eines der Hauptziele des russischen Angriffs, so Beck. „Diese Kultur zu präsentieren, ist der Inhalt unserer Odessa-Kulturtage, die von Odessas Bürgermeister Gennadij Trukhanov und seiner Frau Tetiana Markova so tatkräftig gefördert und unterstützt wurden.“
Beck dankte insbesondere den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern, die eine über 30-stündige Busfahrt von Odessa nach Mainz auf sich genommen haben, „um ihren Beitrag zu diesen Kulturtagen zu leisten“.
Odessas Bürgermeister dankte per zugeschalteter Videogrußbotschaft und wünschte den Kulturtagen ein gutes Gelingen sowie eine weitere Vertiefung der Städtepartnerschaft zwischen Odessa und Mainz.

Weitere Musikerinnen und Musiker aus Odessa, darunter die Violinistin Oleksandra Chekalenko und die Pianistin Ninel Menshchikova, gaben Kostenproben ihres Könnens, zu hören in weiteren Konzerten der 1. Mainzer Odessa Kulturtage bis zum 2.09.2025.© Foto Diether von Goddenthow

Professor Vahl führte in die Osetenkos Ausstellung von Kirchenbildern ein, indem er Odessa als geistig-kulturellen Kosmos beschrieb, in dem jüdische, orthodoxe, katholische und protestantische Traditionen in engem Austausch standen. Für Osetenko war diese Stadt eine spirituelle Landschaft: religiöse Praxis, Mystik, intellektuelle Debatte und künstlerische Suche nach Sinn verschränkten sich dort.

Der bekannte Galerist und Kunsthistoriker Prof. Christian Vahl, bis zu seinem Ruhestand Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der Mainzer Uniklinik, hielt die Einführung. © Foto Diether von Goddenthow

Seine Kirchenbilder entstehen vor diesem Hintergrund: Kirchen erscheinen nicht als Hierarchie, sondern als gleichwertige Orte des Dialogs mit dem Göttlichen und als soziale Zentren städtischen Lebens. Osetenko verbindet expressionistische Ausdruckskraft – starke Farbkontraste, emotionale Verfremdungen, symbolische Räume – mit impressionistischen Elementen des Lichts und der Atmosphäre. Der Himmel ist bei ihm kein Hintergrund, sondern ein aktiver Ausdruck innerer Zustände, zwischen Transzendenz und subjektiver Emotion.
Kunsthistorisch greift er auf Traditionen von der Antike bis zur Moderne zurück, verarbeitet aber zugleich zeitgenössische Einflüsse wie Joseph Brodskys poetische Auseinandersetzung mit Religion, Transzendenz und Sprache. So werden seine Kirchenbilder zu Manifestationen einer Spiritualität, die über nationale und konfessionelle Grenzen hinausweist und das Spirituelle als lebendigen, universellen Erfahrungsraum sichtbar macht.

Fortgesetzt wurde der Eröffnungstag mit einem Literaturabend mit der ukrainischen Schriftstellerin und mehrfache Literaturpreisträgerin Marjana Gaponenko. Sie publizierte früh in deutscher Sprache. Gaponenko lebte in Dublin, zeitweise auch in Mainz oder Wien. Moderiert wurde der Abend von Alexander Wassner, SWR-Redakteur, Filmemacher und Literaturkritiker

Ausstellungs-Impression in St. Stephan. © Foto Diether von Goddenthow

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